Beurteilen von Personen, Firmen o. Ä. mit Hilfe von Ratingskalen
Kollokationen:
als Dativobjekt: [jmdn., etw.] einem Rating unterziehen
a)
Wirtschaft, besonders Börsenwesen Einstufung von Wirtschaftsakteuren (Staaten, Banken, Unternehmen o. Ä.), besonders in Bezug auf ihre Bonität (1)
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein bankinternes, internes, externes Rating
Beispiele:
Kunden geben am Computer ihre Daten ein, die werden sekundenschnell mit dem persönlichen Rating zum Beispiel bei der Schufa abgeglichen – und das Auto ist online gekauft. [Mittelbayerische, 15.09.2021]
Ein internationales Unternehmen müsse sich in rund 30 Bereichen einem Rating unterziehen und könne auf Basis von etwa 300 Faktoren benotet werden. [Die Welt, 29.08.2019]
Die Rating‑Agentur Moody’s teilte mit, sie überprüfe die Einschätzung der langfristigen Verbindlichkeiten sowie der Ertragskraft der Gruppe [Berliner Bank]. Nach Ansicht von Analysten könnte es hier zu einer Herabstufung kommen. Mit dem Rating wird für Investoren die Bonität von Schuldnern bewertet. [Berliner Zeitung, 04.12.1996]
Sie [US-amerikanische Investoren] können sich […] auf das Urteil einigermaßen neutraler Bewertungsgesellschaften verlassen, die Industrieunternehmen oder Banken unbarmherzig durchleuchten, sie also einer Berwertung [sic!], einem Rating, unterziehen. [Rating. In: Aktuelles Lexikon 1974–2000. München: DIZ 2000 [1991]]
Auch in Deutschland wird seit längerem der Plan gewälzt, unabhängige Berwertungs‑Gesellschaften [sic!] ins Leben zu rufen. Das hat indessen bisher noch zu keinem Ergebnis geführt. Das heiße Eisen will niemand anfassen, offenbar deshalb nicht, weil niemand es sich mit der mächtigen Banken‑Lobby verderben will. So bleibt das Rating weiter in ausländischen Händen. [Rating. In: Aktuelles Lexikon 1974–2000. München: DIZ 2000 [1991]]
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Ergebnis des Ratings (a)
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein erstklassiges, verschlechtertes, langfristiges Rating
mit Genitivattribut: das Rating des Immobilienfonds, Kreditnehmers, der Agentur, Landesbank, Anleihe
hat Präpositionalgruppe/-objekt: Papiere, Fonds, Anleihen mit [hohem] Rating
als Akkusativobjekt: das Rating herabsetzen, senken, beibehalten, belassen, anheben
in Koordination: Rating und Ranking
Beispiele:
Noch ist es nicht Teil der Realität, dass Tech‑Konzerne ein Rating der Person aus all den Daten erstellen, die sie über einen Menschen sammeln. [Süddeutsche Zeitung, 04.03.2021]
Bereits am späten Montagabend hatte S&P (= Standard & Poor’s) den Ausblick für 15 der 17 Euro‑Länder und damit auch für die sechs Staaten mit der Top‑Kreditwürdigkeit »AAA« auf »negativ« gesetzt. Nach dem EU‑Gipfel am kommenden Freitag will S&P so schnell wie möglich entscheiden, ob die aktuellen Ratings beibehalten werden. [Der Spiegel, 06.12.2011 (online)]
Die Berlin‑Hannoversche Hypothekenbank hat die Konditionen für eine Anleihe im Volumen von einer Milliarde Euro festgelegt. Der Titel mit Laufzeit bis zum 20. August 2012 wird mit 3,75 Prozent verzinst. Die Rating‑Agenturen Moody’s und Standard & Poor’s vergeben ein erstklassiges Rating. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.08.2006]
Nach den neuen Berechnungen der Investmentbank ergebe sich [für die Aktie] ein Kursziel von 25,50 Euro statt der bisherigen 21 Euro[…]. Deswegen sei das Rating für die Aktie auf »Neutral« von zuvor »Underperform« angehoben worden. [Die Welt, 07.06.2002]
Die Gesellschaft sei für ihre vorsichtige Geschäftspolitik bekannt. Moody’s hat die »A 1«‑Bewertung der Gesellschaft seit 1989 nicht geändert und betont, das Rating werde angesichts der guten Ertragslage der Gesellschaft vorerst beibehalten. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.03.1993]
b)
Psychologie, Soziologie Einschätzung von Personen, Dingen oder Sachverhalten
Beispiele:
Er [Anton Solowjow] glaubt, dass Leute wie er der Kremlpartei [Einiges Russland] helfen können, sozial engagiert, nah an den Menschen. »Ich bin absolut sicher, dass die Partei dank mir ein höheres Rating bekommt.« [Süddeutsche Zeitung, 17.09.2021]
Konkret erarbeiten die Vertrauensärzte der
Versicherer ihre Ratings von Studien zu
Behandlungen sowie die Bewertungen von Therapien gemeinsam. [Basler Zeitung, 13.09.2021]
Tatsächlich schaffen die
Ratings von Freedom House und anderen
Think‑Tanks ein unvollständiges Bild. So liegen São Tomé, Kap Verde und
die Komoren zum Beispiel im »Human‑Development‑Index« des
Uno‑Entwicklungsprogramms tief in der zweiten Tableauhälfte von 189
Ländern. [Neue Zürcher Zeitung, 03.09.2021]
Berufspilotenausbildung,
Instrumentenflugberechtigung sowie ein Rating zum
Fliegen mehrmotoriger Maschinen folgen nacheinander. [Neue Zürcher Zeitung, 28.08.2021]
Biographische Daten wurden mit dem Erfolg in der
Verwaltungslaufbahn korreliert. Die Gültigkeitsindizes der Aufgaben
deuteten darauf hin, daß Pbn (= Probanden), die aus
Kaufmannsfamilien stammten, ungeeignet seien. Die Nachforschungen über
dieses seltsame Resultat ergaben, daß die Beurteiler in dem
Rating antisemitisch eingestellt
waren. [Lienert, Gustav A.: Testaufbau und Testanalyse. Weinheim: Beltz 1961, S. 51]
c)
Medien Ermittlung der Einschaltquote einer Fernsehsendung zur Berechnung des Werts der darin geschalteten Werbung
Beispiele:
Diese Sendung [die »Tagesschau«] könnte man auch auf Latein verlesen mit zwei brennenden Kerzen, und sie hätte immer noch die gleichen Ratings. [Döbelner Allgemeine Zeitung, 17.10.2019]
Ratings hingegen beziehen die Sehdauer mit ein
und geben somit an, wie viele Personen – im Durchschnitt – quasi die
ganze Sendung gesehen haben. [TV-Quoten: Sport dominiert die Fernsehwoche, 19.04.2017, aufgerufen am 31.08.2020]
Die Nachrichtensendung »Aktuell« wurde täglich 2006
durchschnittlich von rund 52.500 Zuschauern gesehen
(Rating: ganze Sendung gesehen). [Luzerner Zeitung, 13.01.2007]
In einer Serie wie »Desperate Housewives« Werbespots zu schalten,
galt als richtig, weil sie bei den Ratings
konstant einen Platz in der Spitzengruppe hält. [Neue Zürcher Zeitung, 07.06.2005]
Da die Gebühreneinnahmen der [italienischen Senderfamilie] Rai jedoch nicht die Kosten decken,
ist sie außerdem auf Werbung angewiesen, und weil das
Rating für Werbung wiederum von den
Einschaltquoten abhängt, hat sich das öffenlich‑rechtliche Fernsehen in
einen verhängnisvollen Wettlauf um die Zuschauergunst begeben, der sein
Ziel im niedrigstmöglichen Niveau findet. [Die Zeit, 15.07.2004]