Soziologie Gruppe von Menschen, mit denen ein Individuum eng verbunden ist und in vertrautem Umgang kooperiert (was für seine soziale Entwicklung von fundamentaler Bedeutung ist)
siehe auch Bezugsgruppe (1)
Beispiele:
Gruppen können für die Sozialisation des Individuums von zentraler Bedeutung sein. Für solche Gruppen mit intensivem Face‑to‑Face‑Kontakt hat Charles H. Cooley (1909) den Begriff der Primärgruppe (primary group) geprägt. Neben der Familie zählt Cooley dazu die Spiel‑Gruppen der Kinder, die Nachbarschafts‑Gruppen und die Gruppen der Arbeitskollegen. [Lück, Helmut E.: Gruppen. In: Asanger, Roland / Wenninger, Gerd (Hg.): Handwörterbuch Psychologie. Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1980], S. 1221]
Menschen haben immer mehr instrumentelle Kontakte zueinander. Die
Primärgruppe
[…] umfasst heute weniger Menschen
als früher. Beziehungen sind fragmentarischer, flüchtiger
geworden. [Der Standard, 04.08.2013]
Die Wahrscheinlichkeit für den Drogenkonsum ist dann am höchsten,
wenn die Selbstachtung niedrig, der Lebensstil verwöhnt oder entmutigt und
die Zielorientierung unrealistisch ist, wenn die
Primärgruppe nicht genügend Rückhalt bietet
[…]. [Der Spiegel, 14.11.1988]
Ganz ähnlich entwickelt sich […] die Familie überall in den [israelischen] Kibbuzim aus ihrem anfänglichen Schattendasein wieder zu der wichtigen »Primärgruppe«, als die sie Wissenschaftlern in aller Welt schon immer galt. »In jedem zehnten Kibbuz«, konstatiert der Bremer Sozialpädagoge Gunnar Heinsohn[…] haben es die Frauen »bereits durchgesetzt«, daß ihre Kinder nicht mehr in den Kinderhäusern schlafen, sondern zu Hause. [Der Spiegel, 13.03.1978]
[…] Werte und Verhaltensweisen orientieren sich
nicht an den Summen in der Lohntüte oder auf dem Gehaltsstreifen, sondern an
den Erfahrungen in den Primärgruppen: in der Familie,
dem Kollegenkreis, der Nachbarschaft – kurz: dem »Milieu«. [Die Zeit, 11.02.1966]