häufig abwertend Wirtschaftsordnung, die alle (wesentlichen) wirtschaftlichen Entscheidungen nicht den einzelnen Marktteilnehmern überlässt, sondern einer zentralen Planungsinstanz (und davon abgeleiteten örtlichen Instanzen) vorbehält
Synonym zu Zentralverwaltungswirtschaft, siehe auch Marktwirtschaft
Während der Begriff in den sozialistischen Staaten des 20. Jahrhunderts als praktische Verwirklichung marxistisch-leninistischen ökonomischen Sachverstandes sachlich neutral besetzt war, bekommt er im Mund der Vertreter der Marktwirtschaft aufgrund der in der Praxis nicht zu übersehenden Schwierigkeiten der Planwirtschaft sozialistischer Länder häufig einen abwertenden Beiklang. Da jede Wirtschaftsordnung Formen von Planung kennt, werden fachsprachlich heute in der Regel Ausdrücke wie Zentralverwaltungswirtschaft o. Ä. vorgezogen.
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: die sozialistische, kommunistische, realsozialistische, staatliche, zentrale, zentralistische, totale, bürokratische Planwirtschaft
als Akkusativobjekt: die Planwirtschaft einführen
in Präpositionalgruppe/-objekt: der Übergang von der Planwirtschaft [zur Marktwirtschaft]; eine Rückkehr zur, ein Rückfall in die Planwirtschaft
in Koordination: Planwirtschaft und Marktwirtschaft, Kapitalismus, Sozialismus, Dirigismus
als Aktivsubjekt: die Planwirtschaft funktioniert [schlecht, nicht], führt zu [höheren Kosten, Totalitarismus], scheitert [an etw.]
als Genitivattribut: das System, der Zusammenbruch, die Einführung, die Prinzipien, die Schwächen, die Folgen, die Anhänger der Planwirtschaft
Beispiele:
Bei Planwirtschaft oder Zentralverwaltungswirtschaft denkt man unwillkürlich an die Zeiten der UdSSR und des COMECON (= RGW, Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe), als alle Entscheidungen zum Einsatz von Arbeit, Kapital, Grundbesitz, Produktion von Gütern und Dienstleistungen von einer
zentralen Instanz für einen festen Zeitraum von fünf Jahren geplant wurden. [Die Planung ersetzt den Zufall durch den Irrtum, 19.02.2014, aufgerufen am 01.09.2020]
Die Überlegenheit einer freien Konsumgesellschaft – man sagt auch Marktwirtschaft – hat sich im Wettbewerb der Systeme im letzten Jahrhundert
eindrucksvoll gegen staatlich reglementierte Planwirtschaften – durchweg Mangelwirtschaften – durchgesetzt. [Norddeutsche Neueste Nachrichten, 24.01.2015]
»Wer sich auf den Staat verlässt, ist früher oder später verlassen, weil der Staat nicht alles kann«, warnte M[…] vor einem Rückfall in die
Planwirtschaft. [Molterer sprach Warnung aus, 26.09.2008, aufgerufen am 31.08.2020]
Wer glaubt, die Planwirtschaft sei die ökologisch bessere Wirtschaftsordnung, irrt. Dies belegen bereits die Naturzerstörungen durch den
Braunkohleabbau und die höchst giftigen Emissionen der Chemie‑Industrie in der DDR, von Tschernobyl ganz zu schweigen. [Badische Zeitung, 22.09.2007]
In der sozialistischen Planwirtschaft, die auf wissenschaftlicher Einsicht in die Entwicklungsgesetze sowie auf der Einheit der Interessen aller
Mitglieder und Kollektive beruht, kommt die Überlegenheit unserer Ordnung gegenüber der Ausbeutergesellschaft zum Ausdruck. [Neues Deutschland, 20.03.1968]
Die der demokratischen Staatsform entsprechende Wirtschaftsform ist die Marktwirtschaft, da sie die freie Herstellung aller Güter sowie freie Konsumwahl gestattet. Die
totale Planwirtschaft, die totale Sozialisierung, die Zentralverwaltungswirtschaft (Eucken) ist zwangsläufig gekoppelt mit der totalitären
Staatsform. [Die Zeit, 27.11.1952]
spezieller Im Falle eines Gas‑Embargos erwarten Experten […], dass der Staat den komplexen Energiemarkt in die
Planwirtschaft überführen (= staatlich kontrollieren) müsste. [Münchner Merkur, 08.04.2022]