Schelm, der
GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Schelm(e)s · Nominativ Plural: Schelme
Aussprache
Wortbildung
mit ›Schelm‹ als Erstglied:
Schelmengeschichte
· Schelmengesicht · Schelmenroman · Schelmenstreich · Schelmenstück · Schelmerei · schelmenhaft
· mit ›Schelm‹ als Letztglied: Erzschelm
· mit ›Schelm‹ als Letztglied: Erzschelm
Mehrwortausdrücke
ein Schelm, der Böses dabei denkt ·
ein Schelm, wer Böses dabei denkt
Bedeutungsübersicht
- 1. zu Scherz, Neckerei, lustigen und mutwilligen Streichen aufgelegter Mensch, Schalk, Spaßvogel
- [vertraulich] Schlingel, Frechdachs
- [bildlich] ...
- 2. [veraltet] ehrloser, unehrlicher Mensch, Betrüger, Dieb
eWDG
Bedeutungen
1.
zu Scherz, Neckerei, lustigen und mutwilligen Streichen aufgelegter Mensch, Schalk, Spaßvogel
Beispiele:
der alte Parkwächter ist als Schelm bekannt
vertraulich Schlingel, Frechdachs
Beispiel:
du bist schon ein rechter kleiner Schelm
bildlich
Beispiele:
in jmds. Augen sitzt der Schelm (= jmd. ist zu lustigen, mutwilligen Streichen aufgelegt, ist übermütig)
der Schelm sieht jmdm. aus den Augen
den Schelm im Nacken (sitzen) haben
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Schelm · schelmisch · Schelmenstreich
Schelm m. ‘Spaßvogel, schalkhaftes Kind, Schlingel’. Ahd. scalmo (9. Jh.), scalm (11. Jh.), skelmo (Hs. 12. Jh.), mhd. schalm(e), schelm(e) ‘Pest, Seuche’ nimmt in mhd. Zeit auch die Bedeutung ‘toter Körper, Aas’ an, entwickelt sich von da aus zum Schimpfwort im Sinne von ‘Bösewicht, Schurke, Betrüger, Dieb, Verräter’ und zum Beinamen des als unehrbar geltenden Scharfrichters und Schinders; vgl. noch Ende 18. Jh.: dein Vater ist zum Schelm (‘Verräter’) an mir geworden (Schiller). Im 17. Jh. beginnt diese pejorative Bedeutung sich zu ‘armer Kerl, bemitleidenswerter Mensch’ und dann zu ‘loser, neckischer Mensch’ abzuschwächen, und Schelm kann sogar den Charakter eines Kosewortes erhalten (vgl. kleiner Schelm, 18. Jh.). Die Herkunft des nur im Dt. auftretenden Substantivs (anord. skelmir ‘Teufel’ und die entsprechenden nl. schwed. dän. norw. Formen sind Entlehnungen aus mnd. schelm) ist ungewiß; Anschluß (mit Nasalsuffix) an die Wurzel ie. *(s)kel- ‘schneiden’ (s. Schale1, Schale2, Schild1) stößt auf semantische Schwierigkeiten. – schelmisch Adj. ‘fröhlich, neckisch, zu Schabernack bereit’ (18. Jh.), älter ‘abgestorben, tot, schurkisch, betrügerisch’ (16. Jh.), ‘ansteckend’ (15. Jh.); vgl. voraufgehendes mhd. schelmec, schelmic ‘pestisch, verpestet (von gefallenen Tieren), an einer Seuche leidend’, frühnhd. schelmig. Schelmenstreich m. ‘lustiger Streich, Schabernack’, zuvor ‘Diebes-, Schurkentat’ (18. Jh.).
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Typische Verbindungen zu ›Schelm‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Schelm‹.
Verwendungsbeispiel für ›Schelm‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Wer riet euch, ihr armen Schelme, die Finger in solch einen Handel zu stecken?
[Perutz, Leo: Die dritte Kugel, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1988 [1915], S. 376]
Manchmal ist er auch ein kleiner Schelm und wählt nicht den kürzesten Weg.
[Die Zeit, 18.10.2012, Nr. 43]
Er habe sie splitternackt gesehen, behauptet droben der Lehrer, der Schelm.
[Die Zeit, 15.12.1955, Nr. 50]
Einige Schelme konnten Stücke vortragen, die sie gelernt hatten, oder aus der Luft griffen.
[Frenssen, Gustav: Peter Moors Fahrt nach Südwest, Berlin: Grote 1920 [1906], S. 13]
Ei, ihr Schelme, was seid ihr alleweil trotzig und halsstarrig gewesen!
[Perutz, Leo: Die dritte Kugel, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1988 [1915], S. 307]
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