Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Schnabel, der

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Schnabels · Nominativ Plural: Schnäbel
Aussprache  [ˈʃnaːbl̩]
Worttrennung Schna-bel
Mehrwortausdrücke  den Schnabel halten
eWDG

Bedeutungen

1.
meist spitz auslaufender, mit Horn überzogener Oberkiefer und Unterkiefer, besonders des Vogels
Beispiele:
ein langer, kurzer, spitzer, breiter, dünner, gekrümmter Schnabel
schwarze Amseln mit gelben Schnäbeln
umgangssprachlichder Vogel sperrte seinen Schnabel weit auf
der Vogel wetzte den Schnabel, trug einen Wurm im Schnabel
mit dem Schnabel hacken, picken
der Storch klapperte mit dem Schnabel
2.
salopp Mund des Menschen
Beispiele:
sie spricht, wie ihr der Schnabel gewachsen ist (= natürlich, ohne Scheu)
mach doch endlich den Schnabel auf! (= sprich doch endlich!)
bei ihr steht der Schnabel nicht eine Minute still (= sie spricht unaufhörlich)
damit habe ich mir den Schnabel verbrannt (= habe ich unbedacht etw. gesagt, was unangenehme Folgen haben kann)
halt den Schnabel! (= sei still!)
3.
Dinge, die einem Schnabel äußerlich ähnlich sind
a)
Ausguss an einer Kanne, Tülle
Beispiel:
Der Wein fließt […] aus Gefäßen von Rubinglas mit goldenem Schnabel [ H. MannJugend Henri Quatre6,419]
b)
historisch spitzzulaufender Bug antiker und mittelalterlicher Schiffe
Beispiel:
An demselben Tage […] wenden die Schiffe der spanischen Flotte ihre Schnäbel [ TralowNeuhoff98]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Schnabel · schnäbeln · schnabulieren
Schnabel m. spitzzulaufende Verlängerung des Vogelkiefers, ahd. snabul ‘Schnabel, Rüssel’ (9. Jh.), mhd. snabel, auch ‘langauslaufende Schuhspitze’, mnd. mnl. snāvel ‘Schnabel, Rüssel, Mund’, nl. snavel, daneben (mit altem j-Suffix) mnd. mnl. snebbe, snibbe und (ohne anlautendes s-) mnd. nebbe, nibbe, mnl. nebbe, nl. neb ‘Schnabel, Spitze’, aengl. nebb ‘Nase, Schnabel’, engl. (mundartlich) neb ‘Schnabel, Schnauze’, nib ‘Schnabel, Spitze’, anord. nef ‘Nase, Nasenbein’, schwed. näbb, (mundartlich) näv ‘Schnabel’ sind verwandt mit anord. snafðr ‘begierig’ (Part.adj. zu nicht überliefertem *snefja ‘nachspüren’), isl. snefja, schwed. (mundartlich) snavla ‘begierig an sich reißen’. Auszugehen ist von einer Anlautverbindung germ. sn-, die sich mit nach Qualität und Quantität unterschiedlichem Vokalismus und nachfolgender (teilweise affektisch verschärfter oder expressiv verdoppelter) Konsonanz verbindet (germ. *snaƀ-, *snap-, *snuƀ-, *snup-, *snad-, *snat-, *snud-, *snut-, *snag-, *snak-, *snug-, *snuk- u. dgl.) und eine Gruppe lautmalender Wörter ohne außergerm. Vergleichsmöglichkeiten bildet; vgl. Wissmann Nomina postverbalia 1 (1932) 178 f. und 187 f., de Vries Anord. 521 und de Vries Nl. 662. Es handelt sich dabei vornehmlich um Wörter, die vorragende Kopfteile wie Mund und Nase (Schnabel, Schnauze) sowie damit vergleichbare spitzzulaufende Gegenstände, Geräte und damit vorgenommene Bewegungen (schnappen, schnippen) oder damit verbundene geräuschvolle Handlungen wie das Einholen und Ausstoßen der Luft (schnacken, schnattern, schnauben, schnaufen, schneuzen, schnüffeln, schnupfen) bezeichnen. – schnäbeln Vb. ‘die Schnäbel aneinanderreiben’, spätmhd. snebelen; vgl. ahd. snabulōn ‘mit dem Schnabel durchwühlen’ (11. Jh.); übertragen ‘schwatzen, plaudern, sich küssen’ (16. Jh.). schnabulieren Vb. ‘in Gemütlichkeit etw. Gutes essen’, zuerst schnabelieren ‘mit dem Schnabel picken’ (16. Jh.), scherzhafte Ableitung von Schnabel.

Thesaurus

Synonymgruppe
Ausgießer · Ausguss · Schnabel · Schnaupe · Tülle  ●  Schnauze (einer Kanne)  ugs.

Typische Verbindungen zu ›Schnabel‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Schnabel‹.

Verwendungsbeispiele für ›Schnabel‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Auch alle weiteren Brotstückchen würfe ich gezielt vor die Schnäbel der Entenweibchen. [Venske, Regula: Marthes Vision, Frankfurt am Main: Eichborn Verlag 2006, S. 56]
Der Konsument darf zahlen und hat ansonsten den Schnabel zu halten. [Tucholsky, Kurt: »Guten Morgen – dies ist Ihre Zeitung!«. In: Kurt Tucholsky, Werke – Briefe – Materialien, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1928]]
Im Gras neben dem Misthaufen scharrten Hühner und pickten mit ihren gelben Schnäbeln in der Erde. [Pressler, Mirjam: Malka Mai, Weinheim Basel: Beltz & Gelberg 2001, S. 34]
Das Schiff hat weder Schnabel noch Hinterteil, ist rund wie ein Schild und wird ganz mit Stroh angefüllt. [Krämer, Walter: Geheimnis der Ferne, Leipzig u. a.: Urania-Verlag 1971, S. 63]
Unter den Arbeitenden durfte er reden, wie ihm der Schnabel gewachsen war. [Marchwitza, Hans: Roheisen, Berlin: Verlag Tribüne Berlin 1955, S. 192]
Zitationshilfe
„Schnabel“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Schnabel>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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