Sache
f.
‘Gegenstand, Ding, Angelegenheit, Aufgabe’,
ahd.
sahha
(8. Jh.),
mhd.
sache
‘Rechtssache, Rechtsstreit, Angelegenheit, Ursache, Ding’,
asächs.
saka,
auch
‘Gericht, Feindschaft, Schuld’,
mnd.
mnl.
sāke,
nl.
zaak
‘Sache, Angelegenheit, Handlung, Geschäft’,
afries.
seke,
sake,
aengl.
sacu
‘Verfolgung, Streit, Krieg, Prozeß’,
engl.
sake
‘Ursache, Grund’,
anord.
sǫk
‘Rechtshandel, Klage, Grund, Veranlassung’,
schwed.
sak
‘Ding, Rechtsangelegenheit’
(
germ.
*sakō)
sowie (mit anderer Stammform)
got.
sakjō
‘Streit’
(
germ.
*sakjōn-),
ahd.
seck(e)a
(8. Jh.),
aengl.
sæcc
‘Streit’
(
germ.
*sakjō)
sind Bildungen zu einem in
ahd.
sahhan
‘streiten, prozessieren, schelten’
(8. Jh.),
asächs.
sakan,
aengl.
sacan
‘streiten, klagen, leugnen’,
got.
sakan
‘streiten, schelten, Vorwürfe machen’
bezeugten starken Verb,
das in den germ. Sprachen
bald (bis auf wenige Reste) untergegangen ist.
In dem ursprünglichen Sinne von
‘Rechtsangelegenheit, Rechtsstreit vor Gericht’
ist
Sache
mit seinen Verwandten ein altes Wort der Rechtssprache,
dessen Bedeutung sich
(wie bei
Ding,
s. d.)
mehr und mehr verallgemeinert.
Es steht schwundstufig neben
griech.
hēgé͞isthai
(
ἡγεῖσθαι)
‘vorangehen, führen’,
dann auch
‘meinen, glauben’,
lat.
sāgīre
‘spüren, wittern’,
sāgus
‘wahrsagend, prophetisch’,
air.
saigim
‘suche, gehe einer Sache nach’
und gehört mit diesen zu der auch für
suchen
(s. d.)
geltenden Wurzel
ie.
*sāg-,
*səg-
‘(witternd) nachspüren’,
so daß für das oben genannte starke Verb eine Bedeutungsentwicklung von
‘witternd suchen, nachspüren’
über
‘eine Spur, einen Täter verfolgen’
zu
‘vor Gericht klagen, prozessieren’
anzunehmen ist.
Dazu formelhafte Wendungen wie
in Sachen (‘in der Rechtsangelegenheit’)
X gegen Y
(16. Jh.),
allgemeiner
in Sachen (X)
‘betreffs, bezüglich’
(17. Jh.);
in eigener Sache
‘in einer persönlichen Angelegenheit’,
Richter in eigener Sache (eigentlich ‘Rechtsangelegenheit’)
sein
(17. Jh.);
gemeinsame Sache mit jmdm. machen
‘mit jmdm. zusammen etw. (Fragwürdiges) unternehmen’
(18. Jh.);
das ist Sache (‘Angelegenheit, Aufgabe’)
des X
(18. Jh.);
nichts,
etw. zur Sache tun
‘(keinen) Einfluß haben’
(17. Jh.);
zur Sache!
‘ohne Umschweife zum Wesentlichen!’
(18. Jh.);
seine sieben Sachen
‘alles, was man (nötig) hat’
(19. Jh.;
s. auch
Siebensachen).
–
sachlich
Adj.
‘von der Sache her, in der Sache begründet, objektiv, ohne Vorurteile’
(17. Jh.);
zuvor
(vereinzelt und ohne Nachfolge)
für den grammatischen Ausdruck
spätlat.
causālis
‘den Grund angebend’
(z. B.
coniunctio causālis)
in
dt. Übersetzungen des Donat
(um 1400).
Sachlichkeit
f.
‘Nüchternheit in der Betrachtungsweise, Objektivität’
(19. Jh.);
Neue Sachlichkeit
(
G. Hartlaub
1923)
Stilrichtung in der Kunst
mit dem Bestreben einer objektiven Wiedergabe der Realität.
versachlichen
Vb.
‘vergegenständlichen, in klarer, nüchterner Form darstellen’
(20. Jh.).
sächlich
Adj.
‘neutrales Genus aufweisend’,
dt. Ausdruck für
neutral
(s. d.)
bzw. für
lat.
neutrum
(18. Jh.).
Sachbearbeiter
m.
‘Angestellter für einen bestimmten abgegrenzten Arbeitsbereich’
(20. Jh.).
Sachwalter
m.
‘Anwalt, Verteidiger in Rechtsangelegenheiten’,
spätmhd.
sachwalter.
Widersacher
m.
‘Gegner, Feind’,
spätmhd.
widersacher
‘Gegner in einem Rechtshandel, Angeklagter, Gegner, Feind’
(14. Jh.),
als Wort der Bibel in seiner Gebrauchshäufigkeit gefördert;
vgl. älteres,
zum Verb
ahd.
sahhan
(s. oben)
gebildetes
ahd.
widarsahho
(9. Jh.),
mhd.
widersache,
frühnhd.
Widersache
‘Gegner im Rechtshandel’
(bis 16. Jh.).