Schlendrian, der
GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Schlendrians · wird nur im Singular verwendet
Aussprache
Worttrennung Schlen-dri-an · Schlend-ri-an
eWDG
Bedeutung
salopp, abwertend gewohnheitsmäßig nachlässige, träge Verrichtung der dienstlichen Pflichten
Beispiele:
keinen Schlendrian dulden
aus dem Schlendrian herauskommen
mit dem Schlendrian aufräumen, Schluss machen
der allgemeine, überlieferte, bürokratische Schlendrian
es ging im alten Schlendrian (= Trott) weiter
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
schlendern · schlenzen1 · schlunzen · Schlendrian
schlendern Vb. ‘gemächlich, nachlässig, entspannt gehen’, Übernahme (17. Jh.) von gleichbed. mnd. slenteren, nd. slendern, slentern, nl. slenteren in die Studentensprache, dann in die Literatursprache. Mit Ablaut entspricht ostfries. sluntern ‘schlottern, schlaff hängen, sich schlottrig bewegen’. Das Verb läßt sich mit schlingen2, Schlitten (s. d.) an dort genanntes ie. *(s)leidh- ‘schlüpfrig, gleiten’ anschließen; es ist vielleicht als Iterativbildung aufzufassen zu einem Verschiebung von t zu z aufweisenden nhd. schlenzen1 Vb. ‘müßig, nachlässig herumgehen, sich herumtreiben, tändeln’ (17. Jh.), das Schlenzen und Scharwenzen (‘Tändeln und Liebedienern’) mit den Weibern (Goethe), mhd. slenzen ‘liebkosend tändeln’ (14. Jh.); vgl. dazu mhd. slenzic ‘müßig, träge’, auch (ablautend) gleichbed. schlunzen Vb. (19. Jh.). – Schlendrian m. ‘Schlamperei, Liederlichkeit, althergebrachter Brauch’, bereits früh latinisiert den schlenttrianum triben ‘in gewohnter Weise vorgehen’ (Seb. Brant, 1495, hier abschätzig ‘nach der alten Leier handeln’), auch (nordd., md.) ‘nachlässiger Mensch’ (Ende 17. Jh.). Wohl (das Humanistenlatein spöttisch nachahmend) gebildet in Anlehnung an die lat. Endung -(i)ānus, vgl. lat. hortulānus ‘zum Garten gehörig’ (hortulus ‘Gärtchen’), castellānus ‘zum castellum gehörig’, auch substantiviert ‘Bewohner eines befestigten Ortes’, entsprechend Mariānus ‘Anhänger des Marius’; von daher wird Schlendrian teils als Personenbezeichnung (wie Grobian, s. d.), teils (obwohl im Lat. bei Wörtern solcher Endung nicht üblich) als Verbalabstraktum gebraucht. Oder liegt in letzterem Falle eine Zusammensetzung vor mit Jahn m. ‘bei landwirtschaftlicher u. ä. Arbeit sich bildender Gang, Reihe’, z. B. ‘die Reihe des gemähten Getreides oder Grases, in Reihen gestapeltes abgehauenes Busch- oder Strauchholz’, mhd. jān ‘Gewinn, fortlaufende Reihe (der Reime), Reihe gemähten Grases, geschnittenen Getreides’? Dieses steht mit n-Suffix und einer Ausgangsbedeutung ‘Arbeitsgang’ zu der unter Jahr (s. d.) angegebenen Wurzel ie. *ei- (oder *ei̯ə-?) ‘gehen’. Schlendrian wäre dann als ‘nachlässig, ohne viel Überlegung ausgeführte, althergebrachte Art und Weise (zu arbeiten)’ aufzufassen.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
Assoziationen |
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Typische Verbindungen zu ›Schlendrian‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Schlendrian‹.
Verwendungsbeispiele für ›Schlendrian‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Der Wirtschaft am Kap geht es so gut wie seit Jahren nicht mehr, und schon schleicht der kollektive Schlendrian durchs Land.
[Die Zeit, 16.02.1996, Nr. 8]
Immer wieder nimmt man sich vor, den alltäglichen Schlendrian anzugehen.
[Der Tagesspiegel, 25.05.2001]
Denn nach gutem Beginn schlich sich vor 4771 Zuschauern wieder der Schlendrian ein.
[Bild, 04.03.2002]
Der Wegfall des Drucks und der Gängelei früherer Zeiten verführe zu Schlendrian und Faulenzerei.
[Goosen, Frank: Liegen lernen, Frankfurt am Main: Eichborn AG 2000, S. 110]
Gewöhnt an planwirtschaftlichen Schlendrian, an schleppenden Materialnachschub und Mangelwirtschaft, nehmen es viele Zuwanderer von drüben mit den Arbeitszeiten nicht so genau.
[Der Spiegel, 19.02.1990]
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