Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
raffen · aufraffen · Raffgier · Raffsucht · Raffzahn · Raffke · Raffer
raffen
Vb.
‘hastig und gierig ergreifen, an sich reißen, schriftlich Fixiertes in knappere Form bringen, Stoff locker zusammenschieben, hochnehmen’,
mhd.
raffen,
reffen
‘zupfen, rupfen, eilig an sich reißen’,
mnd.
mnl.
rāpen,
nl.
rapen
‘raffen, einsammeln’
führen auf
germ.
*hrap-,
auf dessen Variante
germ.
*hreps-
die unter
raspeln
(s. d.)
behandelten Formen zurückgehen.
Unmittelbare außergerm. Vergleichsmöglichkeiten fehlen,
doch gehören die Verben entweder wie
rümpfen
und
schrumpfen
(s. d.)
zu
ie.
*(s)kerb(h)-,
*(s)kreb(h)-,
nasaliert
*(s)kremb(h)-
‘drehen, krümmen’,
einer Labialerweiterung der Wurzel
ie.
*(s)ker-
‘drehen, biegen, kreisend bewegen’,
oder im Sinne von
‘abschneiden, trennen’
zu der unter
scheren1
(s. d.)
angeführten Wurzel
ie.
*(s)ker(ə)-
‘schneiden’.
raffen
wird heute oft in der Fügung
an sich raffen
gebraucht,
ferner in Präfixbildungen wie
dahin-,
weg-,
zusammenraffen
und
aufraffen
Vb.
‘zusammennehmen und aufheben’,
reflexiv
‘sich mit einiger Schwierigkeit erheben, aufstehen’,
übertragen
‘alle Kräfte zusammennehmen, sich zu etw. entschließen’
(16. Jh.).
–
Raffgier
f.
‘Habgier, Gier nach Besitz, Gewinn, Geld’
(19. Jh.),
zuvor
Raffsucht
f.
(17. Jh.).
Raffzahn
m.
‘hervorragender oberer Schneidezahn’,
eigentlich wohl
‘Reißzahn, Hauer’,
spätmhd.
reffzan.
Raffke
m.
‘habgieriger Neureicher’,
in Berlin (um 1920) gebildete Bezeichnung
mit dem nd. Verkleinerungssuffix
-ke
(s.
-chen);
älter
Raffer
m.
(19. Jh.).
Verwendungsbeispiele für ›Raffer‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Denn die Luft, die die Herren Raffer atmen, haben sie sich selber verpestet.
[Die Zeit, 07.11.1997, Nr. 46]
Die »Anarchie der Raffer« in den Banken müsse beendet werden.
[Die Zeit, 08.12.2013 (online)]
Wenn er einen witzigen Raffer oder tolle Knöpfe hat, wirkt es auch nicht zu ernst und erwachsen.
[Die Zeit, 24.01.2011, Nr. 04]
Und die Jüdische Gemeinde entblödet sich nicht, eine Verbindung von diesen skrupellosen Raffern mit den Opfern von Auschwitz herzustellen.
[Der Spiegel, 18.11.1985]
Die ÖMG habe sich beim Bedarf »total verkalkuliert«, sagte ADAC‑Sprecher Alwin Raffer.
[Süddeutsche Zeitung, 08.01.1997]
Zitationshilfe
„Raffer“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Raffer>.
alphabetisch vorangehend | alphabetisch nachfolgend |
---|---|
Raffel Raffa Radzierblende Radzahn Radwegnetz |
Raffertum Raffgier Raffinade Raffinage Raffinat |
Weitere Wörterbücher
- Deutsches Wörterbuch (¹DWB)
- Deutsches Wörterbuch, Neubearbeitung (²DWB)
- Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (WDG)
Belege in Korpora
Referenzkorpora
Metakorpora
Zeitungskorpora
Webkorpora
Spezialkorpora
- DTA-Erweiterungen (1465–1969)
- Archiv der Gegenwart (1931–2000)
- Polytechnisches Journal
- Filmuntertitel
- Gesprochene Sprache
- DDR
- Politische Reden (1982–2020)
- Bundestagskorpus (1949–2017)
- Soldatenbriefe (1745–1872)
- A. v. Humboldts Publizistik (dt., 1790–1859)
- Nachrichten aus der Brüdergemeine (1819–1894)
- Der Neue Pitaval (1842–1890)
- Briefe von Jean Paul (1780–1825)
- Deutsche Kunst und Dekoration (1897–1932)
- Wikipedia-Korpus
- Wikivoyage-Korpus