nah
nahe
Adj.
‘nicht weit entfernt, eng, vertraut’,
ahd.
nāh
(9. Jh.),
mhd.
nāch,
nā,
asächs.
nāh,
mnd.
mnl.
nā,
nl.
na,
afries.
nēi,
nī,
aengl.
nēah,
nēh,
engl.
(dichterisch)
nigh,
anord.
nā-
in Zusammensetzungen wie
nālægr
‘naheliegend’,
got.
nēƕ,
nēƕa
Adv.
(
germ.
*nēhwa-).
Herkunft ungesichert.
Entweder Kompositum
(mit Schwund der ersten Silbe)
aus der unter
an
(s. d.)
dargestellten Präp.
und der unter
Auge
(s. d.)
angegebenen Wurzel
ie.
*oku̯-
‘sehen’,
so daß von einer Bedeutung
‘heranschauend, herangewendet’
auszugehen ist?
Oder zu
ie.
*enk̑-,
*nek̑-
‘reichen, erreichen, erlangen, tragen’
und damit verwandt mit
genug
(s. d.)?
Eine Verbindung mit
lit.
pranókti
‘überholen’,
lett.
nākt
‘gehen, kommen’
stößt des Ablauts wegen auf Schwierigkeiten.
nah
ist anfänglich Adverb
und wird noch lange überwiegend adverbial verwendet
(vgl. geläufige Zusammenrückungen wie
nahelegen,
nahebringen).
Adjektivischer Gebrauch setzt zuerst beim Superlativ
(
nächst)
ein,
beim Positiv überwiegt zunächst prädikative Verwendung.
Das Nebeneinander von
nah
und
nach
(gelegentlich noch bis ins 18. Jh.)
erklärt sich aus dem regelmäßigen Wechsel von
h
und
ch
im
Mhd.,
der im
Nhd. fast durchgängig
(Ausnahme
hoch,
s. d.)
zugunsten des
h
ausgeglichen wird.
Der überwiegend räumlichen Verwendung
folgt ein insgesamt wenig ausgeprägter zeitlicher Gebrauch.
nahe
wird
(bereits
ahd.)
auch als Präposition mit Dativ verwendet.
nahen
Vb.
‘näher kommen, nahe herankommen’,
ahd.
nāhen
(8. Jh.),
mhd.
nāhen,
nān
‘nahen, sich nähern’.
Nähe
f.
‘geringe Entfernung, Nahesein’,
ahd.
nāhī
(9. Jh.),
mhd.
næhe.
nähern
Vb.
‘näher bringen’,
reflexiv
‘näher herankommen’,
mhd.
næhern.
Nächster
m.
‘Mitmensch, Nachbar’,
substantivierter Superlativ,
ahd.
nāhisto
(8. Jh.),
mhd.
nāhste,
næhste,
frühnhd.
neheste,
nechste;
in starker Flexion
(
mein Nächster)
seit dem 17. Jh.
Nächstenliebe
f.
‘Liebe zum (hilfsbedürftigen) Mitmenschen’
(18. Jh.).
beinah(e)
Adv.
‘fast, nahezu, annähernd’,
ahd.
bī nāh,
spätmhd.
bīnāhe,
bīnāch,
frühnhd.
beinah
neben
beinach,
das vereinzelt bis ins 18. Jh. begegnet.
Daneben noch im 18. Jh. auseinandergeschrieben
(vgl. „besser
bey nahe“
Adelung).
nahebei
Adv.
‘dicht dabei, beinahe’,
Zusammenrückung (16. Jh.) aus
nahe bei,
mhd.
nāhe bī.
nahezu
Adv.
‘fast, beinahe’,
aus
nahe zu
(18. Jh.).