Schoß1
m.
‘Hüftteil bestimmter Oberbekleidungsstücke’
(vgl.
Rockschoß),
‘Mitte des Leibes’,
zumal die
‘beim Sitzen zwischen Oberschenkeln und Unterleib entstehende Nische’
ahd.
scōʒ
m.
(10. Jh.),
scōʒa
f.
(um 800),
scōʒo
m.
(um 1000)
‘Ecke, Kleidersaum, Leibesmitte’,
mhd.
schōʒ
m. n.,
schōʒ(e)
f.,
auch
‘vom Leib niedergehender gefalteter Teil des Kleides, den Schoß deckender Teil der Rüstung’,
mnd.
schōt
m.,
schōte
m. f.,
mnl.
scoot
m.,
nl.
schoot
‘Rockschoß, Kleidersaum, Leibesmitte, Meerbusen’,
afries.
scāt,
aengl.
scēat
m.
‘Ecke, Zipfel, Vorgebirge, Leibesmitte’,
anord.
skaut
n.
‘Ecke, Zipfel, Leibesmitte, Kopftuch’,
schwed.
sköte,
got.
skaut
(n.?)
‘Saum (des Kleides)’
sind wohl mit Ablaut zu dem unter
schießen
(s. d.)
behandelten Verb gebildet.
Auszugehen ist dabei von
germ.
*skauta-
mit einer Bedeutung
(vgl.
ahd.
thrīscōʒ(i),
um 1000,
aengl.
þriskyte,
anord.
þrīskeyta
‘dreieckig’)
‘Hervorschießendes, -springendes, Spitzes, Ecke, Winkel’,
die in
‘Gewand, Zipfel, unterer faltenreicher Teil eines den Unterleib bedeckenden Kleidungsstückes’
übergeht.
Von daher erfolgt die Übertragung
auf die durch Oberschenkel und Unterleib gebildete
‘Körpermitte’.
So erhält
Schoß
auch den Sinn von
‘Mutterleib’
und wird zum bildhaften Ausdruck für einen
‘sicheren, geschützten Ort’
wie auch für einen
‘Ort des Werdens, des Entstehens’,
vgl.
der Mutter Schoß,
der Schoß Gottes,
in Abrahams Schoß,
Schoß der Erde,
Schoß der Nacht,
Schoß der Natur,
Schoß der Familie.
Das maskuline Genus mit starker Flexion
setzt sich erst im 19. Jh. endgültig durch.
–
Schoßhund
m.
‘kleiner Hund, der sich auf den Schoß nehmen läßt’
(16. Jh.).
Schoßkind
n.
‘kleines, jüngstes Kind’,
auch
‘Lieblingskind, Hätschelkind’
(17. Jh.).