Roß1
n.
‘Pferd’.
Das (mit Ausnahme des
Got.)
gemeingerm.,
verschiedentlich
r-Metathese
aufweisende Substantiv
ahd.
(h)ros
(8. Jh.),
mhd.
ros,
ors,
asächs.
hross,
hors,
mnd.
ors,
ros,
aengl.
hors,
engl.
horse,
mnl.
ors,
hors
(
nl.
ros
wohl aus dem
Nhd.),
afries.
hors,
ros,
anord.
hross,
aschwed.
hors
und
(ablautend)
asächs.
afries.
hars,
hers,
mnl.
(h)ars,
(h)ers
bleibt trotz verschiedener Deutungsversuche unerklärt.
Vielleicht kann
germ.
*hrussa-
im Sinne von
‘Läufer, Renner’
mit
mhd.
hurren
‘sich schnell bewegen’,
engl.
to hurry
‘beschleunigen, sich beeilen’
verbunden werden;
falls man (obwohl fraglich)
außergerm.
griech.
epíkūros
(
ἐπίκουρος)
‘Helfer, Beistand, helfend, schützend’
sowie
lat.
currere
(aus
*k̑ṛs-)
‘laufen, rennen, eilen’
heranzieht, kann von
ie.
*k̑ers-
‘laufen’
ausgegangen werden.
Oder man vergleicht
Roß
besser mit den unter
↗
Scherz
(s. d.)
angeführten Formen
und stellt es mit diesen zu einer Dentalerweiterung der Wurzel
ie.
*(s)ker(ə)-
‘springen, herumspringen’,
eigentlich
‘(sich) drehend bewegen, schwingen’.
Da die Heimat des europäischen Pferdes
in den asiatischen Tundren und Steppen vermutet wird,
ist auch die Möglichkeit,
daß es sich um ein östliches Wanderwort handelt,
in Betracht zu ziehen.
Bereits in mhd. Zeit wird
Roß
von
↗
Pferd
(s. d.)
zurückgedrängt,
behauptet sich jedoch im
Obd.
Im übrigen Sprachgebiet entwickelt sich
Pferd
zur allgemeinen Bezeichnung,
Roß
meint dagegen das wertvolle, edle Pferd
und wird von daher ein Ausdruck gehobener Sprache.
Rößlein
n.
obd.
Rössel,
‘kleines Pferd’,
mhd.
rössel(īn);
auch
‘Springer’
(Figur im Schachspiel).
Rösselsprung
m.
Zug des Springers im Schachspiel
(um 1800),
dann eine Rätselart,
bei der Wortteile in Feldern einer Figur
nach Art des Springerzuges im Schachspiel zu ordnen sind
(19. Jh.).
Roßkamm
m.
‘Pferdestriegel’,
frühnhd.
roskam,
roszkamp
(14. Jh.),
übertragen
‘Pferdehändler’
(16. Jh.),
der die Pferde vor dem Verkauf striegelt.
Roßtäuscher
m.
‘Pferdehändler’,
anfangs im Tauschverfahren
(s.
↗
tauschen),
daher schon früh pejorativ
(hinsichtlich eines betrügerischen Tauschhandels)
‘Betrüger’,
mhd.
rostūscher,
mnd.
rostūsker.
Roßkastanie
f.
Baum mit traubenförmigem Blütenstand
und braunen Samen in stachligen Kapseln
(16. Jh.).
Die Samen dieser Kastanie
dienten kranken Pferden als Heilmittel.
Oder ist der Name als
‘ungenießbare Kastanie’
zu verstehen,
da die Samen im Gegensatz zu den Früchten der
Echten Kastanie
nicht eßbar sind?