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Sachlichkeit, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Sachlichkeit · Nominativ Plural: Sachlichkeiten · wird meist im Singular verwendet
Aussprache 
Worttrennung Sach-lich-keit
Wortzerlegung sachlich -keit
eWDG

Bedeutung

nicht von Gefühlen und persönlichen Interessen beeinflusste Haltung, Objektivität
Beispiele:
etw. mit Sachlichkeit erzählen, darstellen
jmdn. mit kühler Sachlichkeit behandeln
die Naturwissenschaft strebt in ihrer Arbeit nach reiner Sachlichkeit
er war voll ruhiger, kühler, strenger Sachlichkeit
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Sache · sachlich · Sachlichkeit · versachlichen · sächlich · Sachbearbeiter · Sachwalter · Widersacher
Sache f. ‘Gegenstand, Ding, Angelegenheit, Aufgabe’, ahd. sahha (8. Jh.), mhd. sache ‘Rechtssache, Rechtsstreit, Angelegenheit, Ursache, Ding’, asächs. saka, auch ‘Gericht, Feindschaft, Schuld’, mnd. mnl. sāke, nl. zaak ‘Sache, Angelegenheit, Handlung, Geschäft’, afries. seke, sake, aengl. sacu ‘Verfolgung, Streit, Krieg, Prozeß’, engl. sake ‘Ursache, Grund’, anord. sǫk ‘Rechtshandel, Klage, Grund, Veranlassung’, schwed. sak ‘Ding, Rechtsangelegenheit’ (germ. *sakō) sowie (mit anderer Stammform) got. sakjō ‘Streit’ (germ. *sakjōn-), ahd. seck(e)a (8. Jh.), aengl. sæcc ‘Streit’ (germ. *sakjō) sind Bildungen zu einem in ahd. sahhan ‘streiten, prozessieren, schelten’ (8. Jh.), asächs. sakan, aengl. sacan ‘streiten, klagen, leugnen’, got. sakan ‘streiten, schelten, Vorwürfe machen’ bezeugten starken Verb, das in den germ. Sprachen bald (bis auf wenige Reste) untergegangen ist. In dem ursprünglichen Sinne von ‘Rechtsangelegenheit, Rechtsstreit vor Gericht’ ist Sache mit seinen Verwandten ein altes Wort der Rechtssprache, dessen Bedeutung sich (wie bei Ding, s. d.) mehr und mehr verallgemeinert. Es steht schwundstufig neben griech. hēgé͞isthai (ἡγεῖσθαι) ‘vorangehen, führen’, dann auch ‘meinen, glauben’, lat. sāgīre ‘spüren, wittern’, sāgus ‘wahrsagend, prophetisch’, air. saigim ‘suche, gehe einer Sache nach’ und gehört mit diesen zu der auch für suchen (s. d.) geltenden Wurzel ie. *sāg-, *səg- ‘(witternd) nachspüren’, so daß für das oben genannte starke Verb eine Bedeutungsentwicklung von ‘witternd suchen, nachspüren’ über ‘eine Spur, einen Täter verfolgen’ zu ‘vor Gericht klagen, prozessieren’ anzunehmen ist. Dazu formelhafte Wendungen wie in Sachen (‘in der Rechtsangelegenheit’) X gegen Y (16. Jh.), allgemeiner in Sachen (X) ‘betreffs, bezüglich’ (17. Jh.); in eigener Sache ‘in einer persönlichen Angelegenheit’, Richter in eigener Sache (eigentlich ‘Rechtsangelegenheit’) sein (17. Jh.); gemeinsame Sache mit jmdm. machen ‘mit jmdm. zusammen etw. (Fragwürdiges) unternehmen’ (18. Jh.); das ist Sache (‘Angelegenheit, Aufgabe’) des X (18. Jh.); nichts, etw. zur Sache tun ‘(keinen) Einfluß haben’ (17. Jh.); zur Sache! ‘ohne Umschweife zum Wesentlichen!’ (18. Jh.); seine sieben Sachen ‘alles, was man (nötig) hat’ (19. Jh.; s. auch Siebensachen). – sachlich Adj. ‘von der Sache her, in der Sache begründet, objektiv, ohne Vorurteile’ (17. Jh.); zuvor (vereinzelt und ohne Nachfolge) für den grammatischen Ausdruck spätlat. causālis ‘den Grund angebend’ (z. B. coniunctio causālis) in dt. Übersetzungen des Donat (um 1400). Sachlichkeit f. ‘Nüchternheit in der Betrachtungsweise, Objektivität’ (19. Jh.); Neue Sachlichkeit (G. Hartlaub 1923) Stilrichtung in der Kunst mit dem Bestreben einer objektiven Wiedergabe der Realität. versachlichen Vb. ‘vergegenständlichen, in klarer, nüchterner Form darstellen’ (20. Jh.). sächlich Adj. ‘neutrales Genus aufweisend’, dt. Ausdruck für neutral (s. d.) bzw. für lat. neutrum (18. Jh.). Sachbearbeiter m. ‘Angestellter für einen bestimmten abgegrenzten Arbeitsbereich’ (20. Jh.). Sachwalter m. ‘Anwalt, Verteidiger in Rechtsangelegenheiten’, spätmhd. sachwalter. Widersacher m. ‘Gegner, Feind’, spätmhd. widersacher ‘Gegner in einem Rechtshandel, Angeklagter, Gegner, Feind’ (14. Jh.), als Wort der Bibel in seiner Gebrauchshäufigkeit gefördert; vgl. älteres, zum Verb ahd. sahhan (s. oben) gebildetes ahd. widarsahho (9. Jh.), mhd. widersache, frühnhd. Widersache ‘Gegner im Rechtshandel’ (bis 16. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke


Nüchternheit · Sachlichkeit · Unsentimentalität · trockene Art

Typische Verbindungen zu ›Sachlichkeit‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Sachlichkeit‹.

Verwendungsbeispiele für ›Sachlichkeit‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Ihre gleichzeitig bewiesene Sachlichkeit verleiht ihr einen Reiz, der wohl beachtet wird. [Weber, Annemarie (Hg.), Die Hygiene der Schulbank, Wiesbaden: Falken-Verl. 1955, S. 176]
Die heitere Sachlichkeit, mit der sie ihn fragte, mit der sie ihn musterte, ertrug er nicht. [Neutsch, Erik: Spur der Steine, Halle: Mitteldeutscher Verl. 1964 [1964], S. 780]
Er schildert diesen Prozeß mit der ruhigen Sachlichkeit des Kenners. [Mann, Golo: Einleitung. In: Propyläen Weltgeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1961], S. 19372]
Seit 1929 begann er im Stil der Neuen Sachlichkeit zu photographieren. [o. A.: Lexikon der Kunst – C. In: Olbrich, Harald (Hg.), Lexikon der Kunst, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1989], S. 20655]
Die neue Sachlichkeit scheint auch von ihm Besitz zu ergreifen. [Die Zeit, 16.12.1998, Nr. 52]
Zitationshilfe
„Sachlichkeit“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Sachlichkeit>.

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