breiter, meist meißelförmiger, zum Abbeißen der Nahrung dienender Zahn mit nur einer Wurzel, von dem je vier Exemplare im Oberkiefer und Unterkiefer vorn zwischen den Eckzähnen stehen, Vorderzahn
Schneidezahn, der
eWDG
Bedeutung
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
schneiden · Schneid · schneidig · Schneide · zweischneidig · Schneider · schneidern · abschneiden · Abschnitt · anschneiden · Aufschnitt · beschneiden · durchschneiden · überschneiden · verschneiden · Verschnittener · Verschnitt · Schneidezahn
schneiden
Vb.
‘mit einem scharfen Werkzeug zertrennen’,
ahd.
snīdan
(8./9. Jh.),
mhd.
mnd.
snīden,
asächs.
snīðan,
mnl.
snīden,
nl.
snijden,
afries.
snītha,
aengl.
snīþan,
anord.
snīða,
schwed.
snida,
got.
sneiþan
(germ.
*snīþan).
Außergerm. werden herangezogen
tschech.
(mundartlich)
snět
‘Ast’,
poln.
(älter)
śniat
‘Baumstamm’,
so daß eine Wurzel
ie.
*sneit-
‘schneiden’
angenommen werden kann,
dazu vielleicht
(mit abweichendem Dental)
mir.
snēid
‘klein, kurz’.
Angesichts dieser geringen Vergleichsmöglichkeiten aber ist erwägenswert,
auch
schneiden
zu der lautmalenden,
etw. Spitzes, etw. Zupackendes, Schnappendes bezeichnenden Wortgruppe
mit anlautendem
germ.
sn-
(s.
Schnabel)
zu rechnen.
schneiden
ist ursprünglich wohl ein Landwirtschaftswort
und bedeutet in alter Zeit
‘mit der Sichel abmähen, ernten’,
vgl. noch heute
Gras,
Getreide,
Korn schneiden.
In übertragener Wendung
jmdn. schneiden
‘gesellschaftlich ignorieren’
(Mitte 19. Jh.)
nach gleichbed.
engl.
to cut (a person);
in der Mathematik
sich schneiden
(von zwei Linien)
‘sich in einem Punkt kreuzen’
(16. Jh.).
Schneid
m.
(bair.-öst.
f.)
‘Mut, Tapferkeit, Draufgängertum’
(18. Jh.),
besonders in Wendungen wie
(keinen) Schneid haben;
eigentlich südd.
(mit Apokope eines auslautenden unbetonten
e),
im Krieg von 1870/71
durch norddeutsche Truppen als Mask. aufgenommen und verbreitet.
schneidig
Adj.
‘forsch, mutig’
(2. Hälfte 19. Jh.),
älter
nd.
een sneidigen Kopp
‘Kopf mit hellem, scharfem Verstand’,
een sneidigen (‘schnellen, energischen’) Gang
(18. Jh.),
mhd.
snīdec,
snīdic
‘schneidend, scharf, stark, kräftig’.
Schneide
f.
‘scharfe, schneidende Kante von Waffen, Werkzeugen, Geräten’,
mhd.
snīde.
zweischneidig
Adj.
‘mit zwei Schneiden versehen’
(15. Jh.),
daher auch
‘sehr scharf’,
übertragen
‘mit Vorteilen und Nachteilen versehen’
(da nach zwei Seiten schneidend),
‘gefährlich’
(17. Jh.).
Schneider
m.
‘Handwerker, der Kleidung anfertigt’
(eigentlich
‘Stoff, Tuch für Kleidung zuschneidet’),
mhd.
snīdære.
schneidern
Vb.
‘Kleidung nähen, anfertigen’
(17. Jh.).
abschneiden
Vb.
‘mit einem Schneidwerkzeug abtrennen, durchtrennen, den Weg ab-, verkürzen, den Zugang verwehren, verhindern’,
ahd.
abasnīdan
(9. Jh.),
mhd.
abesnīden.
Vgl.
gut,
schlecht abschneiden
‘mit gutem, schlechtem Ergebnis abschließen, Erfolg bzw. keinen Erfolg haben’
(Mitte 19. Jh.).
Abschnitt
m.
‘Gliederungseinheit, Textteil, Zeitraum, Zäsur, abtrennbares, abgetrenntes Stück’,
mhd.
abesnit.
anschneiden
Vb.
‘nicht völlig durchschneiden, das erste Stück abschneiden’
(das Brot anschneiden,
übertragen
eine Frage,
ein Problem anschneiden
‘eine Aussprache darüber beginnen’),
mhd.
anesnīden
‘(ein Kleid) anmessen, zurechtmachen’.
Aufschnitt
m.
‘Braten- und Wurstscheiben’
(19. Jh.),
zuvor
‘Schnittstelle’
(18. Jh.),
‘Prahlerei’
(17. Jh.),
frühnhd.
ūfsnit
‘das Anschneiden’
(15. Jh.).
beschneiden
Vb.
‘stutzen, zurückschneiden, glattschneiden, die Vorhaut entfernen’,
ahd.
bisnīdan
(8. Jh.),
mhd.
besnīden.
durchschneiden
Vb.
‘mit einem Schneidwerkzeug zerteilen’,
mhd.
durchsnīden
‘zerschneiden, verwunden, zerteilen’
(s.
Durchschnitt).
überschneiden
Vb.
(reflexiv)
‘sich kreuzen, teilweise zusammenfallen’
(19. Jh.),
zuvor
mhd.
übersnīden
‘beim Schneiden der Feldfrüchte auf den Grund und Boden eines anderen übergreifen, übertreffen’.
verschneiden
Vb.
‘kürzen, zurechtschneiden, durch Schneiden verderben’,
ahd.
firsnīdan
‘weg-, abschneiden, zerschneiden’
(8. Jh.),
mhd.
versnīden
‘zerschneiden, fehlerhaft zuschneiden, ab-, wegschneiden, beschneiden, kastrieren, verwunden, töten, schmälern’.
Verschnittener
m.
‘Kastrat, Eunuch’
(16. Jh.).
Verschnitt
m.
‘Wein, Branntwein, Rum mit Beimischungen anderer Sorten’
(um 1900);
vgl.
verschneiden
übertragen
‘schädigen, verderben, verschlechtern’,
daher auch
‘guten Wein mit schlechtem versetzen’,
in diesem Sinne zuerst (18. Jh.)
nd.
versnīden
(als Praktik der Weinimporteure?).
Schneidezahn
m.
fast nur im Plur.
Schneidezähne
‘die vorderen, scharfen Zähne, mit denen abgebissen wird’
(18. Jh.),
wohl Übersetzung von
medizin.-lat.
dentes incisivi,
Neubildung zur Unterscheidung gegenüber älterem
Backzahn,
Backenzahn,
Stockzahn
(s. d.).
Typische Verbindungen zu ›Schneidezahn‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Schneidezahn‹.
Verwendungsbeispiele für ›Schneidezahn‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Unten schmerzten von den Schneidezähnen weg zunächst alle Zähne gleich.
[Rosendorfer, Herbert: Großes Solo für Anton, Zürich: Diogenes 2000 [1976], S. 292]
Als er elf wurde, fielen ihm die Schneidezähne aus, und für eineinhalb Jahre wuchs keiner nach.
[Süddeutsche Zeitung, 20.07.2002]
Einmal brach er ihr das linke Handgelenk, ein anderes Mal splitterten ihre Schneidezähne.
[Süddeutsche Zeitung, 08.03.2001]
Dabei habe ich zwar meine Schneidezähne verloren, aber das war es mir wert.
[Süddeutsche Zeitung, 23.06.2000]
Zum Atmen sägen sie mit ihren Schneidezähnen Löcher ins Eis.
[Die Welt, 18.10.1999]
Zitationshilfe
„Schneidezahn“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Schneidezahn>.
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