Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Oberstübchen, das

Grammatik Substantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Oberstübchens · wird nur im Singular verwendet
Aussprache 
Worttrennung Ober-stüb-chen
Wortzerlegung ober1 Stübchen1
eWDG

Bedeutung

salopp jmd. ist im Oberstübchen nicht ganz richtigjmd. ist geistig nicht ganz normal
Beispiele:
er ist, bei ihm ist es im Oberstübchen nicht ganz richtig, nicht in Ordnung, nicht normal
dann frage ich mich, was in meinem Oberstübchen los ist [ BaumKristall109]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Stube · Oberstube · Oberstübchen · Stövchen
Stube f. ‘Zimmer’, ahd. stuba ‘heizbares Gemach, Badezimmer’ (9. Jh.), mhd. stube ‘heizbares Gemach, Badezimmer, Speisesaal, kleines Wohnhaus’, frühnhd. besonders ‘Wohnzimmer’ (15. Jh.), mnd. stōven, auch ‘Glutpfanne, Ofen’, mnl. stōve ‘warmes Bad, Trockenofen’, nl. stoof, aengl. stofa ‘Badestube’ (engl. stove ‘Ofen, Treibhaus’ aus dem Mnd. Mnl.?), anord. stofa ‘Stube, Haus’, schwed. stuga ‘Hütte, Stube’. Herkunft ungeklärt. Man denkt an Entlehnung aus afrz. estuve ‘Badezimmer’ (frz. étuve), vlat. *extūpa ‘Raum für Dampf- und Schwitzbäder’, abgeleitet aus vlat. *extūpāre ‘räuchern’, einer Präfixbildung zu vlat. *tūpāre, seinerseits Entlehnung aus griech. tȳ́phesthai (τύφεσθαι) ‘rauchen, qualmen’. Andere möchten Stube als germ. Wort auffassen und im Sinne von ‘Dampfbad’ mit stieben und Staub (s. d.) und verwandtem engl. steam, nl. stoom ‘Dampf’ verbinden, ohne freilich nachträglichen roman. Einfluß auszuschließen. Aber auch anord. stūfr ‘Stumpf, Stück’, mnd. stūf ‘stumpf’ wird vergleichend herangezogen und damit Herleitung von der unter Stubbe (s. d.) verzeichneten Wurzelerweiterung ie. *(s)teup- ‘stoßen, Stock, Stumpf’ angenommen, wobei an die hölzerne Bauweise der Dachstuben oder an die alten Gluttöpfe aus ausgehöhlten, mit Lehm bestrichenen Baumstümpfen zu denken ist. Oberstube f. ‘oberer Raum im Hause’ (17. Jh.); bildlich das Deminutivum Oberstübchen n. ‘oberer Teil des Körpers, Kopf, Hirn’ (18. Jh.), nicht richtig im Oberstübchen sein ‘wirr im Kopf, nicht bei Sinnen’. Stövchen n. Untersatz zum Warmhalten (mit Glut für die Füße, mit Kerze für Getränke), aus dem Nd. (19. Jh.), Deminutivum von nd. Stove, mnd. stōven ‘heizbarer Raum, Glutpfanne’ (s. oben).

Thesaurus

Anatomie, Medizin
Synonymgruppe
Denkorgan · Hirn  ●  Gehirn  Hauptform · Denkapparat  ugs. · Denkzentrale  ugs. · Enzephalon  fachspr. · Oberstübchen  ugs., fig. · graue Zellen  ugs.
Oberbegriffe
Unterbegriffe
  • Markhirn · Nachhirn  ●  Myelencephalon fachspr., griechisch
  • Rautenhirn  ●  Rhombencephalon fachspr., griechisch
  • Kleinhirn  ●  Cerebellum fachspr., lat.
  • Zwischenhirn  ●  Diencephalon fachspr., griechisch · Dienzephalon fachspr., griechisch, eingedeutscht
  • Hirnstamm  ●  Truncus cerebri fachspr., lat. · Truncus encephali fachspr., lat., griechisch
Assoziationen
Synonymgruppe
Dachkammer · Dachstube · Dachzimmer · Mansarde · Mansardenzimmer · Oberstübchen
Oberbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Oberstübchen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Oberstübchen‹.

Verwendungsbeispiele für ›Oberstübchen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Er bildet sich ein, er sei nicht mal eigener Herr im Oberstübchen. [Schwanitz, Dietrich: Männer, Frankfurt a. M.: Eichborn 2001, S. 289]
Da schaute ich in ein mitternächtliches Oberstübchen mit fünf künstlich erleuchteten Fenstern. [Die Welt, 03.04.1999]
Sie befördert nicht nur den Einfall aus dem Oberstübchen ans Tageslicht. [konkret, 2000 [1998]]
Warum hängt er, der Maler, noch im Oberstübchen der Kunsthalle? [Die Zeit, 16.10.1959, Nr. 42]
Während im Kopf der Frau so gut wie alles mit allem vernetzt ist, herrscht in seinem Oberstübchen strikte Arbeitsteilung. [Der Tagesspiegel, 14.03.2005]
Zitationshilfe
„Oberstübchen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Oberst%C3%BCbchen>.

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