Schriftsteller, der in einem Land hohes Ansehen und Verehrung genießt, weil er in seinem Werk das Wesen, den Charakter und den Geist seines Volkes repräsentiert und damit identitätsstiftend wirkt
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: der dänische, slowenische, persische, romantische Nationaldichter
als Genitivattribut: die Verse, das Denkmal des Nationaldichters
Beispiele:
Neben Walter Scott geniesst vor allem der
Nationaldichter Robert Burns die abgöttische
Verehrung der Schotten. Im Städtchen Dumfries verbrachte der Poet, dessen
Verse jedes Kind zitieren kann, seine letzten sechs Lebensjahre. [Neue Zürcher Zeitung, 16.05.2014]
Henrik Wergeland, 1808 in Kristiansand geboren, gehört zur Generation
der großen Nationaldichter Europas, romantisch und
aufgeklärt zugleich, am Vaterland hängend und leidend, kosmopolitisch und
kämpferisch – wie Byron, wie Heine, Foscolo, wie Mickiewicz, Petőfi oder
Puschkin. [Die Zeit, 23.08.2007, Nr. 35]
Für Aufregung sorgt das Denkmal des
[finnlandschwedischen]
Nationaldichters Johan Ludvig Runeberg (1804–1877) in
Helsinki. Runeberg, der in seinen Werken »finnische Werte« schuf, aber
ausschliesslich auf Schwedisch schrieb, verfasste auch den Text zur
Nationalhymne »Unser Land«. [Neue Zürcher Zeitung, 07.11.2014]
Es sollte ein leidenschaftlicher Chronist der Kultur seines
Heimatvolkes, der Sorben, die in Brandenburg und Sachsen leben, aus ihm
[Jurij Brězan] werden. Als ihr
»Nationaldichter« verfasste er auf Sorbisch und
Deutsch mehr als 50 Bücher, Erzählungen, Romane und Kinderbücher, die in 25
Sprachen übersetzt wurden. [Der Spiegel, 20.03.2006, Nr. 12]
Unser Nationaldichter
[Schiller] hat immer wieder den Kampf gegen
Tyrannen thematisiert – »Die Räuber«, »Fiesko«, »Don Carlos«, »Wilhelm
Tell«. Schließlich war deren Überzahl Ursache für Deutschlands Verspätung
als Nation und Zivilgesellschaft. [Die Welt, 24.03.2003]
Ausgerechnet jetzt, da die von Europa umzingelte Schweiz zur
Identitätsfindung dringend eines Nationaldichters
bedürfte, bleibt der Posten vakant. Thomas Hürlimann wäre eigentlich der
ideale Kandidat. [Berliner Zeitung, 05.05.1998]