Proletarier
m.
‘besitzloser und abhängiger Lohnarbeiter’,
entlehnt (Anfang 19. Jh.),
vielfach wohl über vermittelndes
frz.
prolétaire
(vgl. schon
mfrz.
prolectaire
‘Bürger der untersten Klasse im antiken Rom’)
aus
lat.
prōlētārius
‘die Nachkommenschaft betreffend’,
(nach
Servius Tullius’
Volkseinteilung)
‘der untersten Volksklasse angehörig’,
substantiviert
‘Bürger der untersten Klasse, der dem Staate nur mit seiner Nachkommenschaft, nicht mit seinem Vermögen dient’,
zu
lat.
prōlēs
‘Sprößling, Nachkomme, Nachwuchs, Abkömmling’,
aus
*pro-olēs
‘was hervorwächst’;
vgl.
lat.
alere
‘(er)nähren aufziehen’.
In der Bedeutung
‘Angehöriger der untersten Klasse im antiken Rom’
zuerst bei
Wieland
in der
lat. Form
Proletarius
(1779).
Frz.
prolétaire
erhält seine politische Bedeutung
(mit dem wesentlichen Merkmal der Besitzlosigkeit)
durch die Saint-Simonisten,
gelangt in diesem Sinne
zu Beginn des 19. Jhs. ins
Dt.
(anfangs gelegentlich noch
mit ans
Frz. erinnernder Schreibweise)
und wird in den 30er Jahren des 19. Jhs.
zum politischen Schlagwort
in den Schriften demokratisch-republikanischer Autoren
und in den Dokumenten der Arbeiterbewegung.
Als Terminus der Klassentheorie wird
Proletarier
von
Marx
und
Engels
eingeführt
(seit 1842).
Vgl.
E. Adelberg
in: Zum Einfluß von Marx u. Engels auf die dt. Literatursprache
(1978) 121 ff.
Proletariat
n.
‘Klasse der abhängigen, ausgebeuteten Lohnarbeiter, die keine eigenen Produktionsmittel besitzt, Arbeiterklasse’
(Anfang 40er Jahre 19. Jh.),
aus gleichbed.
frz.
prolétariat
(1836);
dazu
Lumpenproletariat
n.
‘sich aus Angehörigen aller Klassen rekrutierende, deklassierte, politisch käufliche Elemente in der kapitalistischen Gesellschaft’
(
Marx
und
Engels
1848).
proletarisch
Adj.
‘den Proletarier, das Proletariat betreffend’
(Anfang 40er Jahre 19. Jh.);
zuvor gelegentlich im Sinne
von
‘allgemein, einfach, oberflächlich’
(18. Jh.).
Prolet
m.
abschätzige Rückbildung von
Proletarier,
auch
‘Mensch ohne Umgangsformen’
(Ende 19. Jh.).