Politik, häufig abwertend von Opportunismus geprägte, volksnahe, oft demagogische Politik, die das Ziel hat, durch Dramatisierung der politischen Lage die Gunst der Massen (im Hinblick auf Wahlen) zu gewinnen
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: plumper, billiger, platter, dumpfer, (sich) anbiedernder Populismus; demagogischer, wahltaktischer, unverantwortlicher, gefährlicher Populismus; rechter, linker, nationalistischer Populismus; blanker, purer, schierer, reiner Populismus
als Akkusativobjekt: Populismus betreiben, beklagen
mit Akkusativobjekt: jmdm. Populismus vorwerfen, unterstellen
in Präpositionalgruppe/-objekt: ein Hang, die Tendenz, jmds. Talent zum Populismus; in Populismus verfallen; vor Populismus warnen
mit Genitivattribut: der Populismus der Politiker, der Parteien
in Koordination: Populismus und Demagogie, Opportunismus
in vergleichender Wort-/Nominalgruppe: etw. als Populismus kritisieren, ablehnen, abtun, zurückweisen
Beispiele:
Seine Popularität sicherte sich der
Präsident […] mit
regelmäßigen Hilfsgeldern für die Ärmsten und
billigen Darlehen für kleine Unternehmer. Reiner
Populismus, sagen die
Gegner. [Süddeutsche Zeitung, 09.07.2009]
Der rechte
Populismus hat dort sein
»Schmuddelimage«, wo er Ressentiments gegen Eliten,
Fremde, Juden, den Islam ins Kraut schiessen
[…] lässt. Der linke
Populismus steht näher
am Mainstream, eckt deshalb weniger an. Sein
Misstrauen gilt dem Markt und der Hörigkeit von
Regierungen, die […] dem Kapitalismus keine
Zügel anlegen. [Neue Zürcher Zeitung, 17.05.2016]
Als bei den Kommunalwahlen in Frankreich
rechte Parteien Gewinne erzielten, sahen die
Kommentatoren einen neuen
Populismus im Anmarsch,
der sich antieuropäische Gefühle zunutze mache.
[…] In der
politischen Debatte ist
Populismus zum
Schimpfwort geworden[…]. [Die Zeit, 04.04.2014, Nr. 15]
»Populismus« ist […] ein politischer Kampfbegriff[…]. Es wird anderen Politikern vorgeworfen, opportunistisch »dem Volk nach dem Maul« zu reden […] und einen unsachlichen Ton in die Auseinandersetzungen der politischen Eliten zu bringen[…]. [Neue Zürcher Zeitung, 06.11.1999]
Ganz wertfrei betrachtet ist
Populismus in seiner
ursprünglichen Bedeutung nicht viel anderes als
volksnahe Politik[…]. Auch Demokratien erleben
Entwicklungsphasen, […] wo die Spannung
zwischen eigengesetzlicher Regierungseffizienz und
Volksstimmung wächst; wo neue Themen, neue Sorgen
nicht genügend wahrgenommen oder im Vollzug höherer
Regierungsweisheit herablassend behandelt werden;
wo bestimmte Gruppen sich überrollt fühlen, kurz:
wo politische Entwicklungskrisen sichtbar werden.
Dann schlägt die Stunde der Populisten. [Die Zeit, 20.07.1979, Nr. 30]
Frustration, Mißtrauen gegenüber den
Institutionen, Kampf gegen die Konzerne – die
Vereinigten Staaten erleben heute eine Renaissance
des Populismus, jener
Bewegung der späten Jahre des vorigen
[19.]
Jahrhunderts, die nur ein Angriffsobjekt kannte:
das Establishment. [Der Spiegel, 10.07.1972, Nr. 29]
[…]Populismen nutzen oft Ängste aus, die durch Globalisierung, EU‑Erweiterung, Arbeitslosigkeit, soziale Unsicherheit geschürt werden, und bieten simplifizierte, eindimensionale Lösungen für komplexe Situationen[…]. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.08.2005] ungewöhnl. Pl.
Beispiele:
Er [der Politiker] hat sich ein Feld
gesucht, das Applaus beim Volk einbringt. Und
die Pharmabranche attackiert. Es ist ein
Populismus, der fast
allen gefällt. [Spiegel, 23.04.2010 (online)]
Sein [des Politikers] politisches
Programm blieb vage und voller linker
Populismen; er
propagierte kostenlose Bildung und
Gesundheitsversorgung sowie die gerechte
Verteilung der Einkünfte aus den
Rohstoffverkäufen, versprach neuen Wohnraum für
die einen und für die andern vollständige
Sanierung der Wohnungen. [Neue Zürcher Zeitung, 04.06.2007]