Ohnmacht
f.
‘Bewußtlosigkeit, Schwäche, Machtlosigkeit’,
mhd.
āmaht
(13. Jh.),
mnd.
āmacht
‘Bewußtlosigkeit, Mangel an Kraft’,
eine Bildung,
die für das
Ahd. nur aus dem Adjektiv
(s. unten)
zu erschließen ist
(vgl. aber bedeutungsähnliches
ahd.
unmaht,
9. Jh.,
aengl.
unmiht,
got.
unmahts
‘Schwäche, Krankheit’),
setzt sich aus dem unter
Macht
(s. d.)
dargestellten Substantiv
und einem meist Trennung oder Verneinung ausdrückenden Nominalpräfix
kontinentalwestgerm.
ā-,
aengl.
ǣ-
‘fort, weg, zurück, nach’
(s.
Ameise,
vgl. ferner
ahd.
āteili,
āteilīg,
mnd.
āteilec
‘unbeteiligt, ausgeschlossen’,
ahd.
āmād,
mhd.
āmāt
‘Nachmahd’,
ahd.
āwiggi,
mhd.
āwicke,
anfrk.
āwigki,
mnl.
mnd.
āwech
‘Abweg, unwegsame Gegend’,
aengl.
ǣwǣde
‘unbekleidet’)
zusammen.
Dieses
westgerm. Präfix ist wohl mit
aind.
ā́
‘her, heran, hinzu’
(z. B. in
āttah
Part.adj.
‘empfangen’),
griech.
o-
(
ὀ-)
‘nahe bei, an, zu, mit’
(z. B. in
okéllein,
ὀκέλλειν
‘ans Land treiben’),
urslaw.
*ja-
(teilweise mit abschwächender bzw. annähernder Funktion,
s.
Vasmer 3, 475)
zur Partikel
ie.
*ē̌,
*ō̌
‘nahe bei, zusammen mit’
(wahrscheinlich verwandt mit dem Pronominalstamm
ie.
*e-,
s.
er,
es)
zu stellen.
Durch Vokalverdunklung vor Nasal
(s.
ohne)
entwickelt sich
spätmhd.
ōmaht
(Mitte 14. Jh.),
frühnhd.
Om(m)acht
(neben bis ins 16. Jh. noch gebräuchlichem
Am(m)acht),
das mit
ohne
in Verbindung gebracht
und zu
Ohnmacht
(16. Jh.)
umgebildet wird.
Diese Lautgestalt begünstigt offensichtlich die
(besonders seit dem 18. Jh. sich ausbreitende)
allgemeinere Verwendung im Sinne von
‘Macht-, Hilflosigkeit, erzwungenes Unvermögen’.
–
ohnmächtig
Adj.
‘ohne Bewußtsein, kraft-, machtlos, nicht fähig zu handeln’,
ahd.
āmahtīg
‘macht-, kraftlos, schwach’
(um 1000),
mhd.
āmehtec,
frühnhd.
am(m)echtig,
mnd.
mnl.
āmachtich,
āmechtich
‘kraftlos, schwach, bewußtlos’;
Anlehnung an
mhd.
āne
‘ohne’
führt bereits um 1300 zur Variante
mhd.
ānmehtic,
Trübung des Vokals ergibt
spätmhd.
ōmehtig,
ōnmehtig
(14. Jh.),
frühnhd.
omechtig,
onmechtig,
ohnmächtig.