Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Schoß, der

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Schoßes · Nominativ Plural: Schöße
Aussprache 
formal verwandt mitlangschößig
Wortbildung  mit ›Schoß‹ als Erstglied: Schoßbluse · Schoßgeige · Schoßhund · Schoßjacke · Schoßkind · Schoßrock · Schößchen
 ·  mit ›Schoß‹ als Letztglied: Erdenschoß · Frackschoß · Mutterschoß · Rockschoß
eWDG

Bedeutungen

1.
Vertiefung, die beim Sitzen durch die Oberschenkel und den Unterleib gebildet wird
Beispiele:
das Kind sitzt auf dem Schoß der Mutter
die Mutter hatte das Kind auf dem Schoß, nahm das Kind auf den Schoß
die Kleine kletterte auf seinen Schoß
die Katze sprang auf ihren Schoß, ihr auf den Schoß
sich auf jmds. Schoß setzen
sie hielt ihre, die Hände im Schoß, hatte das Strickzeug im Schoß liegen, ließ das Buch in den Schoß sinken
weinend legte das Kind den Kopf in den Schoß der Mutter
wie in Abrahams Schoß (= geborgen, sicher) ruhen, schlafen, sitzen
bildlich
Beispiele:
ihm fällt alles in den Schoß (= ihm wird alles zuteil, ohne dass er sich darum zu bemühen braucht)
die Hände in den Schoß legen (= nichts tun, müßig sein)
gehoben, übertragen Schutz, Geborgenheit
Beispiele:
er ist im Schoß der Familie aufgewachsen, in den Schoß der Familie zurückgekehrt
Fulganzio … ist in den Schoß der Kirche zurückgekehrt [ BrechtGalilei14]
2.
dichterisch Mutterleib
Beispiele:
sie trägt ein Kind in ihrem Schoß
Als er aus dem Schoß seiner Mutter kam, damit er lebte, hatte der Kampf begonnen [ E. ClaudiusGrüne Oliven30]
übertragen das Innere
Beispiele:
das liegt noch im Schoß der Zukunft (= ist noch verborgen, nicht vorauszusagen)
Im Schoße der Erde gibt es schaurige Höhlen [ KaschnitzHaus73]
in des Grabes Schoß / Versenkt mich [ Ric. HuchGedichte159]
3.
Teil eines Kleidungsstückes
a)
Rockschoß
Beispiele:
ein Frack mit langen Schößen
die Kellner eilten mit fliegenden, flatternden, wehenden Schößen umher
Sie sitzen auf dem Schoß ihres Rockes [ Th. MannLotte7,688]
b)
meist gekräuselt oder glockig an der Taille angesetzter Stoffteil bei Damenkleidung
Beispiele:
eine Jacke mit Schoß
das Kleid hat ein Schößchen
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Schoß1 · Schoßhund · Schoßkind
Schoß1 m. ‘Hüftteil bestimmter Oberbekleidungsstücke’ (vgl. Rockschoß), ‘Mitte des Leibes’, zumal die ‘beim Sitzen zwischen Oberschenkeln und Unterleib entstehende Nische’ ahd. scōʒ m. (10. Jh.), scōʒa f. (um 800), scōʒo m. (um 1000) ‘Ecke, Kleidersaum, Leibesmitte’, mhd. schōʒ m. n., schōʒ(e) f., auch ‘vom Leib niedergehender gefalteter Teil des Kleides, den Schoß deckender Teil der Rüstung’, mnd. schōt m., schōte m. f., mnl. scoot m., nl. schoot ‘Rockschoß, Kleidersaum, Leibesmitte, Meerbusen’, afries. scāt, aengl. scēat m. ‘Ecke, Zipfel, Vorgebirge, Leibesmitte’, anord. skaut n. ‘Ecke, Zipfel, Leibesmitte, Kopftuch’, schwed. sköte, got. skaut (n.?) ‘Saum (des Kleides)’ sind wohl mit Ablaut zu dem unter schießen (s. d.) behandelten Verb gebildet. Auszugehen ist dabei von germ. *skauta- mit einer Bedeutung (vgl. ahd. thrīscōʒ(i), um 1000, aengl. þriskyte, anord. þrīskeyta ‘dreieckig’) ‘Hervorschießendes, -springendes, Spitzes, Ecke, Winkel’, die in ‘Gewand, Zipfel, unterer faltenreicher Teil eines den Unterleib bedeckenden Kleidungsstückes’ übergeht. Von daher erfolgt die Übertragung auf die durch Oberschenkel und Unterleib gebildete ‘Körpermitte’. So erhält Schoß auch den Sinn von ‘Mutterleib’ und wird zum bildhaften Ausdruck für einen ‘sicheren, geschützten Ort’ wie auch für einen ‘Ort des Werdens, des Entstehens’, vgl. der Mutter Schoß, der Schoß Gottes, in Abrahams Schoß, Schoß der Erde, Schoß der Nacht, Schoß der Natur, Schoß der Familie. Das maskuline Genus mit starker Flexion setzt sich erst im 19. Jh. endgültig durch. – Schoßhund m. ‘kleiner Hund, der sich auf den Schoß nehmen läßt’ (16. Jh.). Schoßkind n. ‘kleines, jüngstes Kind’, auch ‘Lieblingskind, Hätschelkind’ (17. Jh.).

Typische Verbindungen zu ›Schoß‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Schoß‹.

Verwendungsbeispiele für ›Schoß‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Er hielt mir auf seinem Schoße sitzend nach dem Einatmen den Mund zu. [Pilgrim, Volker Elis: Manifest für den freien Mann – Teil 1, Reinbek b. Hamburg: Rowohlt 1983 [1977], S. 16]
Die linke Hand liegt, solange sie nicht beschäftigt ist, auf dem Schoß, nicht auf dem Tisch! [Graudenz, Karlheinz u. Pappritz, Erica: Etikette neu, Berlin: Deutsche Buch-Gemeinschaft 1967 [1956], S. 453]
Aber diese zeitlosen Gehalte fallen uns nicht in den Schoß. [Hirschberger, Johannes: Geschichte der Philosophie, Bd. 1: Altertum und Mittelalter. In: Mathias Bertram (Hg.) Geschichte der Philosophie, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1948], S. 2456]
Oder wollen wir etwa die Hände müßig in den Schoß legen? [Wilhelm II. (Kaiser des Deutschen Reiches): Seepredigt. In: Johann, Ernst (Hg.), Reden des Kaisers, München: Deutscher Taschenbuch-Verl. 1966 [29.07.1900], S. 86]
Wir legen nicht die Hände in den Schoß, sondern wir arbeiten fabelhaft Hand in Hand. [Röhrich, Lutz: Hand. In: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten [Elektronische Ressource], Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1994], S. 24580]
Zitationshilfe
„Schoß“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Scho%C3%9F#1>.

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Schoss, der

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Schosses · Nominativ Plural: Schosse
formal verwandt mitschossen
Ungültige Schreibung Schoß
Rechtschreibregeln § 2, § 25 (E1)
Wortbildung  mit ›Schoss‹ als Erstglied: Schossgabel · Schössling
eWDG

Bedeutung

lang gewachsener, meist junger Trieb einer Pflanze
Beispiele:
der Baum hat Schosse getrieben
die unfruchtbaren Schosse ausschneiden
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Schoß3 m. ‘Steuer, Geldbetrag’ (von den Bürgern zusammengeschossen), mhd. schoӡ n. m., mnd. schot(e) n., afries. skot n., aengl. sceot, scot n., anord. skot n. (germ. *skuta-) und die Entlehnung mlat. scutum n. Eine ablautende Bildung (wie Schuß, s. d.), im Hd. zum Maskulinum übergehend und nach dem 19. Jh. ungebräuchlich, zu schießen (s. d.) im Sinne von ‘zuschießen, beisteuern’.

Typische Verbindungen zu ›Schoss‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bieten die DWDS-Wortprofile zu ›Schoss‹ und ›Schoß‹.

Zitationshilfe
„Schoss“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Scho%C3%9F#2>.

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