Rohr
n.
‘Sumpfgras, langer runder Hohlkörper (zum Weiterleiten von Flüssigkeiten, Gasen u. dgl.)’,
ahd.
rōr
‘Schilfrohr’
(9. Jh.),
mhd.
rōr
‘Schilfrohr, Röhricht, Rohr und etw. daraus Gefertigtes, Pfeife’,
mnd.
rōr,
mnl.
nl.
roer
‘Schilfrohr, Rohrpfeife, kurze Flinte’,
afries.
rēr
m.,
anord.
reyrr
m.
(aus
*rauʀaʀ),
got.
(mit grammatischem Wechsel)
raus
‘Rohr’;
dazu wohl auch das unter
Reuse
(s. d.)
behandelte Substantiv.
Es bestehen keine sicheren Vergleichsmöglichkeiten,
Etymologie daher unbekannt.
Rohr
‘Schilfrohr’
bezeichnet in übertragenem Sinne
‘Lauf einer Schußwaffe’
(16. Jh.)
und entwickelt daraus die Bedeutung
‘runder Hohlkörper’.
–
Rohrdommel
f.
im Schilf lebender Sumpfvogel,
frühnhd.
rōrtumel,
Rhor-,
Rordomel
(
Luther).
Name aus dem
Nd.,
anschließend an
asächs.
rōr(i)dumbil
(9. Jh.),
mnd.
rōrdum,
-dump,
-dumpt,
entsprechend
nl.
roerdomp,
mnl.
(mit grammatischem Wechsel)
roesdom,
-dommel,
-dommer,
eine Zusammensetzung mit
Rohr
(als Nistplatz)
und einem den Paarungsruf nachahmenden Wort
(
dum,
dom).
Daneben begegnet in älterer Sprache
ahd.
horotumil
(9. Jh.),
horotumbil,
horotubil
(10. Jh.),
umgedeutet
(in Anlehnung an
ahd.
tūhhan
‘tauchen’?)
horotuhhil
(10. Jh.),
mhd.
hortūbel,
das nicht mit den entsprechenden Formen von
Rohr,
sondern auf eine Zusammensetzung mit
ahd.
horo
‘Sumpf, Schlamm’
(8. Jh.),
mhd.
hor(e)
‘kotiger Boden, Kot, Schmutz’
(verwandt mit
Ruß,
s. d.)
deutet.
Röhricht
n.
‘Dickicht aus Schilfrohr’,
ahd.
rōrahi
(um 900),
mhd.
rōrach,
rœrach,
frühnhd.
(mit unorganisch angetretenem
-t)
roreicht
(15. Jh.);
zur Bildungsweise vgl.
Kehricht
(s.
kehren2).