Süd
m.
(ohne Artikel,
besonders in der Seemannssprache und Meteorologie)
‘Himmelsrichtung des höchsten Sonnenstandes, die vom tiefsten Sonnenstand am weitesten entfernt liegende Gegend’,
(mit Artikel)
‘aus dieser Richtung wehender Wind, Südwind’.
Ahd.
sund
m.
‘Süden’
(9. Jh.),
mhd.
sunt
m.
‘Süden’
(erhalten in Ortsnamen wie
Sonthofen,
Sundgau),
(mit aus dem
Nd. Nl. stammendem
n-Ausfall)
sūd
(zuerst
Veldeke),
nhd.
Sud
und
(seit 15. Jh.
nl. Aussprache folgend)
Süd,
asächs.
sūð
Adv.
‘im Süden’,
mnl.
suut
Adv.
‘im, nach Süden’,
nl.
zuid
f.
und Adv.
‘Süden, südwärts’,
aengl.
sūþ
Adj.
Adv.
‘südlich, im, nach Süden’,
engl.
south
Adj.
Adv.
und
Subst.
‘südlich, südwärts, Süden’
stehen neben einem älteren Richtungsadverb,
erhalten in
ahd.
sundar
‘südlich’
(um 800),
asächs.
sūðar,
mnd.
sǖder,
anord.
suðr
‘südlich’,
das mit dem Komparationssuffix
ie.
-tero-
(vgl.
aengl.
sūþerra
‘südwärts’)
zu einem Stamm
germ.
*sun-
‘Sonne’
zu der unter
Sonne
(s. d.)
genannten Wurzel
ie.
*sau̯el-,
*s(u)u̯el-,
*sūl-
bzw.
*su̯en-,
*sun-
‘Sonne’
gebildet sein kann,
so daß von einer Bedeutung
‘der Sonnenseite zugewandt’
auszugehen ist,
was auch
(analog zu
Nord,
s. d.)
als
‘rechts’,
also die rechte Seite des sich gegen Osten
(Sonnenaufgang) neigenden Beters, deutbar ist,
ohne daß zur Begründung dieser Bedeutung eine Verwandtschaft mit den unter
geschwind
(s. d.)
genannten Formen um
mhd.
swinde,
swint
‘gewaltig, stark, heftig, schnell’,
also vielleicht auch
‘rechts’,
angesetzt werden muß.
Zweifelhaft bleibt auch,
ob eine dentale Bildung im Anschluß an
griech.
hýper
(
ὕπερ)
‘über, über … hinweg’,
lat.
super
‘(von, nach) oben’
zu
ie.
*upér(i)
‘über, oberhalb’
(s.
über)
angenommen werden kann,
was eine Deutung
‘oben, die Gegend, wo die Sonne oben ist’
erlauben würde.
–
Süden
m.
(meist ohne Artikel)
‘Himmelsrichtung des höchsten Sonnenstandes’,
(mit Artikel)
‘das südliche Gebiet der Erde, der südliche Teil eines bestimmten Gebietes und dessen Bewohner’.
Ahd.
sundan
(9. Jh.),
mhd.
sunden
und
(seit etwa 1200,
s. oben)
sūden
‘Süden, Südwind’,
mnd.
sǖden,
nl.
zuiden
sind Substantivierungen des Richtungsadverbs
ahd.
sundan
‘aus dem Süden’
(um 800),
mhd.
sunden,
sūden
‘von Süden her, südlich’,
asächs.
sūðan
‘von Süden’,
mnd.
sǖden
‘südlich, im Süden’,
aengl.
sūþan,
anord.
sunnan
‘aus dem Süden, südwärts’
(vgl.
ahd.
fon sundana,
mhd.
von sūden,
wo das Adverb als artikellos gebrauchtes Substantiv aufgefaßt werden kann).
Süden
bezeichnet in neuerer Sprache in der Regel
die Himmelsrichtung und das dort gelegene Gebiet;
Süd
dagegen wird fachsprachlich
(s. oben)
und dichterisch verwendet.
Unter
nd. nl. Einfluß
treten besonders im
Md.
(seit etwa 1200)
n-lose
Formen auf.
Die Lautung mit
-ü-,
beruhend auf
nl. Aussprache,
begegnet seit dem 15. Jh.
auch in
md. und
obd. Quellen
und setzt sich bis zum Ende des 18. Jhs.
in der Literatursprache durch.
In
obd. Mundarten dafür lange
Mittag,
das noch bis ins 18. Jh. als Verdeutlichung von
Süd(en)
(vgl.
Süd oder Mittag,
18. Jh.)
gebraucht wird.
südlich
Adj.
‘im Süden gelegen, nach Süden weisend’
(15. Jh.),
mnd.
sǖtlīk,
mnl.
zuydelik
(15. Jh.).
Südpol
m.
‘südliches Ende der Erdachse’
(17. Jh.),
auch
Süderpol
(20er Jahre des 18. Jhs.,
Ende 18. Jh. von
Südpol
verdrängt).
Südwester
m.
‘Sturm, Unwetter aus Südwesten’,
dann der gegen dieses Wetter schützende
‘Seemannshut mit breiter Krempe’
aus ölgetränkter Leinwand
(19. Jh.).