Nord
m.
(ohne Artikel,
besonders in der Seemanssprache und Meteorologie)
‘Himmelsrichtung des tiefsten Sonnenstands, die vom höchsten Sonnenstand am weitesten entfernt liegende Gegend’,
(mit Artikel)
‘aus dieser Richtung wehender Wind, Nordwind’.
Ahd.
nord
n.
‘Norden, Nordwind’
(um 1000),
mhd.
nort
n.
‘Norden’,
asächs.
norð
Adv.
‘im Norden, nordwärts’,
mnl.
nort,
noort,
nl.
noord
n. f.
und Adv.
‘Norden, nordwärts’,
afries.
north,
aengl.
norþ
Adj. und Adv.
‘nördlich, nordwärts’,
engl.
north
Adj.,
Adv. und Subst.
‘nördlich, Norden, Nordwind’,
anord.
norðr
n. und Adv.
‘Norden, nordwärts’,
norw.
dän.
nord,
schwed.
norr
‘Norden’
(
germ.
*nurþa-)
lassen sich
außergerm. wohl mit
griech.
enérteros,
nérteros
(
ἐνέρτερος,
νέρτερος,
νέρτεροϛ)
‘unterer, tieferer, unterirdisch’,
osk.
nertrak
‘von links’,
umbr.
nertru
‘links’
vergleichen,
wobei die
germ. Formen als tiefstufige Bildungen
zu dem sonst hochstufig bezeugten Komparativ
ie.
*nertero-
und damit zur Wurzel
ie.
*ner-
‘unten’
bzw.
‘links’
anzusehen sind.
Auszugehen wäre dann von
einem
germ. Richtungsadverb,
das im Sinne von
‘weiter unten, weiter links’
entweder die
‘Gegend, wo die Sonne unten ist’
oder die
‘linke Seite des sich gegen Osten (Sonnenaufgang) neigenden Beters’
bezeichnet.
–
Norden
m.
(meist ohne Artikel)
‘Himmelsrichtung des tiefsten Sonnenstands’,
(mit Artikel)
‘das nördliche Gebiet der Erde, der nördliche Teil eines bestimmten Gebietes und dessen Bewohner’.
Ahd.
nordan
n.
‘Norden, Nordwind’
(11. Jh.),
spätmhd.
norden
n.,
mnd.
nōrden
n.,
mnl.
norden,
noorden,
nl.
noorden
‘Norden, Nordseite’,
norw.
dän.
norden
‘Norden’,
speziell
‘Skandinavien’,
sind Substantivierungen des Richtungsadverbs
ahd.
nordana
(9. Jh.),
mhd.
norden,
asächs.
norðan,
aengl.
norþan,
anord.
norðan
‘von Norden’
(vgl.
ahd.
fon nordana,
mhd.
von norden,
wo das Adverb leicht als artikelloses Substantiv aufgefaßt werden kann).
Norden
ist heute allgemein gebräuchlich
für die Himmelsrichtung
und das entsprechende Gebiet
im Unterschied zu der meist fachsprachlichen,
aber auch dichterischen Verwendungsweise von
Nord
(s. oben).
nordisch
Adj.
‘den (europäischen) Norden betreffend, zu ihm gehörig, aus ihm stammend, für den europäischen Norden eigentümlich, charakteristisch’,
in
hd. Form zuerst
nortisch
‘nördlich’
(16. Jh.),
in heutiger Bedeutung seit dem 17. Jh.;
vgl.
nl.
noords;
dän.
schwed.
nordisk
sind aus dem
Dt. entlehnt.
nördlich
Adj.
‘im Norden gelegen, nach Norden gerichtet, aus dem Norden kommend’
(Anfang 18. Jh.),
älter
nordlich
(17. Jh.),
nordenlich
(15. Jh.),
ahd.
nordlīh
(Hs. 12. Jh.).
Nordlicht
n.
‘Polarlicht’
(1716),
Übersetzung von
dän.
norw.
nordlys,
anfangs konkurrierend mit
Nordschein
(1717).
Nordost
m.
‘Nordosten, Wind aus Nordosten’,
Nordosten
m.
‘Himmelsrichtung zwischen Norden und Osten, in dieser Richtung gelegenes Gebiet und dessen Bewohner’,
ahd.
nordōstan
m. n.
(10. Jh.),
nordōst
Adv.
(11. Jh.),
vgl. auch
nordōstrōni
Adj.
‘nordöstlich’
(bei
Einhard,
9. Jh.),
spätmhd.
nortōste
‘Nordostwind’.
Nordpol
m.
‘nördlicher Pol der Erd- und Himmelskugel’
(1678),
älter
der nordische Polus,
Nordwirbel
(1664),
Nordspitz
(1587).
Nordsee
f.
Randmeer des Atlantischen
Ozeans (17. Jh.),
vgl.
nl.
Noordzee,
vom niederländischen Standpunkt aus benannt im Gegensatz zur
Zuiderzee
‘südliche See’;
vgl.
spätmhd.
nordermer,
nortmer
‘Nordmeer’.
nordwärts
Adv.
‘nach Norden zu, in nördliche Richtung’
(17. Jh.).
Nordwest
m.
Nordwesten
m.
(entsprechend der Bedeutung und Verwendungsweise von
Nordost,
Nordosten,
s. oben),
ahd.
nordwestan
m. n.
(10. Jh.),
nordwest
Adv.
(11. Jh.),
vgl. auch
nordwestrōni
Adj.
‘nordwestlich’
(bei
Einhard,
9. Jh.).