Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Reue, die

Grammatik Substantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Reue · wird nur im Singular verwendet
Aussprache 
Wortbildung  mit ›Reue‹ als Erstglied: Reuebekenntnis · Reuegefühl · Reueträne · Reugeld · Reukauf · Reumut · Reuvertrag · reuevoll
eWDG

Bedeutung

aufrichtiges Bedauern über ein Unrecht, das man begangen hat
Beispiele:
aufrichtige, tiefe, bittere Reue über ein begangenes Unrecht empfinden, fühlen, verspüren
lebhafte Reue äußern, heucheln
keine Reue zeigen
die Reue packte, ergriff ihn, kam zu spät
jmdn. zur Reue bewegen
gehobenvon Reue und Leid verzehrt, gepeinigt, zerrissen
dichterisch, gehobenvon Reu und Leid verzehrt, gepeinigt, zerrissen
Tränen, Qualen der Reue
ein Gefühl, keine Spur von Reue und Zerknirschung
Der Wahn ist kurz, die Reu' ist lang [ SchillerGlocke]
Jura tätige ReueVerhinderung des Eintretens von Folgen bei einer bereits eingeleiteten strafbaren Handlung durch eigenes, freiwilliges Handeln des Täters
Beispiel:
im Fall der tätigen Reue ist von Maßnahmen der strafrechtlichen Verantwortlichkeit abzusehen
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Reue · reuen · bereuen · reuig · reumütig · Reumütigkeit
Reue f. ‘Bedauern, Zerknirschung über Getanes oder Unterlassenes’, ahd. (h)riuwa ‘Leid, Trauer, Schmerz, Unglück, Klage’ (8. Jh.), mhd. riuwe, riwe, rewe, riu ‘Betrübnis über Getanes, Geschehenes, Schmerz, Kummer, Trauer, Leid, Mitleid, übles Aussehen, Beschädigung’, mnd. rouwe, rūwe, mnl. rouwe, nl. rouw, auch ‘Trauer’, aengl. hrēow, engl. (älter) rue (germ. *hreuwō-), dazu das Adjektiv asächs. hriuwi, anord. hryggr ‘traurig, betrübt’, aengl. (mit anderer Stammbildung) hrēow ‘betrübt’ und das starke Verb ahd. (h)riuwan ‘(be)klagen, jammern, zu Mitleid bewegen, schmerzen’, reflexiv ‘bereuen, trauern’ (um 800), mhd. riuwen, riwen ‘in Betrübnis versetzen, leid tun, verdrießen’, reflexiv ‘Reue empfinden’, asächs. hreuwan ‘beklagen, schmerzlich sein’, aengl. hrēowan ‘schmerzen, reuen’ (germ. *hreuwan), anord. (schwach flektierend) hryggja, hryggva ‘betrübt sein’. Außergerm. lassen sich vielleicht vergleichen aind. karúṇaḥ ‘kläglich, mitleidig’, griech. krū́ein (κρούειν) ‘stoßen, schlagen, stampfen’ und die s-Erweiterungen lit. krùšti ‘zerstampfen, zerstoßen’, aslaw. sъkrušiti ‘zerbrechen, zerreißen, zerschmettern’, russ. krušít’ (крушить) ‘zertrümmern, zerschlagen, vernichten’, so daß auf eine Wurzel ie. *kreu-, erweitert *kreus-, *krous- ‘stoßen, schlagen, zerschlagen, brechen’ zurückgegangen werden kann. Die offensichtlich übertragene germ. Bedeutung ‘seelischer Schmerz, Trauer’ spezialisiert sich im Mittelalter zu ‘Schmerz, Zerknirschung über etw., was man getan oder unterlassen hat, das man ungeschehen machen möchte’, im christlichen Sinne ‘Einsicht in eine bzw. Erkenntnis einer Sündenschuld’ (vgl. die Folge Reue, Beichte, Buße, entsprechend kirchenlat. contrītio, cōnfessio, satisfactio). – reuen Vb. ‘leid tun, bedauern, ungeschehen machen wollen’, ahd. (h)riuwōn (8. Jh.), (h)riuwēn (9. Jh.) ‘beklagen, bedauern, Buße tun’, mhd. riuwen ‘beklagen, bereuen, leid sein’, reflexiv ‘klagen, Reue empfinden’; schwaches, vom Substantiv abgeleitetes Verb. bereuen Vb. ‘tiefes Bedauern über etw. Getanes oder Unterlassenes empfinden’, ahd. bi(h)riuwēn ‘betrübt sein’ (9. Jh.), mhd. beriuwen ‘betrübt sein, in Betrübnis versetzen’. reuig Adj. ‘voller Reue, zerknirscht’, ahd. (h)riuwag (9. Jh.), mhd. riuwec, riwec. reumütig Adj. ‘voller Reue, Bedauern’ (17. Jh.); Reumütigkeit f. (Anfang 19. Jh.).

Thesaurus

Synonymgruppe
Buße · Reue
Synonymgruppe
Bedauern · Bußfertigkeit · Reue · Reuegefühl · Reumütigkeit · Selbstanklage · Zerknirschtheit · Zerknirschung
Oberbegriffe
Assoziationen
  • (jemandem) leidtun · (sich seiner) Schuld bewusst sein · (sich) in Selbstkritik üben · (sich) reumütig zeigen · Reue zeigen · bereuen  ●  (sich) Asche aufs Haupt streuen fig. · Asche auf sein Haupt streuen fig. · im Büßergewand herumlaufen fig. · im Büßerhemd gehen fig. · in Sack und Asche gehen fig., variabel · (jemanden) reuen geh., veraltet · (sich) in Zerknirschung üben geh., ironisierend
Synonymgruppe
Gewissensnot · Reue · Reuegefühl · Schuldgefühl · Selbstvorwürfe · Zerknirschtheit

Typische Verbindungen zu ›Reue‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Reue‹.

Verwendungsbeispiele für ›Reue‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Aber ohne phantasievolle Hilfe der Kirche kann die vorzeitige Reue kaum gelingen. [Alt, Franz: Liebe ist möglich, München: Piper 1985, S. 114]
Sicher hatte sie in jener Stunde etwas wie Reue empfunden und den festen Willen gehabt, sich zu bessern. [Berliner Tageblatt (Morgen-Ausgabe), 04.03.1911]
Aber die Reue, die mancher gern bei ihm sehen möchte, zeigte er nicht. [o. A.: Einhundertzweiundsiebzigster Tag. Freitag, 5. Juli 1946. In: Der Nürnberger Prozeß, Berlin: Directmedia Publ. 1999 [1946], S. 18026]
Reue empfindet er nicht, er hält seine Taten für gut. [Fath, Rolf: Werke – C. In: Reclams Opernlexikon, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1998], S. 395]
So gut wie keiner, der früh auf die zweite Ausgabe gesetzt hat, zeigt bisher Reue. [C’t, 1999, Nr. 15]
Zitationshilfe
„Reue“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Reue>.

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