Rüge
f.
‘Tadel, Verweis’,
mhd.
rüege,
(
md.)
rūge
‘gerichtliche Anklage, Anzeige, Strafe, Tadel’,
spätmhd. auch
‘Gerichtsbarkeit, -bezirk’,
asächs.
wrōht
‘Streit, Aufruhr’,
mnd.
wrōge,
wrōch
‘gerichtliche Anzeige, Tadel, Mahnung, Geldbuße, Bestrafung’,
mnl.
wroege,
wroge,
wruge
‘Anklage, Gerichtsbarkeit’,
aengl.
wrōht
‘Anklage, Streit, Tadel, Verleumdung’,
anord.
rōg
‘Streit, Zank, Verleumdung’,
got.
wrōhs
‘Klage, Anklage’
und das Verb
rügen
‘tadeln, zurechtweisen’,
ahd.
ruogen
(8. Jh.),
mhd.
rüegen,
ruogen,
(
md.)
rūgen
‘anklagen, beschuldigen, tadeln, gerichtlich anzeigen, mitteilen, melden’,
asächs.
wrōgian
‘anklagen, beschuldigen’,
mnd.
wrōgen,
wrūgen
‘anklagen, beschuldigen, (be)strafen’,
mnl.
wroeghen,
wroughen,
nl.
wroegen
‘anklagen, beschuldigen’,
afries.
wrō(g)ia,
wreia,
aengl.
wrēgan
‘anklagen’,
engl.
(älter)
to bewray
‘verraten, enthüllen’,
anord.
rœgja
‘anklagen, verleumden’,
schwed.
röja
‘ausplaudern, enthüllen, offenbaren, verraten’,
got.
wrōhjan
‘anklagen, beschuldigen’
führen (mit grammatischem Wechsel) auf
germ.
*wrōg-,
*wrōh-.
Außergerm. Beziehungen sind nicht gesichert.
Die Verbindung mit der
baltoslaw. Gruppe
lit.
rékti
‘schreien, schelten, schimpfen, weinen’,
aslaw.
rešti
‘sagen’,
rěčь
‘Wort, Rede, Anklage’,
rokъ
‘Termin, Frist, Gesetz’,
russ.
reč’
(
речь)
‘Rede, Wort’,
(älter)
rok
(
рок)
‘Schicksal, Verhängnis’
und damit mit der Wurzel
ie.
*u̯er-
‘feierlich sagen, sprechen’
(s.
↗
schwören,
↗
Wort)
ist auf semantische Bedenken gestoßen.
Nach
Trier
Lehm
76
erfolgt die Anklage in einem Kreis versammelter Männer,
in dem er eine besondere Form des Zauns sieht,
so daß ihm Anschluß an eine Zaun- und Hegewurzel
ie.
*u̯er-
‘einzäunen, Zaun’
als möglich erscheint.
Rüge
ist ursprünglich ein Wort der Rechtssprache
und bezeichnet die
‘Anzeige’
eines Vergehens vor Gericht,
sodann die durch das Gericht ausgesprochene
‘Strafe’,
woraus sich
‘Tadel’
entwickelt hat.