Regal
n.
‘Gestell mit Fächern für Bücher, Haushaltsgegenstände, Waren’,
zuerst 1634 im typographischen Gewerbe
(‘Gestell für Setzkästen’)
nachweisbar,
seit dem letzten Viertel des 17. Jhs. allgemein gebräuchlich
(im 18./19. Jh. auch in der Variante
Real);
vgl. die
nd. Formen
Riōle
f.,
Rijōl
n.
‘Bord, Fach, Regal’
(18. Jh.),
Reōl,
Rajōl
n.
‘Regal’
(19. Jh.),
ferner
(aus dem
Nd.?)
nl.
riool
n.
‘Setzregal’
als Druckereiwort
(dagegen
mnl.
riōle
f.,
nl.
riool
n.
‘Wasserablauf, Abwasserkanal’,
wohl nach
frz.
rigole
‘kleiner Wassergraben, Rinne’).
Die Herkunft des
dt. Substantivs
ist bisher nicht befriedigend geklärt.
Einleuchtend erscheint die
(schon von
Frisch
vertretene)
Annahme eines Zusammenhangs mit
ahd.
rīga
‘Linie, Kreisbogen’,
mhd.
rige
‘Linie, Reihe, Wassergraben’
und
(durch Ablaut und grammatischen Wechsel unterschieden)
rīhe
‘Reihe, Linie, schmaler Gang, Rinne’
(s.
↗
Riege
und
↗
Reihe).
Nur ein mittelbarer Anschluß ergibt sich allerdings,
wenn verschiedentlich Übernahme
(in der Kaufmannssprache?)
von
ital.
riga
‘Reihe, Streifen, Linie, Zeile, Lineal’
vermutet wird,
das seinerseits aus dem
Langobard. stammt.
Hierfür könnte sprechen,
daß
Regal
im 18. Jh. auch die Bedeutung
‘Lineal’
hat.
Offen bleibt jedoch,
wie die
dt. Wortform zustande kommt.
Ist an Einflüsse synonymer Ausdrücke wie
↗
Lineal
(s. d.)
oder
ital.
scaffale
‘Regal’
zu denken?
Kann Angleichung an im älteren
Nhd. geläufige Substantive
wie den Rechtsterminus
Regal(e)
n.
‘vom feudalen Staat verliehenes Hoheitsrecht’
(15. Jh.,
aus gleichbed.
mlat.
regale,
substantiviertem Neutr. von
lat.
rēgālis
‘dem König zukommend, königlich’)
oder die Instrumentenbezeichnung
Regal
n.
‘nur mit wenigen Zungenpfeifen ausgestattete kleine Orgel’
(Anfang 16. Jh.,
später auch für bestimmte Register in großen Orgeln,
wohl ebenfalls von
lat.
rēgālis)
vorliegen?
Lautliche und semantische Anknüpfungsmöglichkeiten lassen sich ferner bei
lat.
rēgula
‘Leiste, Latte, Stab, Richtscheit, Lineal, Regel’,
mnl.
reghele,
regle
‘Reihe, gerade Linie, Lineal, Regel’,
mnl.
rijghel
‘Riegel, Latte’,
nl.
richel
‘Leiste, Querbalken, Lattengestell, Bord, Sims’
finden
(vgl. weitere Formen unter
↗
Regel
und
↗
Riegel,
s. d.).
Bücherregal
n.
(Ende 17. Jh.).