Objekt
n.
‘Gegenstand oder Ziel des Denkens und Handelns, Sache von besonderem Interesse, Vertragsgegenstand’,
spätmhd.
object
(14. Jh.),
Entlehnung von
spätlat.
obiectum
‘Vorwurf, Beschuldigung, Hindernis, Einwand’
(im
Mlat. der Scholastik auch
‘sich den Sinnen darbietender Gegenstand, Ziel’),
lat.
obiecta
Plur.
‘Vorwürfe, Beschuldigungen’,
Substantivierung des neutralen Part. Perf. von
lat.
obicere
(
obiectum)
‘entgegenwerfen, -stellen, vorsetzen, darbieten, vorwerfen’
(vgl.
lat.
ob
‘entgegen, vor, über etw. hin, wegen, für’
und
iacere
‘werfen’).
Im
Dt. versucht man,
Objekt
(eigentlich
‘das Entgegengestellte, Vorgeworfene’,
noch bis ins 18. Jh.
auch mit
lat. Flexionsendungen)
zunächst mit
Gegenwurf
zu übersetzen
(so schon im 14. Jh.),
seit dem Ende des 17. Jhs. tritt
Gegenstand
(s. d.)
teilweise an seine Stelle.
Die neuere Philosophie
(seit
Kant)
versteht unter
Objekt
‘jede Erscheinung der außerhalb des erkennenden Subjekts und unabhängig von dessen Bewußtsein existierenden Wirklichkeit’.
Als grammatischer Terminus steht es für
‘Ziel, auf das sich die Aussage eines Satzes richtet, Satzergänzung’
(Ende 17. Jh.).
objektiv
Adj.
‘unabhängig vom Subjekt und seinem Bewußtsein existierend, tatsächlich vorhanden, der Wirklichkeit gerecht werdend, sachlich, vorurteilsfrei’
(2. Hälfte 18. Jh.,
im 18./19. Jh. auch
objektivisch,
um 1800 verdeutscht mit
gegenständlich),
wohl ein
nlat.
objectīvus
voraussetzend,
doch vgl. in anderem Sinne schon
mlat.
objectivus
‘der Vorstellung angehörend, zum geistigen Bild von einer Sache gehörig’
(bei Scholastikern),
mfrz.
objectivement
Adv.
(15. Jh.),
frz.
objectif,
engl.
objective
(beide 17. Jh.).
Objektiv
n.
‘dem Gegenstand zugewandte Linse oder Linsengruppe eines optischen Gerätes’
(1. Hälfte 19. Jh.),
verkürzt aus
Objektivglas
(18. Jh.,
Gegenbildung zu
Okularglas,
s.
Okular),
vgl. gleichbed.
frz.
objectif
m.
neben
verre objectif
(17. Jh.).
Objektivität
f.
‘die Gegebenheiten der objektiven Realität berücksichtigende Betrachtungsweise, Wirklichkeitstreue, Sachlichkeit’,
früher auch
‘Gegenständlichkeit, reale Existenz’
(Ende 18. Jh.),
latinisierende Ableitung von
objektiv
(s. oben).
Objektivismus
m.
seit Anfang des 20. Jhs. gebräuchlicher philosophischer Terminus,
in der Erkenntnistheorie und Ethik
für das Anerkennen allgemeingültiger Wahrheiten
bzw. für das Streben nach objektiven Normen des sittlichen Handelns,
Lehre, die Erfahrungswerte des objektiv Gegebenen betrachtet.