Reihe
f.
‘mehrere Personen oder Sachen in geregeltem Neben- oder Hintereinander, geordnete räumliche oder zeitliche Folge, Serie’,
auch
‘unbestimmte größere Anzahl’,
mhd.
rīhe
‘Reihe, Linie, schmaler Gang, Rinne’,
mnl.
rīe
‘Reihe, Linie, Latte, Planke, Meßlatte’,
nl.
rij
‘Reihe, Folge, Meßlatte’;
daneben stehen mit grammatischem Wechsel und zum Teil mit Ablaut
ahd.
rīga
‘Linie, Kreisbogen’
(um 1000),
mhd.
rige
‘Linie, Reihe, Wassergraben, gefältelter Kleidersaum’,
mnd.
rēge,
rīge
‘Reihe, geordnete Folge, Zeile, Häuserreihe’,
mnl.
rīghe,
nl.
(bis ins 18. Jh.)
rijg(e)
‘Reihe, Zeile, Planke, Latte’
(s.
Riege),
auch (nur ablautend)
anord.
rā-
(in
rāmerki
‘Grenzlinie, Ackergrenze’)
sowie der
germ.
wō-Stamm
aengl.
rǣw,
rāw,
engl.
row
‘Reihe’.
Das zu dem in
ahd.
rīhan,
mhd.
rīhen
(s. unten)
vorliegenden starken Verb gehörende Substantiv
hat
außergerm. Verwandte vielleicht in
aind.
rikháti
‘ritzt’,
rēkhā́
‘Streifen, Linie, Ritzung’,
griech.
eré͞ikein
(
ἐρείκειν)
‘zerbrechen, zerreißen, zermalmen, durchbohren, bersten’,
kymr.
rhwygo
‘zerreißen’,
lit.
riẽkti
‘(Brot) schneiden, (die Brache) pflügen, (den Boden) aufreißen’
und kann (obwohl unter semantischen Schwierigkeiten) mit diesen an
ie.
*reik(h)-,
eine Erweiterung der Wurzel
ie.
*rei-
‘ritzen, reißen, schneiden’
(s. auch
reif,
Reif1),
angeschlossen werden.
–
reihen
Vb.
‘zu einer Reihe ordnen, aneinanderfügen, auffädeln, Stoff auf einem durchgezogenen Faden zu Fältchen zusammenschieben’,
ahd.
rīhan
(aus
germ.
*reihan)
in
(wenn hierherzustellen)
inrīhan
‘einreihen’,
mhd.
rīhen
‘auf einen Faden ziehen, reihenweise anheften, fälteln, durchstechen’,
mnd.
rīgen
‘reihen, auffädeln, mit Schnur, Besatz versehen’,
mnl.
rīen,
rīghen,
nl.
rijgen
‘auffädeln, durchstechen, schnüren, heften’
ist zunächst ein starkes Verb,
am ehesten wohl mit einer Ausgangsbedeutung
‘durchstechen’,
dann
‘nach Durchlöcherung auf einen Stab, eine Schnur ziehen’.
Im
Mnd. und
Mnl.
treten auch schwach flektierte Formen auf,
und im
Nhd. setzt sich schwache Flexion durch,
vielleicht weil das Verb als denominative Ableitung empfunden wird.
In der alten,
vorwiegend in mundartnaher Sprache bewahrten Bedeutung
‘auf einen Faden ziehen, heften, fälteln’
sind allerdings bis in die Gegenwart
auch starke Präteritalformen gebräuchlich.
Vom oben genannten Verb zu trennen ist offenbar
(vgl.
Seebold 566)
ahd.
rīhan
(aus
germ.
*wreihan
‘winden’),
nur belegt im Part. Prät.
girigan
‘zusammengenäht, gewunden’
(9. Jh.),
sowie
(schwach flektierend)
ahd.
girigit
‘ausgeschmückt, zusammengenäht, geflochten’
(10. Jh.),
girigōt
‘zusammengebunden, verbrämt, verziert’
(um 1000),
die besser an
ie.
*u̯reik-
‘drehen, umwickeln, binden’
(s.
Rist)
anzuknüpfen sind.
Reihenfolge
f.
‘geregelte Aufeinanderfolge’
(um 1800).