Reue
f.
‘Bedauern, Zerknirschung über Getanes oder Unterlassenes’,
ahd.
(h)riuwa
‘Leid, Trauer, Schmerz, Unglück, Klage’
(8. Jh.),
mhd.
riuwe,
riwe,
rewe,
riu
‘Betrübnis über Getanes, Geschehenes, Schmerz, Kummer, Trauer, Leid, Mitleid, übles Aussehen, Beschädigung’,
mnd.
rouwe,
rūwe,
mnl.
rouwe,
nl.
rouw,
auch
‘Trauer’,
aengl.
hrēow,
engl.
(älter)
rue
(
germ.
*hreuwō-),
dazu das Adjektiv
asächs.
hriuwi,
anord.
hryggr
‘traurig, betrübt’,
aengl.
(mit anderer Stammbildung)
hrēow
‘betrübt’
und das starke Verb
ahd.
(h)riuwan
‘(be)klagen, jammern, zu Mitleid bewegen, schmerzen’,
reflexiv
‘bereuen, trauern’
(um 800),
mhd.
riuwen,
riwen
‘in Betrübnis versetzen, leid tun, verdrießen’,
reflexiv
‘Reue empfinden’,
asächs.
hreuwan
‘beklagen, schmerzlich sein’,
aengl.
hrēowan
‘schmerzen, reuen’
(
germ.
*hreuwan),
anord.
(schwach flektierend)
hryggja,
hryggva
‘betrübt sein’.
Außergerm. lassen sich vielleicht vergleichen
aind.
karúṇaḥ
‘kläglich, mitleidig’,
griech.
krū́ein
(
κρούειν)
‘stoßen, schlagen, stampfen’
und die
s-Erweiterungen
lit.
krùšti
‘zerstampfen, zerstoßen’,
aslaw.
sъkrušiti
‘zerbrechen, zerreißen, zerschmettern’,
russ.
krušít’
(
крушить)
‘zertrümmern, zerschlagen, vernichten’,
so daß auf eine Wurzel
ie.
*kreu-,
erweitert
*kreus-,
*krous-
‘stoßen, schlagen, zerschlagen, brechen’
zurückgegangen werden kann.
Die offensichtlich übertragene
germ. Bedeutung
‘seelischer Schmerz, Trauer’
spezialisiert sich im Mittelalter zu
‘Schmerz, Zerknirschung über etw., was man getan oder unterlassen hat, das man ungeschehen machen möchte’,
im christlichen Sinne
‘Einsicht in eine bzw. Erkenntnis einer Sündenschuld’
(vgl. die Folge
Reue, Beichte, Buße,
entsprechend
kirchenlat.
contrītio, cōnfessio, satisfactio).
–
reuen
Vb.
‘leid tun, bedauern, ungeschehen machen wollen’,
ahd.
(h)riuwōn
(8. Jh.),
(h)riuwēn
(9. Jh.)
‘beklagen, bedauern, Buße tun’,
mhd.
riuwen
‘beklagen, bereuen, leid sein’,
reflexiv
‘klagen, Reue empfinden’;
schwaches, vom Substantiv abgeleitetes Verb.
bereuen
Vb.
‘tiefes Bedauern über etw. Getanes oder Unterlassenes empfinden’,
ahd.
bi(h)riuwēn
‘betrübt sein’
(9. Jh.),
mhd.
beriuwen
‘betrübt sein, in Betrübnis versetzen’.
reuig
Adj.
‘voller Reue, zerknirscht’,
ahd.
(h)riuwag
(9. Jh.),
mhd.
riuwec,
riwec.
reumütig
Adj.
‘voller Reue, Bedauern’
(17. Jh.);
Reumütigkeit
f.
(Anfang 19. Jh.).