Ohrwurm, der
Bedeutungsübersicht
- 1. kleines bis mittelgroßes, längliches, meist geflügeltes, nachtaktives Insekt mit längeren Fühlern und mit einem Paar Zangen am Ende des Hinterleibes, das sich vor allem krabbelnd fortbewegt, von Pflanzen ernährt und auch andere Insekten o. Ä. jagt
- 2. [übertragen] Musikstück mit einer eingängigen, einprägsamen Melodie, das einem Hörer für einen längeren Zeitraum in Erinnerung bleibt
DWDS-Vollartikel
Bedeutungen
1.

Gemeiner Ohrwurm (Forficula auricularia)
(Guido Bohne, CC BY-SA 2.0)
kleines bis mittelgroßes, längliches, meist geflügeltes, nachtaktives Insekt mit längeren Fühlern und mit einem Paar Zangen am Ende des Hinterleibes, das sich vor allem krabbelnd fortbewegt, von Pflanzen ernährt und auch andere Insekten o. Ä. jagt
Synonym zu Ohrenkneifer, Ohrenkriecher
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: der Gemeine Ohrwurm (= Name der vor allem in Europa weitverbreiteten Art Forficula auricularia)
Beispiele:
Ohrenschlürfer – auch Ohrwürmer, ‑kneifer oder
‑zwicker genannt – sind nachtaktiv. Neben Blattläusen und Spinnmilben
fressen Ohrwürmer
[…] Insekteneier und sind daher fleißige
Helfer im Garten. […]. [Der Standard, 06.09.2011]
Das Kammerjäger‑Handbuch lehrt […], dass nicht jedes krabbelnde Wesen […] ein Schädling ist. Oft handelt es sich nur um einen sogenannten Lästling, eine Assel vielleicht oder einen kleinen Ohrwurm[…]. [Süddeutsche Zeitung, 21.07.2010]
Ihnen [Biologen] war aufgefallen, daß die meisten Männchen des Gemeinen Ohrwurms, Forficula auricularia, recht kurze Anhängsel an ihrem Hinterleib tragen[…]. Einige jedoch sind viel stattlicher ausgerüstet – mit bis zu neun Millimeter langen Zangen. Wenn zwei Männchen aneinandergeraten, teilen sie mit ihrem zangenbewehrten Hinterleib kraftvolle Schläge aus[…]. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.03.1994]
Ob männlich oder weiblich, der Gemeine Ohrwurm fliegt kaum umher und tagsüber schon gar nicht. Meist bleiben die zarten Hinterflügel unter den kleinen harten Vorderflügeln verborgen. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.03.1994]
Auch das Weibchen des Ohrwurms […], eines harmlosen pflanzenfressenden Tierchens, zieht sich [zur Brutpflege] in eine unterirdische Nestkammer zurück. [Natzmer, Gert von: Tierstaaten und Tiergesellschaften. Berlin: Safari-Verl. 1967, S. 67]
Die Zangen am Hinterende der Ohrwürmer sind bei den Männchen mächtiger, oft doppelt so groß, reicher gezackt und anders gebogen als bei den Weibchen[…]. [Hesse, Richard: Der Tierkörper als selbständiger Organismus. Leipzig [u. a.]: B. G. Teubner 1910, S. 480]
2.
übertragen Musikstück mit einer eingängigen, einprägsamen Melodie, das einem Hörer für einen längeren Zeitraum in Erinnerung bleibt
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: musikalische, weltberühmte, bekannte Ohrwürmer; ein hartnäckiger, richtiger, echter Ohrwurm
als Akkusativobjekt: einen Ohrwurm singen, produzieren, hören
als Aktivsubjekt: der Ohrwurm erklingt
in Präpositionalgruppe/-objekt: [ein Musikstück hat] das Zeug zum Ohrwurm
als Prädikativ: der Song ist ein Ohrwurm
hat Präpositionalgruppe/-objekt: ein Ohrwurm aus einem Musical
in vergleichender Wort-/Nominalgruppe: [eine Melodie o. Ä.] setzt sich als Ohrwurm fest
Beispiele:
Was macht einen guten Schlager aus? […] Er lebt von den Bildern[…] … […] Außerdem muß eine eingängige Melodie her, ein Ohrwurm. […] [Welt am Sonntag, 13.02.2005]
»Ha Ha said the Clown«, »My Name ist Jack« – das waren Ohrwürmer in den 60er Jahren, die sogar an Mega‑Hits der Beatles heranreichten. [Die Zeit, 16.10.2015 (online)]
Dann war [beim Komponieren] plötzlich diese Zeile da, mitsamt der Melodie. Es war ein echter Ohrwurm, den niemand mehr aus dem Kopf bekam. [Der Spiegel, 15.08.2011 (online)]
Aus dem […] Chaos klingen die […] klaren, kindlich verspielten, […] lyrischen Melodielinien […] heraus, […] Melodien, die sich […] als »Ohrwürmer« ins musikalische Gedächtnis […] hineinfressen. [Neue Zürcher Zeitung, 25.10.1995]
Josef Müller‑Marein […] verwahrt sich […] dagegen, daß mit religiösen Schnulzen, mit »Ohrwürmern und Ohrklebern«, die »primitiver als wohl je ein Schlager« gemacht sind, »Gottes Wort entheiligt« wird[…]. [Die Zeit, 09.10.1964]
letzte Änderung:
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Ohr · Ohrfeige · Dachtel · ohrfeigen · Ohrwurm
Ohr n. Gehörorgan bei Mensch und Wirbeltier und sein äußerer, muschelartig gebogener Teil, ahd. (8. Jh.), asächs. ōra, mhd. ōr(e), mnd. ōr, aengl. ēare, anord. eyra, got. (mit grammatischem Wechsel) ausō ‘Ohr’ und (in der erweiterten Bedeutung ‘Ohr, Öhr, Henkel’) mnl. óre, nl. oor, engl. ear, schwed. öra führen auf germ. *auzan- und mit awest. (Dual) uši, griech. ū́s (οὖς aus *οὖσος), dor. ṓs (ὦς, aus *ō‐ͧs) ‘Ohr’, übertragen ‘Henkel’, lat. auris (aus *ausis) ‘Ohr’, air. āu, ō, lit. ausìs, aslaw. ucho, russ. úcho (ухо) ‘Ohr’ auf ie. *ōus-, *əus-, *us- ‘Ohr’. Zu Ohr gebildet ist Öhr (s. d.). – Ohrfeige f. ‘Schlag auf die Wange, Backpfeife’, frühnhd. ōrfīge (Ende 15. Jh.), mnd. ōrvīge (neben geläufigerem ōrslach), nl. (älter) oorvijg (späteres nl. oorveeg in Anlehnung an nl. vegen ‘fegen, kehren, wischen’, veeg ‘Streich, Hieb, Schlag’). Grundwort ist wohl die unter Feige (s. d.) behandelte Fruchtbezeichnung, vergleichbar anderen Ausdrücken für ‘Wangenschlag’ wie nhd. (mundartlich) Dachtel f. (eigentlich ‘Dattel’) und mnl. muulpēre, nl. muilpeer (eigentlich ‘Maulbirne’); dazu ohrfeigen Vb. (Anfang 19. Jh.). Ohrwurm m. Insekt mit fadenförmigen Fühlern und Zangen am hinteren Körperende, mhd. ōrwurm (14. Jh.); nach (irriger) Volksmeinung soll das Insekt die Ohren der Menschen aufsuchen, darin leben und das Ohrinnere schädigen. Demselben Motiv folgen auch Synonyme wie Ohrenkriecher, -schlüpfer, -schliefer, -knieper, -zwicker u. ä. Anfangs bezeichnet Ohrwurm (und seine Entsprechungen) sowohl den ‘Ohrenschmerz’ als auch dessen vermeintlichen Erreger, vorgestellt teils als ein imaginärer Krankheitsdämon, teils als das oben beschriebene Insekt. Letzteres ergibt (getrocknet und gestoßen) ein volksmedizinisches Heilmittel gegen Ohrenkrankheiten. Vgl. In übertragener Verwendung Tiernamen 629 ff. Ohrwurm, -würmchen ‘Schmeichler’ (18. Jh.) und ‘sich einschmeichelnde, einprägsame Melodie’ (Mitte 20. Jh.).
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
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Typische Verbindungen zu ›Ohrwurm‹ (berechnet)
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