Narr, der
Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Narren · Nominativ Plural: Narren
Aussprache
Wortbildung
mit ›Narr‹ als Erstglied:
Narrenaufzug
· Narrenfest · Narrenfreiheit · Narrenhand · Narrenhaus · Narrenjacke · Narrenkappe · Narrenkleid · Narrenkostüm · Narrenposse · Narrenruf · Narrenschelle · Narrenseil · Narrensposse · Narrenstreich · Narrentum · Narrenweisheit · Narrenzepter · Narrenzunft · Narrifex · Närrchen · Närrin · narrenhaft · narrensicher · närrisch
· mit ›Narr‹ als Letztglied: Aprilnarr · Blumennarr · Buchnarr · Büchernarr · Halbnarr · Hansnarr · Hofnarr · Hundenarr · Kindernarr · Modenarr · Musiknarr · Pferdenarr · Schalksnarr · Waffennarr
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Mehrwortausdrücke
Hoffen und Harren hält manchen zum Narren ·
Hoffen und Harren macht manchen zum Narren ·
an jmdm., etw. den Narren gefressen haben
·
an jmdm., etw. einen Narren gefressen haben ·
hoffen und harren hält manchen zum Narren ·
hoffen und harren macht manchen zum Narren ·
jmdn. zum Narren halten ·
jmdn., sich zum Narren machen ·
sich nicht zum Narren halten lassen ·
sich zum Narren halten lassen
Bedeutungsübersicht
- 1. jmd., dem es (in einer Situation) an Vernunft mangelt (und der sich lächerlich macht), Tor
- 2. Possenreißer, Spaßmacher
- 3. ...
- ⟨jmdn. zum Narren halten⟩ jmdn. anführen, zum Besten haben
- [salopp] ⟨an jmdm., etw. einen Narren gefressen haben⟩ für jmdn., etw. eine übertriebene Vorliebe haben, in jmdn., etw. vernarrt sein
eWDG
Bedeutungen
1.
jmd., dem es (in einer Situation) an Vernunft mangelt (und der sich lächerlich macht), Tor
Beispiele:
ich (armer) Narr, wie konnte ich das nur glauben!
du wärst ein Narr, wenn …
sei doch kein Narr, lass das!
ich möchte nicht als Narr dastehen
ich möchte mich nicht zum Narren machen
jmdn. für einen (ausgemachten, eitlen) Narren halten
sprichwörtlichKinder und Narren sagen die Wahrheit
sprichwörtlichein Narr fragt mehr, als zehn Weise beantworten können
sprichwörtlichwer nicht liebt Wein, Weib und Gesang, der bleibt ein Narr sein Leben lang
sprichwörtlichHoffen und Harren macht manchen zum Narren
das Gelächter hinter dem Rücken des alten Narren, der geglaubt hatte, ein solches Geschöpf für sich zu besitzen [ I. KurzVanadis588]
Das ist auch so ein Narr, der sich das Herz abjagt nach dem Glück [ EulenbergSonderbare Geschichten179]
2.
Possenreißer, Spaßmacher
a)
jmd., der im Theater, an einem Fürstenhof, als literarische Figur andere unterhält, belustigt (und ihnen Wahrheiten sagt)
b)
scherzhaft jmd., der sich kostümiert hat und ausgelassen mit vielen zusammen Fasching feiert
Beispiele:
unter dem Beifall von einigen Hundert Narren eröffnete Prinz Karneval den Maskenball
der Büttenredner begann seine Rede: »Liebe Narren und Närrinnen!«
3.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Narr · Narrenhaus · Narrenkappe · narren · vernarren · närrisch · Narrheit · Narretei
Narr m. ‘Tor, einfältiger Mensch’. Die Herleitung von ahd. narro (8. Jh.), mhd. mnd. narre, nhd. (bis um 1800) Narre (nl. nar, dän. nar, schwed. narr sind aus dem Dt. entlehnt) ist unklar. Vielleicht ist ahd. narro eine Entlehnung aus spätlat. *nario ‘Nasenrümpfer, Spötter’? Oder gehört das Wort mit frühnhd. narren, nerren ‘knurren’ (15. Jh.) sowie nörgeln, (mit s-Anlaut) schnarren, schnurren (s. d.) zu der schallnachahmenden Wurzel ie. *(s)ner-, *(s)nur- ‘murren, knurren’? Das Substantiv bezeichnet in früherer Zeit auch den Geisteskranken, vgl. Narrenhaus n. ehemals ‘Käfig zur Schaustellung Geisteskranker’ (15. Jh.), ‘Räumlichkeit zur Verwahrung Geisteskranker’ (17. Jh.), Narrenkappe f. ‘Schellenkappe’ (15. Jh.), Hofnarr (s. d.). Hierzu die Wendung an jmdm. einen Narren gefressen haben ‘närrische Vorliebe für jmdn. haben’ (16. Jh.). – narren Vb. ‘irreführen, täuschen’ (16. Jh.); vgl. ahd. irnarrēn ‘sich der Torheit überlassen’ (10. Jh.), spätmhd. ernarren ‘zum Narren werden, sich wie ein Narr benehmen’. vernarren Vb. (reflexiv) ‘sich für etw. beigeistern, sich heftig verlieben’ (16. Jh.), mhd. vernarren ‘ganz zum Narren, zum Toren werden’. närrisch Adj. ‘unvernünftig’, mhd. nerrisch, auch ‘verkehrt’. Narrheit f. ‘närrischer Streich, Einfalt, Dummheit’ (16. Jh.); vgl. ahd. narrraheit ‘törichtes Benehmen’ (8. Jh.) und mhd. narrecheit. Narretei f. ‘Scherz, Posse, übermütiges Treiben, Unsinn’, Narr(e)they (Anfang 17. Jh.), hervorgegangen aus Narrenteiding ‘Verhandlung der Narren, Narrengeschwätz, Torheit’ (16. Jh.); zum Grundwort s. verteidigen.
Thesaurus
Assoziationen |
|
Psychologie
Synonymgruppe
Harlekin ·
Hofnarr ·
Kasper ·
Komiker ·
Narr ·
Pausenclown ·
Possenreißer ·
Quatschmacher ·
Schalk ·
Schelm ·
Schäker ·
Schäkerer ·
Ulknudel ●
Clown engl. ·
Witzling veraltend ·
Betriebsnudel derb ·
Faxenmacher ugs. ·
Scherzbold ugs. ·
Scherzkeks ugs. ·
Spaßkanone ugs. ·
Spaßmacher ugs. ·
Spaßvogel ugs., Hauptform ·
Vokativus geh., veraltet, lat. ·
Witzbold ugs.
Unterbegriffe |
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
Dämlack ·
Halbgescheiter ·
Minderbemittelter ·
Tölpel ●
Dummerjan veraltet ·
Dummkopf Hauptform ·
Gonzo abwertend ·
('ne) hohle Nuss ugs. ·
(eine) geistige Null ugs. ·
Armer im Geiste (bibl.) geh. ·
Armleuchter ugs. ·
Arschkrampe derb ·
Bekloppter ugs. ·
Blitzbirne ugs., ironisch ·
Blödel ugs. ·
Blödi ugs. ·
Blödian ugs. ·
Blödmann ugs. ·
Dackel ugs., schwäbisch, abwertend ·
Denkzwerg ugs. ·
Depp ugs. ·
Dolm ugs., österr. ·
Dulli ugs. ·
Dummbart(el) ugs. ·
Dummrian ugs. ·
Dumpfbacke ugs. ·
Dumpfbatz derb ·
Dussel ugs. ·
Dämel ugs., regional ·
Dödel derb ·
Dösbaddel ugs., norddeutsch ·
Döskopp ugs., norddeutsch ·
Eierkopp ugs., norddeutsch ·
Eiernacken ugs. ·
Einfaltspinsel ugs. ·
Esel ugs. ·
Flachpfeife ugs. ·
Flitzpiepe ugs., abwertend ·
Halbdackel derb, schwäbisch, stark abwertend ·
Hein Blöd ugs., regional ·
Heini ugs., veraltet ·
Hirni ugs. ·
Hohlbirne ugs. ·
Hohlfigur ugs. ·
Hohlkopf ugs. ·
Holzkopf ugs. ·
Honk ugs. ·
Hornochse ugs. ·
Horst ugs. ·
Idiot derb ·
Klappspaten ugs. ·
Knallcharge geh. ·
Knallidiot ugs. ·
Knallkopf ugs. ·
Kretin geh., franz. ·
Lapp derb, österr. ·
Löli (Lööli, Lööl, Löu) ugs., schweiz. ·
Napfsülze ugs. ·
Narr geh. ·
Niete ugs., fig. ·
Nullchecker ugs., jugendsprachlich ·
Pannemann ugs. ·
Pappnase ugs. ·
Piesepampel ugs. ·
Rindvieh ugs. ·
Sacklpicker ugs., österr. ·
Schnellmerker ugs., ironisch ·
Schwachkopf ugs. ·
Schwachmat ugs. ·
Spacko ugs. ·
Spast ugs., jugendsprachlich ·
Spasti derb ·
Spaten ugs. ·
Spatzenhirn ugs. ·
Stoffel ugs. ·
Strohkopf ugs. ·
Tepp ugs. ·
Todel ugs., österr. ·
Torfkopf ugs. ·
Torfnase ugs., ostfriesisch ·
Trottel ugs. ·
Tuppe ugs., kärntnerisch ·
Volldepp ugs. ·
Vollidiot derb ·
Vollpfosten ugs. ·
Vollspast derb ·
Volltrottel derb ·
Zipfelklatscher ugs., süddt. ·
armer Irrer ugs. ·
dumme Nuss ugs. ·
dummes Schaf ugs. ·
dämlicher Hund ugs., veraltend ·
en Beschmierten ugs., ruhrdt. ·
geistiger Tiefflieger ugs. ·
keine Leuchte ugs. ·
taube Nuss ugs. ·
trübe Tasse ugs.
Unterbegriffe |
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Assoziationen |
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Synonymgruppe
Jeck ·
Karnevalist ·
Karnevalsjeck ●
Narr männl. ·
Närrin weibl. ·
Närrinnen und Narrhalesen (Anrede auf Karnevalssitzung) ugs.
Assoziationen |
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Typische Verbindungen zu ›Narr‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Narr‹.
Heilige
Jeck
Karnevalverein
Krüppel
Narrhalesen
Närrin
Phantast
Weltfußball
bissendorfer
bornheimer
bucklig
eckenheimer
giesemer
glandorfer
heddernheimer
heechster
hollageer
iburger
kostümiert
lustringer
miltzscher
niederjosbacher
oberhöchstädter
oberurseler
shakespearesch
sindlinger
steinbacher
usinger
verkleidet
weise
Verwendungsbeispiele für ›Narr‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Sonst war er ein Narr, der an das geglaubt hat, was andere predigten, ohne es zu glauben.
[Bauer, Josef Martin: So weit die Füße tragen, Frankfurt a.M: Fischer 1960 [1955], S. 256]
Als aber hernach das erste wartende Schweigen kam, wollte der Narr noch immer nicht antworten.
[Hauptmann, Gerhart: Der Narr in Christo Emanuel Quint, Berlin: Aufbau-Verl. 1962 [1910], S. 300]
Ein so großer Narr war ich nun auch wieder nicht.
[konkret, 1986]
Wie ich zurückgekommen bin, ist er auf mich los wie ein Narr.
[Der Spiegel, 17.03.1980]
Lange hält man es als ehrenamtlicher Narr an einem Ort nicht aus.
[Die Zeit, 18.03.2013, Nr. 11]
Zitationshilfe
„Narr“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Narr>.
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