Ort
m.
‘Stelle, Platz, Punkt, Gegend, Ortschaft’,
ahd.
ort
‘Spitze, Endpunkt, Ecke’
(8. Jh.),
mhd.
ort
‘äußerster Punkt nach Raum und Zeit, Anfang, Ende, Spitze (besonders einer Waffe, eines Werkzeugs), Ecke, Rand, Himmelsgegend, Platz, Stelle’,
asächs.
ord
‘Spitze’,
mnd.
ort,
mnl.
ort,
oort
‘Punkt, Kante, Rand, Ecke’,
nl.
oord
‘Gegend, Land, Stelle, Platz’,
aengl.
ord,
anord.
oddr
‘Spitze, Speer, Anführer’,
schwed.
udd
‘Spitze’
führen auf eine Bildung mit Dentalsuffix
germ.
*uzda-
‘Spitze’.
Weitere Herkunft ungewiß.
Man versucht,
aind.
vas-
‘spalten, schneiden, töten, stechen’,
alban.
usht
‘Ähre’,
lit.
usnìs
‘Distel’,
lett.
usne
‘Acker-, Saudistel’,
air.
fennaid
(aus
*u̯esnāti)
‘schindet’
heranzuziehen,
und erschließt eine Wurzel
ie.
*u̯es-
‘stechen’.
Die alte Bedeutung
‘Spitze’
ist noch landschaftlich in
Ort
‘Schusterahle, Pfriem’
erhalten,
im Sinne von
‘äußerstes Ende, Ecke’
in Ortsbezeichnungen wie
Darßer Ort,
Ruhrort
und in der Bergmannssprache
vor Ort
‘an der Spitze, am Ende eines Grubengangs’.
orten
Vb.
‘die augenblickliche Position (eines Flugzeugs, Schiffes) bestimmen’
(20. Jh.),
älter
(auch mit Umlaut
örten)
‘sich erstrecken, auslaufen, zu Ende gehen’
(18. Jh.),
bergmännisch
‘unter einem spitzen Winkel aufeinandertreffen (von Gängen, Klüften)’
(16. Jh.);
vgl.
ahd.
ortōn
‘einer Sache Ecken geben, sie begrenzen’
(um 1000).
örtlich
Adj.
‘auf eine bestimmte Stelle beschränkt, einen bestimmten Ort betreffend, zu ihm gehörend, lokal’
(Anfang 18. Jh.);
Örtlichkeit
f.
‘Gelände, Gegend, bestimmter Platz’
(18. Jh.).
Ortschaft
f.
‘Siedlung, Dorf, Gemeinde’
(18. Jh.).
Das Deminutivum
Örtchen
n.
steht verhüllend für
‘Abtritt’
(17. Jh.),
wie zuvor vereinzelt auch
Ort
(15. Jh.).