veraltend, scherzhaft kurzes, zärtliches, ungestörtes Beisammensein von Verliebten
Schäferstündchen, das
eWDG
Bedeutung
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Schaf · Schäfer · Schäferstunde · Schäferstündchen · Schaf(s)kopf
Schaf
n.
Der nur westgerm. bezeugte Name
des Wolle und Milch spendenden Haustieres
ahd.
scāf
(8. Jh.),
mhd.
schāf,
asächs.
skāp,
mnd.
schāp,
mnl.
scaep,
nl.
schaap,
afries.
skēp,
aengl.
scēap
(angl.
scēp),
engl.
sheep
(westgerm.
*skēpa-)
hat keine ie. Entsprechungen,
so daß
darin ein nicht-ie. Substratwort sieht,
während
Nl.
603
in: Sprachwissenschaft
12 (1987) 475 f.
Schaf
im Sinne von
‘das Geschorene’
an die unter
schaben
(s. d.)
angegebene Wurzel anschließen möchte.
Im Ostgerm. gilt dafür das unter
Lamm
(s. d.)
behandelte,
im Nordgerm. ein im Ablaut zu
Vieh
(s. d.)
stehendes Substantiv.
Den alten Tiernamen
ie.
*ou̯is
‘Schaf’
setzen fort
griech.
óïs
(ὄϊς),
lat.
ovis,
lit.
avìs,
air.
ōi,
aslaw.
ovьca,
russ.
ovcá
(овца),
ahd.
ou
(8. Jh.),
mhd.
ouwe,
aengl.
ēowu.
Er ist heute noch erhalten in
nl.
ooi
‘Schaf’
sowie in
nhd.
(obd.)
Aue,
engl.
ewe
‘Mutterschaf’.
Die Redensart
sein Schäfchen ins Trockene bringen
‘das Seine in Sicherheit bringen, sich (auf Kosten anderer) Vorteil verschaffen’
(16. Jh.)
bedeutet wohl eigentlich
‘Schafe von nasser, sumpfiger Weide holen, um sie vor Schaden zu bewahren’.
Schäfer
m.
‘wer Schafe hütet und versorgt’,
ahd.
scāfāri,
scāferi
(9./10. Jh.),
mhd.
schæfære,
schæfer.
Schäfer und Schäferin
sind in der Idyllendichtung des 17. und 18. Jhs.
das Sinnbild für Unschuld und zärtliche Liebe,
daher
Schäferstunde
f.
‘intime erotische Begegnung von Verliebten’,
Ausdruck der Schäferdichtung
mit Hirt und Hirtin
als anspruchslose, friedliche Symbolgestalten,
Übersetzung (Anfang 18. Jh.) von
frz.
heure du berger
(1650);
heute vornehmlich
Schäferstündchen
n.
Schaf(s)kopf
m.
‘Kopf eines Schafs’
(16. Jh.),
‘einfältiger, dummer Mensch’
(18. Jh.).
Thesaurus
Synonymgruppe
Akt
·
Geschlechtsakt
·
Sex
·
körperliche Liebe
·
sinnliche Liebe
●
(die) schönste Nebensache der Welt
fig.,
verhüllend
·
GV
Abkürzung
·
Geschlechtsverkehr
Hauptform
·
Verrichtung
Amtsdeutsch,
verhüllend
·
Vollzug
verhüllend
·
(das) Bumsen
ugs.
·
Begattung
fachspr.
·
Beilager
geh., veraltet
·
Beischlaf
geh.
·
Beiwohnung
geh., veraltet
·
Coitus
fachspr.
·
Fick
vulg.
·
Geficke
vulg.
·
Gevögel
vulg.
·
Kohabitation
fachspr.
·
Koitus
fachspr.
·
Kopulation
fachspr.
·
Liebesakt
geh.
·
Matratzensport
ugs.
·
Nummer
ugs.
·
Schäferstündchen
ugs., verhüllend
·
Verkehr
geh.
·
fleischliche Beiwohnung
geh., veraltet
Oberbegriffe |
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Assoziationen |
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Verwendungsbeispiele für ›Schäferstündchen‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Es war ein heißes Schäferstündchen in der schmutzigen Stube unter der rauchgeschwärzten Decke.
[Viebig, Clara: Das Weiberdorf, Briedel u. Mosel: Houben 1996 [1900], S. 33]
Die Unterbrechung des Schäferstündchens wird er mit dem Tod bezahlen.
[Süddeutsche Zeitung, 04.11.2003]
Dort gab es aber jedesmal vor dem Schäferstündchen noch einen Drink.
[Bild, 27.11.1998]
Daß sie die Mutter bei ihren Schäferstündchen einschläferten, verzieh diese ihnen später.
[Die Zeit, 04.01.1971, Nr. 01]
Sie tut so versonnen, in Wirklichkeit denkt sie nur, die Geile, ans nächste Schäferstündchen.
[Die Zeit, 06.01.1969, Nr. 01]
Zitationshilfe
„Schäferstündchen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Sch%C3%A4ferst%C3%BCndchen>.
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