Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Oberdeutsch, das

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Die Verwendung der beiden möglichen Formen des Wortes richtet sich einerseits nach formalen Kriterien, andererseits tendenziell auch nach der beabsichtigten Bedeutung. Die Form ohne ‑e ist die einzige Möglichkeit, wo sonst starke Formen des Adjektivs gefordert wären (ich verstehe kein Oberdeutsch). Sie wird gewöhnlich dann verwendet, wenn von verschiedenen Ausprägungen der Sprache die Rede ist (das typische Oberdeutsch, im Oberdeutsch des 18. Jahrhunderts) und steht häufiger als Subjekt und Objekt (ohne Artikel: ich verstehe Oberdeutsch) als in anderen Rollen (der Fortbestand unseres Oberdeutsch(s)). Die Form mit ‑e, die immer mit Artikel steht, kann in allen Fällen verwendet werden, wo schwache Adjektivendungen vorkommen (aus dem Oberdeutschen ins Mitteldeutsche gelangen, der Fortbestand unseres Oberdeutschen). Sie wird gewöhnlich verwendet, wenn die Sprache allgemein gemeint ist (das Oberdeutsche ist eine bunte Dialektgruppe).
GrammatikSubstantiv (Neutrum) · Genitiv Singular 1: Oberdeutsch · Genitiv Singular 2: selten Oberdeutschs · wird nur im Singular verwendet
Nebenform Oberdeutsche · Substantiv · Genitiv Singular: Oberdeutschen
Aussprache [ˈoːbɐˌdɔɪ̯ʧ] · [ˈoːbɐˌdɔɪ̯ʧə]
Worttrennung Ober-deutsch ● Ober-deut-sche
Grundformoberdeutsch
ZDL-Vollartikel

Bedeutung

Gesamtheit der im Süden des deutschen Sprachraums beheimateten Mundarten, die sich vom Nieder- und Mitteldeutschen durch die vollständig durchgeführte hochdeutsche Lautverschiebung unterscheiden
Oberdeutsch ist in den Hauptdialektgruppen Alemannisch, Ostfränkisch und Bairisch Alltagssprache in Süddeutschland, der Schweiz, Liechtenstein, Österreich, Tirol und einigen nahen Sprachinseln.
Beispiele:
Die Sprachkarten gliedern den Raum des Deutschen mit ungezählten, erst kräftigen und dann immer feiner werdenden Grenzlinien, sie trennen das Niederdeutsche vom Hochdeutschen und das Hochdeutsche wieder in Mittel‑ und Oberdeutsch und das Oberdeutsche in Bairisch und Alemannisch und so weiter. [Süddeutsche Zeitung, 13.11.2010]
Auch Johannes Dietenberger, der 1534 in Mainz eine katholische Bibel veröffentlichte, griff für seine Fassung auf Emsers Neues Testament zurück. Er passte Luthers und Emsers obersächsische Sprache ebenfalls dem Oberdeutschen an, ging dabei aber nicht so weit wie Eck, dessen Bibel wirklich ziemlich bayerisch war. [Die Welt, 03.04.2017]
Darunter benutzt er [der Barockautor Moscherosch] auch deutsche Dialekte, aus dem Elsaß, aus dem lothringischen Raum, und läßt dann Figuren in diesem O‑Ton sprechen. Da hat er sich also ganz der gesprochenen Sprache, diesem Oberdeutsch, diesem alemannischen Dialekt angeglichen und sagt dann: »Und nun benutze ich eine verständlichere Sprache«, womit das Hochdeutsch gemeint ist. [Frankfurter Rundschau, 30.04.1999]
Die noch heute im Oberdeutschen verbreitete Redensart Gefälle haben: Glück, Erfolg haben, geht auf sehr alte Wurzeln zurück. [Röhrich, Lutz: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1994] [1973], S. 2065]
Demgegenüber kommt das Oberdeutsche zu Wort in einer gediegenen Abhandlung von Ernst Schwarz, »Die althochdeutsche Lautverschiebung im Altbairischen mit besonderer Heranziehung der Salzburger Güterverzeichnisse« […]. [Jahresberichte für deutsche Geschichte, 1928, S. 219]

letzte Änderung:

Zitationshilfe
„Oberdeutsch“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Oberdeutsch>.

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