Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Protz, der

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Protzes/Protzen · Nominativ Plural: Protze(n)
Aussprache 
formal verwandt mitprotzen
Wortbildung  mit ›Protz‹ als Erstglied: Protzentum · protzenhaft  ·  mit ›Protz‹ als Letztglied: Bildungsprotz · Geldprotz · Knallprotz · Kraftprotz · Muskelprotz · Sexprotz
eWDG

Bedeutung

abwertend
1.
salopp eingebildeter, meist ungebildeter Reicher, der seinen Besitz angeberisch zur Schau stellt
Beispiele:
er ist ein Protz
[…] [dieses elegante] Absteigequartier der neureichen Protzen aus dem Wirtschaftswunderland […] [ Tageszeitung1960]
2.
großtuerisches, angeberisches Zurschaustellen, besonders des Reichtums
Grammatik: Genus Maskulinum, Genitiv ‘-es’, nur im Singular
Beispiele:
[…] [in den Kunstwerken der Assyrer] kommt der Hochmut und Protz der herrschenden Klassen […] zum Ausdruck […] [ Bild. Kunst1957]
[…] er liebte es nicht, sich vor den Fürstlichkeiten zu demütigen und verachtete allen Prunk und Protz […] [ Tageszeitung1961]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Protz · protzen · protzig
Protz m. ‘Wichtigtuer, Angeber, arroganter Emporkömmling’, aus dem Obd. (zuerst in Wien, Mitte 19. Jh.) in die Literatursprache aufgenommen. Obd. Protz ‘anmaßender, aufgeblasener Mensch’ ist Übertragung von schwäb. bair. öst. Protz, Brotz ‘Kröte’ (belegt seit Ende 16. Jh.), ausgehend von der Vorstellung, daß sich die Kröte dick mache, den Kehlsack aufblase. Dazu die Zusammensetzungen Machtprotz (Mitte 19. Jh.), Geldprotz (2. Hälfte 19. Jh.), Muskelprotz (1. Hälfte 20. Jh.). – protzen Vb. ‘prahlen, angeben’; vgl. obd. (sich) protzen, brotzen ‘aufblähen, stolz tun’ (17. Jh.), auch ‘schmollen, trotzen, maulen’, das mit Protz in der Literatursprache Verbreitung gewinnt. protzig Adj. ‘großtuerisch, patzig, aufgebläht, unangemessen reich ausgestattet, prunkvoll’ (literatursprachlich 2. Hälfte 18. Jh.); zuvor (landschaftlich) protz (15. Jh.), protzigt, brotzig, protzig (17. Jh.) ‘aufgebläht, stolz, hoffärtig’, auch ‘mürrisch, schmollend’. Die Herkunft ist ungewiß. Falls die Verbalsubstantive ahd. (10. Jh.), mhd. broʒ, nhd. (mundartlich obd.) Brotze, Bross ‘Knospe, Sproß’ und (wohl ein ie. d-Präsens voraussetzendes) mhd. brieʒen ‘anschwellen, Knospen treiben’ vergleichbar sind, ist Verwandtschaft mit (wohl zu einem Partizip ie. *bhrutos gebildetem) lat. frutex ‘Staude, Strauch, Gesträuch’ sowie air. broth ‘Granne, Haar’ möglich und damit über ie. *bhreud- Anschluß an ie. *bhreu- ‘sprießen, schwellen’, auf dessen s-Erweiterung die unter Brust (s. d.) behandelten ie. Formen zurückgehen.

Thesaurus

Synonymgruppe
Gepränge · Glanz · Herrlichkeit · Pomp · Pracht · Prachtentfaltung · Prunk und Pomp · Prunk und Pracht · Prunk und Protz  ●  Protz  abwertend · Prunk  Hauptform
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Protz‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Protz‹.

Verwendungsbeispiele für ›Protz‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Manchmal gerät das zu Protz, manchmal werden daraus feinsinnige thematische Arrangements. [Der Tagesspiegel, 07.08.2003]
Sie haben erkannt, daß zu viel Protz beim Auto provozieren kann. [Die Zeit, 17.08.1973, Nr. 34]
Was für eine Lust am Protz zeigt er, am Chichi, am Too Much! [Die Zeit, 03.05.2010, Nr. 18]
Ansonsten ist das mäßig große Büro beinahe lieblos eingerichtet, ohne jede Prätention, keine Rede von Protz. [Die Zeit, 05.02.2004, Nr. 07]
Eine ehrliche Gala kommt ohne Protz aus, aber nicht ohne Stars. [Der Tagesspiegel, 02.07.2003]
Zitationshilfe
„Protz“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Protz>.

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