scheu
Adj.
‘schüchtern, zurückhaltend, furchtsam’.
Mhd.
schiech,
schiehe,
schie
‘verzagt, abschreckend, häßlich’
(noch
obd. mundartlich
schiech,
s. d.),
aengl.
scēoh,
engl.
shy
und
(mit Ablaut und grammatischem Wechsel von
h
und
g)
mnd.
schǖ(we),
schügge,
schūwe,
mnl.
scū,
scou,
nl.
schuw,
schwed.
skygg
führen auf
germ.
*skeuhwa-,
*skūhwa-,
*skugwa-.
Setzt man danach
ie.
*skeuk-
‘gehetzt’
an,
so kann dies als eine Gutturalerweiterung der Wurzel
ie.
*skē̌u-
‘werfen, schießen, stoßen’
(wozu auch
schieben
und
schießen,
s. d.)
angesehen werden.
Die heutige Form
scheu
(vgl.
schew,
scheuch
bei
Luther,
schüch
im 15. Jh.)
hat sich lautlich an das Verb
scheuen
(s. unten)
angelehnt.
Scheu
f.
‘Schüchternheit, (furchtsame) Zurückhaltung’,
mhd.
schiuhe
‘(Ab)scheu, Schreckbild’,
frühnhd.
Schew
(
Luther;
noch
Scheue
im 18. Jh.),
mnd.
schǖwe,
schū(w)e.
S. dazu
Abscheu,
abscheulich.
scheuen
Vb.
‘zurückfahren, stutzen’,
auch transitiv
‘aus Bangigkeit zu vermeiden suchen’
und reflexiv
‘Furcht, Widerwillen empfinden, sich zurückhalten’,
ahd.
skiuhen
‘sich entsetzen, meiden’
(8. Jh.),
mhd.
schiuhen,
schiuwen,
schūen
‘scheu machen, erschrecken, meiden, sich entsetzen, scheuchen, verjagen’,
mnd.
schǖwen,
schū(w)en,
mnl.
scūwen,
scouwen,
nl.
schuwen,
gebildet zum Adjektiv.
Scheusal
n.
‘Schreckbild, grauenerregendes Wesen’,
mhd.
schiuwesal,
frühnhd.
schusel
(15. Jh.),
gebildet mit dem Suffix
-sal,
-sel
(s. d.)
zum Substantiv
(s. oben)
in seiner frühen Bedeutung
‘Schreckbild’
oder zum Verb im Sinne von
‘(Ab)scheuerregendes’.