Stall für Säue, Schweine
Saustall, der
Duden, GWDS, 1999
Bedeutungen
1.
2.
salopp, abwertend
a)
sehr unordentliches, verschmutztes Zimmer o. Ä.
b)
Sauladen
c)
große Unordnung, großes Durcheinander; unhaltbare Zustände
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Sau · sauen · versauen · Sauerei · säuisch · Saubohne · Saustall · saudumm
Sau
f.
Die Bezeichnung für das Mutterschwein
ahd.
(9. Jh.),
mhd.
asächs.
mnd.
aengl.
sū,
anord.
sȳr
(germ.
*sū-
f.)
zeigt genaue Übereinstimmung mit
griech.
sȳ́s
(σῦς)
neben
hȳ́s
(ὗς)
‘Schwein, Sau, Eber’
und
lat.
sūs
‘Schwein’,
so daß von
ie.
*sūs
‘Schwein, Sau’
ausgegangen werden kann.
Der Ursprung des Wortes ist vermutlich lautnachahmendes
ie.
*sū̌-.
Wenig wahrscheinlich ist ein Anschluß der genannten Formen im Sinne von
‘Gebärerin’
an die unter
Sohn
(s. d.)
angeführte Wurzel
ie.
*seu-,
*sū̌-
‘gebären, erzeugen’.
Ebenfalls hierher
(da aus den Grunzlaut nachahmenden Lockrufen hervorgegangen)
gehören die
k-Ableitungen
aind.
sūkaráḥ
‘Schwein, Eber’,
lat.
sucula
‘Schweinchen’,
Deminutivum zu
lat.
sūs
(s. oben),
air.
socc sāil
‘Meeressäugetier’
(eigentlich
‘Meerschwein’),
asächs.
suga
‘Sau’,
aengl.
sugu,
engl.
sow,
mnl.
soghe,
seughe,
nl.
zeug,
schwed.
(mit expressiver Gemination)
sugga
(germ.
*sug(g)ō-)
sowie die unter
Schwein
(s. d.)
genannten Ableitungen.
Ein schwach flektierender Plural
Sauen
(18. Jh.)
bleibt auf die Jägersprache beschränkt.
Die Wendung
unter aller Sau
‘unter aller Kritik, sehr schlecht’
(um 1900)
ist vielleicht
(nach dem Vorbild von
unter aller Kanone,
s.
Kanon)
zu
jidd.
seo
‘Maßstab’
gebildet.
–
sauen
Vb.
‘sich schlecht, ungesittet benehmen’
(16. Jh.),
‘Ferkel kriegen’
(17. Jh.).
versauen
Vb.
‘verderben’
durch Schmutz oder unsachgemäße Behandlung
(17. Jh.).
Sauerei
f.
‘Unsauberkeit, Unflätigkeit, Schlamperei’
(17. Jh.).
säuisch
Adj.
‘wie ein Schwein, unflätig’,
seuwisch
(15. Jh.).
Saubohne
f.
große Ackerbohne,
vielfach als Viehfutter verwendet
(18. Jh.),
zuvor auch
für das den Schweinen unbekömmliche Bilsenkraut
(Sawbon,
16. Jh.).
Saustall
m.
‘Schweinestall’
(sewstal,
15. Jh.),
‘schmutziges Zimmer, Durcheinander, unhaltbare Zustände’
(16. Jh.).
Als Bestimmungswort in Zusammensetzungen dient
Sau-
zur pejorativen Kennzeichnung und Verstärkung wie in
saudumm
Adj.
‘überaus, völlig dumm’
(19. Jh.)
so auch in
Sauarzt
m.
‘Kurpfuscher’
(16. Jh.),
Sauart
f.
‘unschickliches Benehmen’
(17. Jh.),
Saufraß
m.
‘schlechtes Essen’,
Saukerl
m.
‘schlechter Mensch’
(18. Jh.),
Saukälte
f.
‘unerträgliche, schlimme Kälte’,
saukalt
(19. Jh.;
vgl.
Hundekälte,
hundekalt)
sowie
Sauwetter,
Sauwirtschaft,
Sauwut.
Thesaurus
Synonymgruppe
(verdreckte) Wohnung ●
Dreck(s)bude
ugs.
·
Dreck(s)loch
ugs.
·
Dreck(s)stall
ugs.
·
Muchtbude
ugs., berlinerisch
·
Rattenloch
derb
·
Saustall
derb
·
Schweinestall
ugs., fig.
Oberbegriffe |
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Assoziationen |
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Typische Verbindungen zu ›Saustall‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Saustall‹.
Verwendungsbeispiele für ›Saustall‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Dann aber müssen die konsequenten Leninisten den polnischen Saustall wieder in Ordnung bringen.
[konkret, 1981]
Zwar wird der Saustall zum Hotel, aber Gäste kommen nicht.
[Der Tagesspiegel, 19.04.2000]
Gysi müsse sich doch einfach seiner Verantwortung stellen und da in diesem Saustall mal endlich gründlich aufräumen.
[Süddeutsche Zeitung, 15.06.2001]
Ein »Saustall« ist einerseits ein Ort, andererseits auch der an selbigem herrschende Zustand.
[Die Zeit, 18.04.1975, Nr. 17]
Der Landesvorstand ist nicht in der Lage gewesen, seinen Saustall in Ordnung zu bringen.
[Süddeutsche Zeitung, 30.11.1998]
Zitationshilfe
„Saustall“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Saustall>.
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