veraltend, häufig abwertend Kind, dessen Familie der Unterschicht (2) angehört
siehe auch Arbeiterkind
Beispiele:
Er ist schäbig gekleidet, ein typisches
Proletarierkind, wie es bis weit in die fünfziger
Jahre in Arbeitervierteln und Ruinengeländen mit gelegentlich laufender Nase
ohne Taschentuch zu Hause und unterwegs war. [Der Tagesspiegel, 10.02.2019]
Als einziges von 12 Kindern schafft er es auf ein Gymnasium, lernt
dort Deutsch, wird als Proletarierkind von den
Mitschülern gehänselt. [Aachener Zeitung, 15.08.2022]
»Die Aula« handelt von einigen Absolventen der
Bauern‑und‑Arbeiter‑Fakultät: wie Proletarierkinder
durch Fleiss, Solidarität und staatliche Hilfe
aufsteigen[,]
aber auch, wie sie sich gegenseitig durch Eifersucht verraten. [Basler Zeitung, 16.08.2016]
Nur dass
[Jean-Paul]
Sartre, der selbsternannte Bürgerschreck, der sich ab und zu der
Bürgerlichkeit bezichtigte, es nicht gut vertrug, von einem
nordafrikanischen Proletarierkind ohne besondere
Schuldbildung [Albert Camus] – er, Sartre,
hatte die berühmteste Eliteuniversität Frankreichs besucht – Konkurrenz zu
erhalten. [Der Standard, 21.06.2005]
Die Arbeit des städtischen Proletariats an immer komplizierter
werdenden Maschinen zwang die herrschende Klasse im eigenen Profitinteresse,
den Proletarierkindern wenigstens ein bescheidenes
Maß allgemeinen Wissens vermitteln zu lassen. [Neues Deutschland, 12.12.1951]
Da plötzlich stand das blasse Mädchen mit den zerstochenen Fingern
auf der Tribüne; sie war sehr klein, ein echtes
Proletarierkind, dem die Not von jeher die
schwere Hand auf den Kopf gedrückt hatte, so daß es nicht wachsen konnte,
und die Züge formte, so daß sie zeitlos blieben. [Braun, Lily: Memoiren einer Sozialistin. In: Lehmstedt, Mark (Hg.): Deutsche Literatur von Frauen. Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1909], S. 9871]