historisch das gesamte Europa, alle europäischen Staaten; Utopie, Modell einer vereinten europäischen Staatengemeinschaft
Beispiele:
Japans Regierungschef […] hatte in
den ersten Nachkriegsjahren die Idee einer panasiatischen Union proklamiert,
die er dem Modell von Paneuropa nachbildete, über das
man in Wien und Berlin in den 1920er‑Jahren nachdachte. [Süddeutsche Zeitung, 17.11.2016]
[…] anders als noch in seinen flammenden
Friedensappellen aus der Zeit des Ersten Weltkrieges, als er gemeinsam mit
dem Grafen Coudenhove‑Kalergi von der Hegemonie eines kontinentalen
»Paneuropa« ohne England und Russland träumte
[…], glaubte Heinrich Mann 1941, »dass Europa
bestehen wird, weil England (unter Churchill) gekämpft hat«. In der
Isolation des amerikanischen Exils war die Sehnsucht nach der »verlorenen
europäischen Geliebten« besonders groß. [Die Zeit, 22.12.2004, Nr. 53]
Glaubt man Karl Robert Pusta (1883–1964), einem Diplomaten der ersten
Estnischen Republik, dann machte der britische Premier David Lloyd George
1919 bei der Pariser Friedenskonferenz den Österreichern den Vorwurf, sie
hätten die armen Esten unterdrückt. […] Die Briten waren nie
besonders firm in der Geografie der osteuropäischen Staaten. Pusta war
übrigens einer der Befürworter der Ideen Richard Coudenhove‑Kalergis, beide
haben von Paneuropa geträumt. [Der Standard, 19.05.2004]
[…] der Weg nach Europa war steinig und weit – nicht nur, weil ein europäisches Bewußtsein bei weiten Teilen der Bevölkerung und der amtlichen Politik fehlte, sondern auch, weil sich die in den zwanziger Jahren entstehenden proeuropäischen Verbände mit ihren konkurrierenden Europa‑Entwürfen gegenseitig neutralisierten[…] Eine der markantesten Persönlichkeiten der Europabewegung in der Zwischenkriegszeit war Richard Graf Coudenhove‑Kalergi (1894 bis 1972). Die von ihm 1924 in Wien gegründete Paneuropa‑Union propagierte mit Publikationen und auf Kongressen die Bildung »Paneuropas«: Die
innereuropäischen Konflikte sollten aufgehoben und die Unabhängigkeit Europas gegenüber den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion gesichert werden. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.03.2001]
[…] während die Vereinigten Staaten von
Amerika sich aus zugewanderten Elementen aller Nationen gebildet haben, die
sich im Laufe der Jahrzehnte zu einer eigenen neuen Nation
zusammenschlossen, finden wir in Europa alte, selbständige Völker vor, die
keineswegs willens sind, auf ihr Eigenleben zu verzichten. In Amerika war es
möglich gewesen, durch die verschiedenartige Zusammensetzung, aber gleichen
Interessen Kolonisten zu einem neuen Staat und Volk zusammenzuschweissen.
Unter diesen Aspekten muss man die Möglichkeit eines
Paneuropa betrachten. [Tribüne, 1940, Nr. 7]
Ziel der Studien war, die Nordamerikanische Föderation und die
Panamerikanische Union zu studieren in ihren Beziehungen zum europäischen
Einigungsproblem. Das Ergebnis der Propagandareise war die Bildung eines
amerikanischen Hilfskomitees der Paneuropäischen Union. Das Ergebnis der
Studienreise war die Sammlung neuer politischer, wirtschaftlicher und
kultureller Argumente für die Notwendigkeit
Paneuropas. Die Aufnahme, die
Paneuropa in Amerika fand, war unvoreingenommen,
großzügig und herzlich. [Vossische Zeitung (Morgen-Ausgabe), 03.03.1926]