jmd., der (für etw.) Propaganda treibt
Propagandist, der
Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Propagandisten · Nominativ Plural: Propagandisten
Aussprache
Worttrennung Pro-pa-gan-dist
Wortzerlegung Propaganda -ist
Herkunft vgl. gleichbedeutend propagandistefrz, propagandistengl
Bedeutungsübersicht
eWDG
Bedeutungen
1.
2.
DDR Leiter eines Zirkels im Parteilehrjahr der SED oder in einer Massenorganisation
3.
Werbefachmann, der für eine bestimmte Ware wirbt, sie demonstriert (und verkauft)
Beispiel:
er arbeitet als Propagandist für eine pharmazeutische Fabrik, in einem Warenhaus
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Propaganda · propagieren · Propagandist
Propaganda
f.
‘schriftliche oder mündliche Verbreitung von (politischen) Ideen, Lehren; Werbung’.
Auszugehen ist von der Bezeichnung
kirchenlat.
Congregatio de propaganda fide
‘Kongregation (päpstliche Behörde) zur Verbreitung des (katholischen) Glaubens’,
als gegenreformatorische Organisation von Papst
Clemens VIII.
in Rom 1597 gegründet
und von
Gregor XV.
1622 mit verbindlichen Richtlinien (für die Missionstätigkeit) erneuert.
Für diese Institution gilt im Dt. die Kurzform
Propaganda
(18. und 19. Jh.).
Es handelt sich dabei um die fem. Form des Gerundivums von
lat.
prōpāgāre
‘weiter ausbreiten, erweitern, ausdehnen, verlängern, durch Senker fortpflanzen’,
zu
lat.
prōpāgēs
‘Setzling, Ableger, Kind, Nachkomme’
(s. auch
pfropfen2).
Zur Zeit der französischen Revolution bezeichnet
frz.
club de la propagande
eine geheime Gesellschaft der Jakobiner
zur Verbreitung revolutionärer Ideen.
Daraufhin entwickelt
frz.
propagande
die Bedeutung
‘von einer Organisation ausgehende Verbreitung politischer Meinungen und Lehren’
(um 1790)
und gelangt als Schlagwort der Revolution ins Dt.
In den Revolutionsjahren um 1830 und 1848
wird der Ausdruck neu belebt,
meint aber zunächst noch immer
eine für die Ausbreitung des Ideenguts verantwortliche Organisation.
Erst in der Mitte des 19. Jhs.
steht das Substantiv für
‘Ausbreitung politischer (linker) Lehren’
(vgl.
Propaganda machen,
1848).
In der 2. Hälfte des 19. Jhs.
wird der Ausdruck auf die kommerzielle Werbung ausgedehnt.
Vgl.
–
in: ZfdSpr.
21, 105 ff.
propagieren
Vb.
‘Propaganda treiben, werben, bekanntmachen’
(19. Jh.),
im Anschluß an
Propaganda
entsprechend frz.
propager,
lat.
prōpāgāre.
Propagandist
m.
(Ende 18. Jh.),
frz.
propagandiste
bzw.
engl.
propagandist.
Thesaurus
Synonymgruppe
Promoter ·
Propagandist ·
Werber ·
Zeitschriftenwerber ●
Aboverkäufer
ugs.
·
Drücker
ugs., abwertend
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
Assoziationen |
|
Typische Verbindungen zu ›Propagandist‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Propagandist‹.
Antisemitismus
Kreml
Marktwirtschaft
Regime
auftreten
behaupten
dienen
eifrig
führend
geschickt
glühend
kollektiv
kommunistisch
machen
moskauer
ostberliner
prominent
serbisch
sowjetisch
studentisch
tüchtig
unermüdlich
verkünden
versuchen
östlich
Verwendungsbeispiele für ›Propagandist‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Je nach den Zielen, die Sie also verfolgen, wird auch die Arbeit des Propagandisten eine andere sein müssen.
[Reklame-Praxis, 1926, Nr. 3, Bd. 3]
Der Propagandist geht dabei stets von dem öffentlichen Interesse aus.
[Schultze-Pfaelzer, Gerhard: Propaganda, Agitation, Reklame, Berlin: Stilke 1923, S. 50]
Doch wenn man genauer hinschaut, halten es auch die hehren Propagandisten des glorifizierten Scheiterns nicht anders.
[Die Zeit, 06.01.2014, Nr. 01]
Denn in Wirklichkeit ist »Propagandist« heutzutage die Bezeichnung für eine Art Verkäufer.
[Süddeutsche Zeitung, 24.06.2000]
Auch der Propagandist, nicht nur der Agitator, hat mit Gegnern zu rechnen.
[Schultze-Pfaelzer, Gerhard: Propaganda, Agitation, Reklame, Berlin: Stilke 1923, S. 151]
Zitationshilfe
„Propagandist“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Propagandist>.
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