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Säuberung, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Säuberung · Nominativ Plural: Säuberungen
Aussprache 
Worttrennung Säu-be-rung
Wortzerlegung säubern -ung
Wortbildung  mit ›Säuberung‹ als Erstglied: Säuberungsaktion · Säuberungsarbeit · Säuberungskampagne · Säuberungsprozess · Säuberungswelle
DWDS-Vollartikel

Bedeutungen

1.
Befreien einer Sache von Schmutz, von anderen Verunreinigungen, unerwünschten Dingen oder Bestandteilen
entsprechend der Bedeutung von säubern (1)
Kollokationen:
mit Genitivattribut: die Säuberung der Wohnung, der Strände, des Körpers, einer [eiternden] Wunde
Beispiele:
Die Regierung musste um die 80 Millionen Euro […] für die Säuberung des verseuchten Geländes aufwenden. [Neue Zürcher Zeitung, 28.01.2016]
Es riecht dunkel animalisch [in der Gerberei], dabei ist das schon der saubere Teil der Ledergewinnung, die grobe Säuberung [der Häute] von Fleisch und Schmutz geschieht woanders. [Süddeutsche Zeitung, 24.10.2015]
Gestern nachmittag gab es eine weitere Spülung und Säuberung der Wunde, wieder unter Vollnarkose. [Die Welt, 18.05.2005]
Die Säuberung der Grünanlagen, Gehwege und Straßen werde »in der bisherigen Weise« fortgeführt, beschloss der Bauausschuss des Stadtrates. [Süddeutsche Zeitung, 15.02.2002]
Knapp fünf Millionen Mark kostete die Säuberung von Zügen und Bahnhöfen in den ersten neun Monaten dieses Jahres. [die tageszeitung, 05.12.1992]
Die Säuberung der Hände nach besonders schmutzigen Arbeiten erleichtert man durch Abreiben mit Zitronenschale oder Essig. [Volkland, Alfred: Überall gern gesehen. In: Zillig, Werner (Hg.) Gutes Benehmen, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1941], S. 17253]
bildlichDer Ganges gilt den Hindus als Verkörperung der Reinheit, darin zu baden als Akt der spirituellen Säuberung. [Der Spiegel, 12.01.2013 (online)]
2.
übertragen, verhüllend systematisches, häufig die Menschenrechte verletzendes Freimachen eines Gebietes, einer Institution o. Ä. von ethnisch bzw. politisch unerwünschten Personen‍(gruppen), vor allem durch deren gewaltsame Vertreibung oder Tötung bzw. Entlassung oder Entfernung aus dem Dienst
entsprechend der Bedeutung von säubern (2)
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: die ethnische Säuberung (= gewaltsame Vertreibung einer Volkes aus seinem angestammten Territorium zugunsten eines anderen Volkes); die politischen, stalinistischen, parteiinternen, personellen Säuberungen; die blutige, brutale, rücksichtslose, durchgreifende, systematische, großangelegte Säuberung
als Akkusativobjekt: die Säuberung anordnen, betreiben, durchführen, stoppen, überleben, überstehen
als Dativobjekt: der Säuberung entgehen
als Genitivattribut: eine Politik der Säuberung; Opfer einer Säuberung
mit Genitivattribut: die Säuberung des Staatsapparates, der Verwaltung, des Regierungsapparates, der Armee
in Koordination: [ethnische] Säuberung und Genozid, Völkermord, Vertreibung
Beispiele:
An die 15.000 Verhaftungen hat es gegeben, die Säuberungen im Staatsapparat und in der akademischen Welt [der Türkei] erfassten 70.000 Menschen. [Süddeutsche Zeitung, 25.07.2016]
1937 beginnen dort [in Moskau] auch in den Sicherheitsdiensten blutige Säuberungen; Lehmanns erster Führungsoffizier Pawel Kornel wird 1937 ebenfalls erschossen. [Der Spiegel, 29.09.2009 (online)]
Er [Beneš] ist auch ein Hassprediger, […], der […] seit dem ersten Tag seiner zweiten Londoner Emigration 1939 offenbar nur eines im Sinn hatte: die »Hinausführung« der Deutschen, wie Vertreibung und ethnische Säuberung seinerzeit verharmlosend hiessen. [Neue Zürcher Zeitung, 04.07.2004]
Nach Meinung des [Nachrichten-] […]Korrespondenten […] sind viele der [tschetschenischen] Rebellen so genannten Säuberungen zum Opfer gefallen. [Welt am Sonntag, 27.02.2000]
In Ex‑Jugoslawien verurteilte die Kommission »massive und systematische« Verletzungen der Menschenrechte, Akte des Völkermords und »ethnische Säuberungen«. [Süddeutsche Zeitung, 25.04.1996]
Die 12. Tagung des Parteivorstandes beschloß die Säuberung der Partei von feindlichen Elementen. [Neues Deutschland, 9/78 (1954)]
Nachdem vor einiger Zeit die Polizei gegen die wilden Händler auf dem Potsdamer Platz eingeschritten war und eine Säuberung vorgenommen hatte, ist neuerdings dieser Handel wieder in der Zunahme begriffen[…]. [Vossische Zeitung (Morgen-Ausgabe), 27.03.1919]
3.
Schneiderei Einfassen von überstehenden Stoffrändern einer Naht mit Nähgarn, damit das Gewebe nicht ausfransen kann
entsprechend der Bedeutung von säubern (3), Synonym zu Versäuberung
Beispiel:
Für die Säuberung einer Naht von einem Meter werden […] zehn Meter Garn benötigt. [Neues Deutschland, 15.10.1959]

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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
sauber · Sauberkeit · säuberlich · säubern · Säuberung
sauber Adj. ‘rein, schmutzfrei’, ahd. sūbar, sūbiri (9. Jh.), mhd. sūber, sūver, sūfer ‘sauber, rein, schön’, asächs. suƀri, mnl. sūver, nl. zuiver, aengl. sȳfre (‘nüchtern, mäßig, makellos, rein’) sind über vlat. *sūber bzw. *sūbrius ‘mäßig, besonnen’ entlehnt aus lat. sōbrius ‘nüchtern (nicht betrunken), enthaltsam, besonnen’ (wohl entstanden aus *sō(d)-, Nebenform zu lat. sē(d) ‘ohne’, und lat. ēbrius ‘trunken’, eigentlich ‘naß, befeuchtet’). Die Bedeutungsentwicklung führt von ‘nüchtern, enthaltsam, besonnen’ über ‘makellos’ zu ‘rein’. – Sauberkeit f. ‘Zustand der Reinheit’ (16. Jh.), anfangs auch Sauberheit, mhd. sūberheit ‘Reinheit, Schönheit, Vornehmheit’; vgl. ahd. unsūbarkeit ‘Unflat, Schmutz’ (11. Jh.). säuberlich Adj. ‘reinlich’, ahd. sūbarlīhho Adv. (11. Jh.), mhd. sūberlich ‘artig, züchtig, anständig’. säubern Vb. ‘saubermachen, reinigen, von Verunreinigungen befreien’, ahd. sūbaren, sūbiren, sūbarōn (9. Jh.), mhd. sūbern, siubern; Säuberung f. ‘Reinigung’, mhd. sūberunge ‘Säuberung, Läuterung’.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Reinigung · Reinigungsarbeiten · Säuberung
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Säuberung‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Säuberung‹.

Zitationshilfe
„Säuberung“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/S%C3%A4uberung>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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