schleifen1
Vb.
‘eine rauhe Oberfläche bearbeiten und glätten, schärfen’.
Das starke Verb
ahd.
slīfan
‘schärfen’
(8. Jh.),
intransitiv
‘(aus)gleiten, hinsinken, in Verfall geraten’
(9. Jh.),
mhd.
slīfen
‘schärfen, glätten’,
intransitiv
‘(aus)gleiten, hinsinken, fallen’,
mnd.
mnl.
slīpen,
nl.
slijpen,
afries.
slīpa
(
germ.
*slīpan)
stellt sich mit
griech.
(neutr.)
olibrón
(
ὀλιβρόν)
‘schlüpfrig, glatt’
und vielleicht auch
kymr.
llym
‘scharf’,
bret.
lemm
‘scharf, Schneide eines Messers’
zu
ie.
*(s)leib-
‘schleimig, schlüpfrig, gleiten, darüber streichen, glätten’,
einer mit
s-
anlautenden Labialerweiterung der unter
↗
Leim
(s. d.)
angeführten Wurzel
ie.
*lei-
‘schleimig, durch Nässe glitschiger Boden, ausgleiten, worüber hinschleifen oder -streichen, schmieren’
(s. auch
↗
Lehm,
↗
Schleim).
Die Ausgangsbedeutung
‘über eine Fläche hingleiten’
ist bereits im
Ahd. weiterentwickelt zu
‘(durch Gleiten über den Schleifstein) schärfen’.
Aus der übertragenen Verwendung
einen Lehrjungen schleifen
‘ihm gute Lehren, Verhaltensregeln geben’
(um 1700)
wird
schleifen
in die Soldatensprache übernommen für
‘im Dienst, beim Exerzieren hart rannehmen, drillen’.
Schleifstein
m.
‘Wetzstein’,
ahd.
slifstein
(9. Jh.),
mhd.
slif-,
slīfstein.
Schleifer
m.
‘wer schleift, schärft’,
mhd.
slīfære,
slīfer.
Schliff
m.
‘das Schleifen, geschliffene Stelle’,
ahd.
slif
‘abgeschliffene Metallreste’
(Hs. 13. Jh.),
mhd.
slif
‘Abgeschliffenheit, Abgenutzheit, das Ausgleiten’;
übertragen
‘gutes Benehmen’
(19. Jh.).
Auch
Schliff,
Schlief
‘unausgebackene Stelle im Brot, Kuchen’
(17. Jh.),
die glatt,
wie geschliffen aussieht.
Obsächs.
Schliff backen
‘Pech haben’.