sprichwörtlich alles lässt sich schreiben und drucken (unabhängig davon, ob die Worte auch zutreffen)
Beispiele:
Ein Zehn‑Punkte‑Papier zum Thema, wie sexy plötzlich der
Konservatismus sei, das [Bayerns Ministerpräsident] Seehofer von seinem stellvertretenden
Generalsekretär […] hatte erarbeiten
lassen, wurde zu einem Beleg für ein altes Sprichwort: Papier ist
geduldig. [Die Welt, 16.10.2017]
Papier ist geduldig, Koalitionsverträge sind es auch.
Erst recht gilt das für die 179 Seiten, auf die sich CDU, CSU und SPD in
dieser Woche verständigt haben. [Süddeutsche Zeitung, 10.02.2018]
Papier ist geduldig, insbesondere in Wahljahren. Die
Parteien versprechen den Wählern möglichst viel, um an ihre Stimmen zu
kommen. [Die Welt, 03.02.2018]
Papier ist geduldig, mag man sich als Beobachter
sagen. Viele der bislang zu Griechenland verfassten amtlichen Studien waren
das Papier ohnehin nicht wert, auf dem sie standen. [Die Welt, 26.05.2017]
Papier ist geduldig, auch oder gerade wenn es sich um
eine Speisekarte handelt. Mich nähme auch wunder, wie oft das Prädikat
»hausgemacht« einer näheren Prüfung standhielte. [Neue Zürcher Zeitung, 25.06.2016]
Die Nato‑Mitglieder haben zugesichert, ihre langfristigen
Militärausgaben auf einem Niveau von durchschnittlich 2 Prozent des
Bruttoinlandprodukts […] über zehn Jahre zu
halten. Doch Papier ist geduldig, denn davon ist
Deutschland Lichtjahre entfernt. [Neue Zürcher Zeitung, 15.04.2015]
Auf dem Papier war das kleine Land eines der vorbildlichsten
Gemeinwesen der Welt. […] Da es sich leider um die
DDR‑Verfassung handelte, waren all diese Verheißungen nicht viel wert. So
wenig eine sozialistische Diktatur mit dem Grundgesetz gleichzusetzen ist,
so lehrreich ist der Vorgang aber doch: Papier ist
geduldig, auch wenn es das Papier der Verfassungstexte
ist. [Süddeutsche Zeitung, 03.12.2007]
Papier ist geduldig (und errötet nicht) heißt es
beruhigend: man kann dem Papier alles anvertrauen, selbst das, was man sich
auszusprechen scheuen würde, aber auch: es wird viel geschrieben, was nicht
stimmt[…]. [Röhrich, Lutz: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1994] [1973], S. 4529]