Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Repetitor, der

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Repetitors · Nominativ Plural: Repetitoren
Aussprache  [ʀepeˈtiːtoːɐ̯]
Worttrennung Re-pe-ti-tor
Grundformrepetieren
Herkunft aus repetītorlat ‘Zurückforderer, Wiederholer’, Nomen agentis zu repeterelat ‘wieder angreifen, wiederfordern, wiederholen’
eWDG und ZDL

Bedeutungen

1.
bildungssprachlich Person oder Einrichtung, die Studierende (des Fachs Jura) durch systematische, komprimierte Wiederholung und Einübung des prüfungsrelevanten Lernstoffs auf ihren universitären Abschluss vorbereitet
Beispiele:
auch wolle man ihn schwachen Examenskandidaten als Repetitor empfehlen [ TralowKepler126]WDG
Kinder eines juristischen Repetitors aus Berlin [ TucholskyPanter355]WDG
Die Bibliothek ist geschlossen und der Repetitor, mit dem sich viele Jura‑Studenten auf das Examen vorbereiten, hat ab dieser Woche [wegen der Corona-Pandemie] auf Online‑Kurse umgestellt. »Ich fürchte, das wird weniger effektiv sein«, sagt R[…]. Er will im kommenden Jahr ins Examen gehen. [Die Welt, 28.03.2020]
Jetzt bin ich 22 und stehe kurz vor meinem ersten Staatsexamen. Die meisten Jurastudenten gehen für die Vorbereitung ins Repetitorium, um sich dort acht Semester Lernstoff in den Kopf zu hämmern. Das dauert ein Jahr und kostet etwa 200 Euro im Monat, denn die Anbieter sind privat. Alternativ gibt es kostenlose Uni‑Repetitorien, doch die privaten Repetitoren haben mehr Erfahrung und wissen genau, welche Themen wichtig sind. Leisten kann sich das natürlich nicht jeder. Bekannte von mir mussten deshalb neben dem Studium jobben. Dann noch sechs bis acht Stunden am Tag zu lernen, ist hart. [Der Spiegel, 10.03.2017 (online)]
Nicht in Ordnung ist […], dass die Vorbereitung auf den Uni‑Abschluss im letzten Jahr nicht an der Uni, sondern bei privaten Repetitorien stattfindet. Kostenpunkt: 1.500 Euro aufwärts. Es stimmt zwar, dass dort keiner hingehen muss. Dennoch ist es scheinheilig, wenn Juraprofessoren über die unwissenschaftlichen Methoden der Repetitoren und das Geschäft mit der Angst lästern. Denn offensichtlich schaffen sie es nicht, ihren Studenten das Gefühl zu geben, gut auf das Examen vorbereitet zu werden. Sollen sie es doch besser machen: Mit eigenen Vorbereitungskursen, die für alle Studenten kostenlos sind. [Die Zeit, 07.07.2015]
Die juristische Ausbildung – ich sage bewusst Ausbildung und nicht Studium – ist zu verknöchert und festgefahren, um noch als Schmiede junger politischer oder rhetorischer Talente zu taugen. Jahrzehntelanger Reformstau sowie der fatale Irrweg, Katalogwissen statt Methode zu lehren, haben sie heruntergewirtschaftet. Am Ende werden den jungen Examenskandidaten von sündhaft teuren, privatwirtschaftlichen Repetitoren die letzten Reste selbständigen Denkens aus dem Kopf gedroschen, um Platz für examensrelevantes Kurzzeitwissen zu schaffen. [Süddeutsche Zeitung, 16.02.2015]
Schon Bismarck bereitete sich mit Hilfe eines Repetitors auf sein erstes juristisches Examen vor, wenn auch mit mäßigem Erfolg. Damals war die Prüfung ausschließlich mündlich und wurde nicht von Universitätsprofessoren, sondern von Praktikern abgenommen. Zum Repetitor, meist ehemalige Prüfer, gingen die Studenten, um zu erfahren, welche Fragen gestellt werden können und welche Vorlieben die einzelnen Prüfer haben. Heute haben sich Repetitorien zu mittelständischen Unternehmen mit angeschlossenem juristischem Verlag entwickelt: […] [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.06.2003]
Der Job des Repetitors konzentriert sich nicht auf Rechtstheorie oder Forschung, sondern auf die konkrete Fallbehandlung, Beispiellösungen sowie die emotionalen Momente der Examensvorbereitung. [Süddeutsche Zeitung, 07.09.1999]
2.
Musik, Theater Synonym zu Korrepetitor
Beispiele:
Seine Karriere hat der 1927 in Dresden Geborene [Michael Gielen] zwar als Repetitor für die Norma [Titelfigur einer Oper] von Maria Callas am Teatro Colón in Buenos Aires begonnen, aber den meisten Teil seiner Laufbahn hat er mit gänzlich anders klingender Musik verbracht. [Die Welt, 11.03.2019]
Christian Thielemann, Generalmusikdirektor der Deutschen Oper Berlin: »Ich habe ihn vor 20 Jahren, als junger Repetitor bei seinem ›Macbeth‹‑Debüt erlebt und schon damals gemerkt, dass er sich der Musik nicht nur von der emotionalen, sondern auch von der geistigen Seite nähert. […]« [Welt am Sonntag, 22.04.2001]
Und das Dumme ist, das Theater muss täglich gepflegt werden, es muss kontrolliert werden, es ist eine Riesenarbeit, es muss Vorsingen gemacht werden, es müssen junge Sänger entdeckt werden, es müssen gute Repetitoren her, es muss der Chor in Bewegung gehalten, ein Repertoire muss doch irgendjemand machen, es können ja nicht die Abwesenden machen. [Berliner Zeitung, 26.02.2000]
Aber an den Theatern gibt es heute auch nicht mehr die Korrepetitoren, die wir hatten: strenge Leute, die wirklich auf dem kleinsten Detail beharrten, so lange, bis es einigermaßen richtig wurde. Welche Repetitoren und Dirigenten haben heute noch Ahnung von der Arbeit mit jungen Sängern? Wenige. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.05.2000]
Trotz seiner jungen Jahre hat [Antonio] Pappano ein breites Repertoire. Von Verdi und Puccini über Massenet, Strauß und Wagner bis hin zu Schostakowitsch und Britten hat er eine Vielfalt von Erfahrungen gesammelt. Zudem kennt der Sohn eines Gesangslehrers, der den Vater von früh auf begleitet hat und später auch Repetitor an verschiedenen Opernhäusern war, die Bedürfnisse der Sänger. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.03.1999]

letzte Änderung:

Zum Originalartikel des WDG gelangen Sie hier.

Typische Verbindungen zu ›Repetitor‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Repetitor‹.

Zitationshilfe
„Repetitor“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Repetitor>.

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