Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Nüchternheit, die

Grammatik Substantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Nüchternheit · Nominativ Plural: Nüchternheiten · wird meist im Singular verwendet
Aussprache 
Worttrennung Nüch-tern-heit
Wortzerlegung nüchtern -heit
eWDG

Bedeutung

entsprechend der Bedeutung von nüchtern (1, 2, 3, 4)
entsprechend der Bedeutung von nüchtern (1)
Beispiel:
Hatte schon vor der Messe gefrühstückt. Hielt mich nur selten an das Gebot der Nüchternheit [ GrassKatz98]
entsprechend der Bedeutung von nüchtern (2)
Beispiel:
der Kraftfahrer beteuerte seine Nüchternheit
entsprechend der Bedeutung von nüchtern (3)
nüchternes Wesen, Sachlichkeit
Beispiele:
etw. mit (aller) Nüchternheit berichten, darstellen
die Nüchternheit eines Berichtes, Menschen
mit Nüchternheit vorgehen, handeln
Phantasielosigkeit
Beispiel:
die Nüchternheit eines Pedanten
Unbehaglichkeit, Ungemütlichkeit
Beispiel:
sein Zimmer, das in seiner spartanischen Nüchternheit eher einer Studentenbude glich [ St. ZweigUngeduld413]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

nüchtern · Nüchternheit · ausnüchtern · Ausnüchterung · ernüchtern · Ernüchterung
nüchtern Adj. ‘nicht gegessen und getrunken habend, mit leerem Magen, nicht betrunken’, übertragen ‘besonnen, leidenschaftslos, phantasielos’, ahd. nuohturn (10./11. Jh.; dazu die Weiterbildung nuohturnīn, um 1000, z. B. in nuohturnīn sīn ‘sich einer Sache enthalten’), mhd. nüehtern, auch schon ‘nicht betrunken’, mnd. nöchteren, mnl. nuchteren, nuchterne, nl. nuchter sind entlehnt aus lat. nocturnus ‘nächtlich’ (zu lat. nox, Genitiv noctis, s. Nacht). Die vom Lat. abweichende Vokallänge erklärt sich durch Angleichung an die einheimischen Bezeichnungen für ‘Morgenfrühe, Dämmerung’ ahd. uohta (um 1000), mhd. uohte, uhte, nhd. (landschaftlich) Ucht, asächs. ūhta, mnd. uchte (verwandt mit Nacht). Es handelt sich wohl um ein in den Klöstern entstandenes Wort mit der Bedeutung ‘in der Morgendämmerung bestehend, frühmorgendlich, im Zustand des frühen Morgens befindlich’, d. h. ‘noch nichts gegessen und getrunken habend’, und zwar in der Zeit des der Nachtruhe folgenden Morgengottesdienstes vor Einnahme der Morgenmahlzeit. – Nüchternheit f. (Anfang 15. Jh.). ausnüchtern Vb. ‘sich vom Zustand der Trunkenheit erholen’ (17. Jh.); Ausnüchterung f. (Mitte 19. Jh.). ernüchtern Vb. ‘sich nach reichlichem Essen, von einem Rausch erholen’, mhd. ernüchtern, ‘jmdn. aus einer gesteigerten Stimmung herausreißen’ (18. Jh.); Ernüchterung f. (2. Hälfte 19. Jh.).

Thesaurus

Synonymgruppe
Neutralität · Nüchternheit · Objektivität · Sachlichkeit
Architektur
Synonymgruppe
Oberbegriffe
Assoziationen
Synonymgruppe
Nüchternheit · Sachlichkeit · Unsentimentalität · trockene Art
Synonymgruppe
Nüchternheit[Hinweis: weitere Informationen erhalten Sie durch Ausklappen des Eintrages]
Assoziationen
Antonyme

Typische Verbindungen zu ›Nüchternheit‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Nüchternheit‹.

Verwendungsbeispiele für ›Nüchternheit‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Seine Nüchternheit gibt ein unabdingbares Moment von kritischem Denken ab. [Adorno, Theodor W.: Minima Moralia, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1971 [1951], S. 81]
Als Filter gegenüber der Tradition erziehen sie zu liturgischer Nüchternheit. [Buchholz, F.: Kirchliche Arbeit von Alpirsbach. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1959], S. 15357]
Es ist eine, vor allem durch ihre Nüchternheit erschütternde Lektüre. [Die Zeit, 27.09.1996, Nr. 40]
Ich will nicht zögern, diese Frage in aller Nüchternheit zu beantworten. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1945]]
Mit einer fast harten Nüchternheit erklärt er sein Land zur Priorität. [Die Zeit, 18.01.2010, Nr. 03]
Zitationshilfe
„Nüchternheit“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/N%C3%BCchternheit>.

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