bewusst gemeine, hinterhältige, boshafte Gesinnung
Niedertracht, die
Grammatik Substantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Niedertracht · wird nur im Singular verwendet
Aussprache
Worttrennung Nie-der-tracht
Wortbildung
mit ›Niedertracht‹ als Erstglied:
niederträchtig
Bedeutungsübersicht
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
nieder · nieder · Niederung · niedrig · erniedrigen · niedrigen · Niedertracht · niederträchtig · niederdeutsch · nieden · hienieden
nieder
Adv.
‘herab, herunter, hinunter, hinab, zu Boden’,
ahd.
nidar
‘unter’
Präp.
(10. Jh.),
‘unten, herunter, herab’
Adv.
(um 800),
mhd.
nider
Adv.
‘hinunter, herunter’,
asächs.
niðar,
mnd.
nēder,
mnl.
nēder(e),
nl.
neder,
neer,
aengl.
niþer,
anord.
niðr,
schwed.
ned
sowie
aind.
nitarā́m
‘niederwärts, nach unten’
sind komparativische Ableitungen
(ie.
*nitero-
‘niederer’)
von in
aind.
ní
‘nieder, herab, rückwärts, hinein’
enthaltenem
ie.
*ni-
‘nieder’
(s. auch
Nest),
während verwandtes
aslaw.
nizъ
‘nieder, hinab, unten’,
russ.
vniz
(вниз)
‘hinab, abwärts’
sowie
griech.
(episch)
né͞iatos
(νείατος)
‘unterster, äußerster’
auf
ie.
*ni-,
*nei-
führen.
nieder
Adj.
‘niedrig’,
ahd.
nidari
‘nieder, niedrig, tief, klein, gering’
(8. Jh.),
mhd.
nider(e),
asächs.
niðari,
mnd.
nēder,
mnl.
nēder(e),
nl.
neer,
afries.
nither,
nether,
aengl.
niþera,
neoþera,
engl.
nether,
anord.
neð(ar)ri,
schwed.
nedre
(germ.
*niþra),
tr-Ableitung
vom Stamm
ie.
*ni-
‘nieder, unten’.
Niederung
f.
‘flaches, niedrig gelegenes Land, Ebene’
(Ende 17. Jh.,
geläufig 19. Jh.),
zuvor
‘Erniedrigung, Demütigung’,
ahd.
nidarunga
‘Verdammung’
(9. Jh.),
mhd.
niderunge
‘Erniedrigung’,
mnd.
nēderinge,
Abstraktbildung zu
ahd.
nideren
(um 800),
mhd.
nider(e)n
‘niedrig machen, herabsetzen, erniedrigen’,
mnd.
nēderen.
niedrig
Adj.
‘unten befindlich, tief gelegen, nicht hoch, gering an Wert und Würde, untergeordnet’
(16. Jh.),
mnd.
nēderich,
Weiterbildung zum Adj.
nieder.
erniedrigen
Vb.
‘demütigen, herabsetzen’
(16. Jh.),
Weiterbildung von älterem gleichbed.
niedrigen
Vb.
(niderigen,
15. Jh.).
Niedertracht
f.
‘Gemeinheit in Gesinnung und Handlung’
(Mitte 18. Jh.),
rückgebildet aus
niederträchtig
Adj.
‘gemein, schäbig’
(17. Jh.),
‘gesenkt, geneigt, niedrig, tiefliegend, unterwürfig, verzagt, geringen Standes’
(16. Jh.),
spätmhd.
nidertrehtic
‘von oben herab angesehen, gering geschätzt, verächtlich’,
zu
mhd.
sich tragen
‘sich benehmen, betragen’
(s.
tragen,
Tracht).
niederdeutsch
Adj.
zur Bezeichnung des
(vor allem durch die 2. Lautverschiebung nicht oder kaum betroffenen)
nördlichen Sprachstandes des Deutschen;
zuerst auf die niederländische Sprache bezogen
(2. Hälfte 15. Jh.),
ausgehend wohl von der
‘niedrig gelegenen, flachen’
Beschaffenheit des Landes
(vgl.
Nider teutschelant,
2. Hälfte 15. Jh.,
und die Bezeichnung
Niederlande),
auch zur Kennzeichnung des dort lebenden Volkes
(nider dütsch,
1. Hälfte 16. Jh.)
und seiner Sprache
(durchgängig seit 1641,
Schottel);
s. das Gegenwort
hochdeutsch.
nieden
Adv.
‘unten, in der Tiefe, auf dieser Erde’,
ahd.
nidana
(9. Jh.),
mhd.
niden(e),
asächs.
niđana,
mnl.
neden(e)
(vgl.
nl.
beneden),
afries.
nida,
aengl.
niðan,
neoðan,
anord.
neðan
aus
(mit einem die Richtung angebenden Suffix
-ana)
germ.
*niþana
‘von unten her’.
Bereits
Adelung
erklärt:
„nur noch … in der höhern poetischen Schreibart“.
Entsprechend
hienieden
Adv.
‘hier unten, auf Erden’,
ahd.
hier nidana
(9. Jh.),
danach in der Zusammenrückung
mhd.
hieniden(e),
mit
hie,
einer Nebenform von
hier
(s. d.).
Thesaurus
Synonymgruppe
Oberbegriffe |
Synonymgruppe
(das) Gemeine (an)
·
Arglist
·
Biestigkeit
·
Boshaftigkeit
·
Bosheit
·
Bösartigkeit
·
Böswilligkeit
·
Gehässigkeit
·
Gemeinheit
·
Gerissenheit
·
Heimtücke
·
Hinterhältigkeit
·
Hinterlist
·
Niedertracht
·
Ruchlosigkeit
·
Tücke
·
Verschlagenheit
·
böse / miese / schlechte / üble Absicht
●
Sadismus
fig.
Oberbegriffe |
|
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
Niedertracht
·
Niederträchtigkeit
·
Tücke
Synonymgruppe
Typische Verbindungen zu ›Niedertracht‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Niedertracht‹.
Verwendungsbeispiele für ›Niedertracht‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Ein großer Teil ihrer Niedertracht war der ganzen Welt bekannt.
[o. A.: Zweihundertvierzehnter Tag. Donnerstag, 29. August 1946. In: Der Nürnberger Prozeß, Berlin: Directmedia Publ. 1999 [1946], S. 32161]
Um dieses Ziel zu erreichen, war ihm jede Niedertracht recht.
[Die Zeit, 22.05.2013, Nr. 01]
Das kleinste Detail erkannte er als Symbol umfassender Niedertracht im Dritten Reich.
[Die Welt, 14.06.2003]
Ich stellte das entsprechende Mädchen zur Rede und versuchte, ihm die Niedertracht seiner Handlungsweise klarzumachen.
[Maltzan, Maria von: Schlage die Trommel und fürchte dich nicht, Berlin: Ullstein 1998 [1986], S. 49]
Weil aus Neid und Niedertracht auf eine Weise gegrinst und gehöhnt worden sei, die nicht mehr durch ein wie immer verstandenes kritisches Amt gedeckt sei.
[Die Zeit, 30.10.1995, Nr. 44]
Zitationshilfe
„Niedertracht“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Niedertracht>.
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