bildungssprachlich Person oder Einrichtung, die Studierende (des Fachs Jura) durch systematische, komprimierte Wiederholung und Einübung des prüfungsrelevanten Lernstoffs auf ihren universitären Abschluss vorbereitet
Beispiele:
Die Bibliothek ist geschlossen und der
Repetitor, mit dem sich viele Jura‑Studenten auf
das Examen vorbereiten, hat ab dieser Woche [wegen der Corona-Pandemie] auf Online‑Kurse umgestellt. »Ich
fürchte, das wird weniger effektiv sein«, sagt
R[…].
Er will im kommenden Jahr ins Examen gehen. [Die Welt, 28.03.2020]
Jetzt bin ich 22 und stehe kurz vor meinem ersten
Staatsexamen. Die meisten Jurastudenten gehen für die Vorbereitung ins
Repetitorium, um sich dort acht Semester Lernstoff in den Kopf zu hämmern.
Das dauert ein Jahr und kostet etwa 200 Euro im Monat, denn die Anbieter
sind privat. Alternativ gibt es kostenlose Uni‑Repetitorien, doch die
privaten Repetitoren haben mehr Erfahrung und wissen
genau, welche Themen wichtig sind. Leisten kann sich das natürlich nicht
jeder. Bekannte von mir mussten deshalb neben dem Studium jobben. Dann noch
sechs bis acht Stunden am Tag zu lernen, ist hart. [Der Spiegel, 10.03.2017 (online)]
Nicht in Ordnung ist
[…], dass die Vorbereitung auf den Uni‑Abschluss
im letzten Jahr nicht an der Uni, sondern bei privaten Repetitorien
stattfindet. Kostenpunkt: 1.500 Euro aufwärts. Es stimmt zwar, dass dort
keiner hingehen muss. Dennoch ist es scheinheilig, wenn Juraprofessoren über
die unwissenschaftlichen Methoden der Repetitoren und
das Geschäft mit der Angst lästern. Denn offensichtlich schaffen sie es
nicht, ihren Studenten das Gefühl zu geben, gut auf das Examen vorbereitet
zu werden. Sollen sie es doch besser machen: Mit eigenen
Vorbereitungskursen, die für alle Studenten kostenlos sind. [Die Zeit, 07.07.2015]
Die juristische Ausbildung – ich sage bewusst
Ausbildung und nicht Studium – ist zu verknöchert und festgefahren, um noch
als Schmiede junger politischer oder rhetorischer Talente zu taugen.
Jahrzehntelanger Reformstau sowie der fatale Irrweg, Katalogwissen statt
Methode zu lehren, haben sie heruntergewirtschaftet. Am Ende werden den
jungen Examenskandidaten von sündhaft teuren, privatwirtschaftlichen
Repetitoren die letzten Reste selbständigen
Denkens aus dem Kopf gedroschen, um Platz für examensrelevantes
Kurzzeitwissen zu schaffen. [Süddeutsche Zeitung, 16.02.2015]
Schon Bismarck bereitete sich mit Hilfe eines
Repetitors auf sein erstes juristisches Examen
vor, wenn auch mit mäßigem Erfolg. Damals war die Prüfung ausschließlich
mündlich und wurde nicht von Universitätsprofessoren, sondern von Praktikern
abgenommen. Zum Repetitor, meist ehemalige Prüfer,
gingen die Studenten, um zu erfahren, welche Fragen gestellt werden können
und welche Vorlieben die einzelnen Prüfer haben. Heute haben sich
Repetitorien zu mittelständischen Unternehmen mit
angeschlossenem juristischem Verlag entwickelt:
[…] [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.06.2003]
Der Job des Repetitors konzentriert sich nicht
auf Rechtstheorie oder Forschung, sondern auf die konkrete Fallbehandlung,
Beispiellösungen sowie die emotionalen Momente der
Examensvorbereitung. [Süddeutsche Zeitung, 07.09.1999]