Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.
eWDG und DWDS

Bedeutungen

1.
Linie der Bewegung, die eingehalten werden muss, sofern man ein bestimmtes Ziel erreichen will, Seite, nach der jmd., etw. gerichtet ist
Beispiele:
die falsche, andere, umgekehrte, gleiche Richtung
das ist die verkehrte Richtung
eine bestimmte Richtung verfolgen, einhalten
die Richtung ändern, wechseln, verfehlen, verlieren
(jmdm.) die Richtung zeigen, weisen
die Richtung (= Fahrtrichtung) durch Lichtsignal anzeigen
die Richtung nach Berlin, nach dem Flusse (zu), nach Süden einschlagen
Richtung (auf etw.) nehmen
Richtung halten (= in gerader Linie bleiben)
a)
mit Präposition
α)
Grammatik: in Verbindung mit »aus«
Beispiele:
aus welcher Richtung ist er gekommen?
aus allen Richtungen strömten die Menschen herbei
der Wind weht aus unterschiedlichen, nördlichen Richtungen (= Himmelsrichtungen)
β)
Grammatik: in Verbindung mit »in«
Beispiele:
wir müssen in diese(r), in nördliche(r), in eine andere Richtung fahren
in welche Richtung gehst du?
in die gleiche, entgegengesetzte Richtung marschieren
die Menge verlief sich in alle Richtungen
in Richtung des Dorfes hörte man Hundegebell
er machte eine Bewegung in Richtung auf die Tür zu
der Konvoi fuhr in Richtung (auf) Berlin (zu)
das Tief verlagert sich in Richtung Osten
in den ICE (in) Richtung Berlin bitte einsteigen!DWDS
umgangssprachlichfahren Sie (in) Richtung Bahnhof?
γ)
Grammatik: in Verbindung mit »nach«
Beispiele:
nach allen Richtungen auseinanderlaufen, auseinanderstieben
wir durchstreiften die Umgebung nach allen Richtungen
δ)
Grammatik: in Verbindung mit »von«
Beispiele:
von der ursprünglichen Richtung abweichen, abbiegen
wir müssen von der Richtung abgekommen sein
b)
Verlauf
Beispiel:
die Richtung einer Straße, einer Bahnlinie, eines Flusses
c)
übertragen
Beispiele:
jmds. Gedanken, Ideen nehmen eine andere Richtung, schlagen eine andere Richtung ein
einem Gespräch, der Entwicklung, Politik eine besondere Richtung (= Wendung) geben
in eine gewisse Richtung tendieren, zielen
die Diskussion in eine ganz bestimmte Richtung lenken
d)
Beziehung
Beispiele:
in dieser Richtung habe ich noch nichts unternommen
in einer bestimmten Richtung Ermittlungen führen
seine Neigungen scheinen ganz in dieser Richtung zu liegen
sie wollte sich nach keiner Richtung hin, in keiner Richtung binden, festlegen
er ist mir nach jeder Richtung sympathisch
»… Ich habe die Sache schon vorher nach allen Richtungen mit meiner Frau durchgesprochen.« [ G. HermannGebert295]
2.
von einer Gruppe gleichgesinnter Personen vertretene Anschauungen, Zeitströmung, Tendenz
Beispiele:
eine fortschrittliche, neue, veraltete Richtung in der Kunst, Wissenschaft, Politik
eine bestimmte literarische, politische Richtung vertreten
der gemäßigten, extremen Richtung einer Partei angehören
die von Humboldt und Herder befruchtete Richtung der Sprachwissenschaft
die Auseinandersetzung zwischen den verschiedenen Richtungen der modernen Philosophie

letzte Änderung:

Zum Originalartikel des WDG gelangen Sie hier.

Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

richten · Richtung · Richter · richterlich · Richtstätte · Richtbeil · Richtscheit · Richtschnur · Richtfest · anrichten · Anrichte · aufrichten · einrichten · errichten · verrichten · vorrichten · zurichten
richten Vb. ‘etw. Krummes gerademachen, in eine gerade Lage, Stellung, Richtung bringen, auf ein Ziel hinlenken, in Ordnung bringen, Recht sprechen’, ahd. (8. Jh.), mhd. rihten ‘recht, gerademachen, in eine Richtung bringen, aufrichten, aufstellen, in Ordnung bringen, fertigmachen, er-, einrichten, gestalten, herrschen, regieren, Recht sprechen’, asächs. rihtian, mnd. richten, mnl. rechten, richten, nl. rechten, aengl. rihtan, engl. to right, anord. rētta, schwed. räta, got. garaíhtjan (germ. *rehtjan) sind Faktitiva im Sinne von ‘gerademachen’ zu dem unter recht (s. d.) behandelten Adjektiv. – Richtung f. ‘das Gerademachen, gerade, aufrechte Haltung’ (2. Hälfte 18. Jh.), ‘Gerichtetsein, Verlauf, Wendung auf ein Ziel zu’ (Ende 18. Jh.), ‘Strömung, Bewegung’ in Kultur, Politik (Anfang 19. Jh.), abgeleitet vom oben genannten Verb in seinen verschiedenen Bedeutungen, in älterer Sprache vornehmlich an ‘herrschen, regieren, Recht sprechen’ anknüpfend, vgl. ahd. rihtunga ‘Gericht, (Ordens)regel, Leitung, Verwaltung’ (8. Jh.), mhd. rihtunge ‘Gericht, gerichtliche Entscheidung, Urteil’, asächs. richtunga, mnd. richtunge. Richter m. ‘wer über etw., jmdn. richtet, mit der Entscheidung von Rechtsstreitigkeiten Beauftragter’, ahd. rihtāri ‘Leiter, Richter’ (8. Jh.), mhd. rihtære, rihter ‘Lenker, Ordner, Oberherr, Regent, Richter’; richterlich Adj. ‘den Richter und sein Amt betreffend, auf ihm beruhend, zu ihm gehörend’ (16. Jh.). Richtstätte f. ‘Platz für Hinrichtungen’ (19. Jh.), zuvor Richtstatt (16. Jh., älter ‘Gerichtsstätte’, 15. Jh.). Richtbeil n. ‘Beil, mit dem ein zum Tode Verurteilter enthauptet wird’ (17. Jh.). Richtscheit n. Richtlatte der Bauhandwerker, mhd. riht(e)schīt. Richtschnur f. ‘gespannte Schnur zum Bezeichnen gerader Linien’ (15. Jh.), übertragen ‘Grundsatz, Leitlinie, Norm’ (1. Hälfte 16. Jh.). Richtfest n. ‘Fest nach Aufrichtung des Dachstuhls’ (19. Jh.), auch Richtessen, Richtschmaus. anrichten Vb. ‘zum Essen fertigmachen, auftragen, bereitstellen, Schaden verursachen, zustande bringen’ (14. Jh.); Anrichte f. ‘Raum, Tisch zum Zubereiten, Bereitstellen von Speisen, niedriger Schrank für Geschirr’, mhd. anrihte. aufrichten Vb. ‘geraderichten, senkrecht stellen, errichten, trösten, Mut zusprechen’, ahd. ūfrihten ‘emporstrecken’ (9. Jh.), mhd. ūfrihten ‘aufstellen, ins Werk setzen, trösten’. einrichten Vb. ‘ausstatten’ (mit Möbeln, Geräten), ‘zur öffentlichen Nutzung gründen, nach bestimmten Gesichtspunkten gestalten, passend machen’, reflexiv ‘sich den Gegebenheiten, der Lage anpassen’ (15. Jh.). errichten Vb. ‘aufstellen, bilden’ (17. Jh.); vgl. ahd. irrihten ‘auf-, einrichten’ (um 800). verrichten Vb. ‘(ordnungsgemäß) ausführen, erledigen’, mhd. verrihten ‘in Ordnung bringen, einrichten’. vorrichten Vb. ‘zurechtmachen, vorbereiten, erneuern’ (16. Jh.), mhd. vürrihten ‘hervorstrecken’. zurichten Vb. ‘herrichten, vorbereiten’, mhd. zuorihten. Aus übel zurichten (16. Jh.) entwickelt zurichten den Sinn von ‘beschädigen, mißhandeln’.

Thesaurus

Synonymgruppe
Kurs · Marschroute · Reiseplan · Reiseroute · Reiseweg · Richtung · Strecke · Weg · Wegstrecke  ●  Route franz.
Unterbegriffe
Assoziationen
Synonymgruppe
Aspekt · Facette · Richtung  ●  Dimension fachspr. · Faktor fachspr. · latente Größe fachspr.
Synonymgruppe
gen  ●  in Richtung Hauptform · Richtung ugs.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Richtung‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Richtung‹.

Zitationshilfe
„Richtung“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Richtung>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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Wortverlaufskurve ab 1946

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