Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Schwindel, der

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Schwindels · Nominativ Plural: Schwindel
Aussprache  [ˈʃvɪndl̩]
Worttrennung Schwin-del
Wortbildung  mit ›Schwindel‹ als Erstglied: Schwindelfirma · Schwindelkurs · Schwindelmanöver · Schwindelmeldung · Schwindelunternehmen · schwindelhaft1
 ·  mit ›Schwindel‹ als Letztglied: Bankenschwindel · Bankschwindel · Börsenschwindel · Etikettenschwindel · Heiratsschwindel · Scheckschwindel · Versicherungsschwindel
eWDG

Bedeutungen

1.
umgangssprachlich (kleine) Unwahrheit, Lüge, (harmloser) Betrug
Beispiele:
ein kleiner, harmloser, dreister, raffinierter, plumper, ausgemachter Schwindel
so ein Schwindel!
was er euch da erzählt hat, war Schwindel
saloppder Schwindel ist rausgekommen, geplatzt
sie tat so, als ob sie den Schwindel glaubte
er fällt auf jeden noch so dummen Schwindel herein
einen Schwindel durchschauen, aufdecken
2.
salopp, abwertend Sache, Angelegenheit, von der man eine schlechte Meinung hat, nicht viel hält
Grammatik: nur im Singular
Beispiele:
was kostet der (ganze) Schwindel?
ich habe den ganzen Schwindel bezahlt
ich will mit diesem Schwindel nichts zu tun haben, von dem ganzen Schwindel nichts wissen
den Schwindel kenne ich!
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

schwindeln · Schwindel · Schwindler · Schwindelei · schwindlig
schwindeln Vb. ‘sich schwindlig fühlen, betrügen’, ahd. swintilōn ‘in Ohnmacht fallen, Schwindel empfinden’ (um 800), mhd. swindeln ist Iterativbildung zu dem unter schwinden (s. d.) dargestellten Verb. Bereits im Ahd. stehen persönliche Konstruktion (swintilōmēs ‘wir schwindeln, fühlen uns schwindlig’) und unpersönliche mit Dativ der Person (uns swintilōt) nebeneinander. Durch freieren Gebrauch entwickelt sich im 18. Jh. ‘sich (wohin) versteigen, abenteuerliche Entwürfe oder Versprechungen machen’ und unter Einfluß von Schwindel ‘Betrug’ und Schwindler ‘Phantast, Flunkerer’ (s. unten) die heute vorherrschende Bedeutung ‘die Unwahrheit sagen, lügen’. – Schwindel m. ‘Taumelgefühl, Lüge, Betrug’, mhd. swindel ‘drehendes Gefühl im Kopf, Taumelgefühl’, aus dem Verb rückgebildet. Übertragen ‘Taumel der Erregung, der Begeisterung’ (18. Jh.). Ausgehend von einer Verwendung ‘unbesonnenes Handeln’ (vereinzelt bereits 16. Jh.) entwickelt sich über ‘unlauteres Handeln’ die heute vorherrschende Bedeutung ‘Lüge, Betrug’ (18. Jh., geläufig seit dem 19. Jh.). Schwindler m. ‘Schwärmer, Phantast’ (17. Jh.), ‘unbesonnener, leichtsinniger, unlauterer Mensch’ (Ende 18. Jh.), ‘Betrüger, Lügner’ (19. Jh.). Aus dem Dt. entlehnt engl. swindler für ‘unbesonnener, leichtsinniger Mensch und Geschäftemacher’ (18. Jh.), danach auch ‘Hochstapler, Betrüger’, das über Hamburg auf das Dt. zurückwirkt. Schwindelei f. ‘Lüge, Betrug’ (2. Hälfte 18. Jh.). schwindlig Adj. ‘körperlich Schwindel empfindend’ (16. Jh.).

Typische Verbindungen zu ›Schwindel‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Schwindel‹.

Verwendungsbeispiele für ›Schwindel‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Schwindel, Betrug, alles Leere klingt mächtig, die Tonnen rollen weit hinter dir. [Aichinger, Ilse: Die größere Hoffnung, Frankfurt a. M.: S. Fischer 1966 [1948], S. 160]
Der Mann, der jetzt dicht hinter der Frau mit dem Kinde stand, schwankte wie von plötzlichem Schwindel gepackt. [Braun, Lily: Lebenssucher. In: Deutsche Literatur von Frauen, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1915], S. 2897]
Oft wenn ich mit meinem Sohn durch die Straßen ging, überfiel mich ein Schwindel. [Braun, Lily: Memoiren einer Sozialistin. In: Lehmstedt, Mark (Hg.) Deutsche Literatur von Frauen, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1911], S. 1978]
Die Darstellung, dies sei militärisch nicht möglich, halte er für Schwindel. [Heuß, Alfred: Hellas. In: Propyläen Weltgeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1962], S. 3891]
Der blitzende Gott macht schwindlig, und vielleicht ist er nur ein Schwindel. [Die Zeit, 13.01.2000, Nr. 3]
Zitationshilfe
„Schwindel“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Schwindel#1>.

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Schwindel, der

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Schwindels · Nominativ Plural: Schwindel
Aussprache  [ˈʃvɪndl̩]
Worttrennung Schwin-del
Wortbildung  mit ›Schwindel‹ als Erstglied: Schwindel erregend · Schwindelanfall · Schwindelgefühl · Schwindelgeist · schwindelerregend · schwindelfrei · schwindelhaft2 · schwindelig · schwindlig
 ·  mit ›Schwindel‹ als Letztglied: Drehschwindel · Liftschwindel · Schwankschwindel
eWDG

Bedeutung

Gefühl des Taumelns, Schwindelgefühl
Beispiele:
(ein) Schwindel befällt, erfasst, ergreift, packt, überfällt, überkommt jmdn.
jmd. wird von einem leichten, plötzlichen, jähen Schwindel gepackt
etw. erregt, erweckt Schwindel
als sie in den Abgrund blickte, fühlte sie (einen) heftigen Schwindel
jmd. leidet an Schwindel (= jmd. bekommt häufig Schwindelanfälle, wird leicht schwindlig)
Verzweiflungsvoll und zitternd vor Schwindel tastete ich mit den Füßen unter mir nach den Leitersprossen [ Hesse3,335]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

schwindeln · Schwindel · Schwindler · Schwindelei · schwindlig
schwindeln Vb. ‘sich schwindlig fühlen, betrügen’, ahd. swintilōn ‘in Ohnmacht fallen, Schwindel empfinden’ (um 800), mhd. swindeln ist Iterativbildung zu dem unter schwinden (s. d.) dargestellten Verb. Bereits im Ahd. stehen persönliche Konstruktion (swintilōmēs ‘wir schwindeln, fühlen uns schwindlig’) und unpersönliche mit Dativ der Person (uns swintilōt) nebeneinander. Durch freieren Gebrauch entwickelt sich im 18. Jh. ‘sich (wohin) versteigen, abenteuerliche Entwürfe oder Versprechungen machen’ und unter Einfluß von Schwindel ‘Betrug’ und Schwindler ‘Phantast, Flunkerer’ (s. unten) die heute vorherrschende Bedeutung ‘die Unwahrheit sagen, lügen’. – Schwindel m. ‘Taumelgefühl, Lüge, Betrug’, mhd. swindel ‘drehendes Gefühl im Kopf, Taumelgefühl’, aus dem Verb rückgebildet. Übertragen ‘Taumel der Erregung, der Begeisterung’ (18. Jh.). Ausgehend von einer Verwendung ‘unbesonnenes Handeln’ (vereinzelt bereits 16. Jh.) entwickelt sich über ‘unlauteres Handeln’ die heute vorherrschende Bedeutung ‘Lüge, Betrug’ (18. Jh., geläufig seit dem 19. Jh.). Schwindler m. ‘Schwärmer, Phantast’ (17. Jh.), ‘unbesonnener, leichtsinniger, unlauterer Mensch’ (Ende 18. Jh.), ‘Betrüger, Lügner’ (19. Jh.). Aus dem Dt. entlehnt engl. swindler für ‘unbesonnener, leichtsinniger Mensch und Geschäftemacher’ (18. Jh.), danach auch ‘Hochstapler, Betrüger’, das über Hamburg auf das Dt. zurückwirkt. Schwindelei f. ‘Lüge, Betrug’ (2. Hälfte 18. Jh.). schwindlig Adj. ‘körperlich Schwindel empfindend’ (16. Jh.).

Typische Verbindungen zu ›Schwindel‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Schwindel‹.

Verwendungsbeispiele für ›Schwindel‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Schwindel, Betrug, alles Leere klingt mächtig, die Tonnen rollen weit hinter dir. [Aichinger, Ilse: Die größere Hoffnung, Frankfurt a. M.: S. Fischer 1966 [1948], S. 160]
Der Mann, der jetzt dicht hinter der Frau mit dem Kinde stand, schwankte wie von plötzlichem Schwindel gepackt. [Braun, Lily: Lebenssucher. In: Deutsche Literatur von Frauen, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1915], S. 2897]
Oft wenn ich mit meinem Sohn durch die Straßen ging, überfiel mich ein Schwindel. [Braun, Lily: Memoiren einer Sozialistin. In: Lehmstedt, Mark (Hg.) Deutsche Literatur von Frauen, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1911], S. 1978]
Die Darstellung, dies sei militärisch nicht möglich, halte er für Schwindel. [Heuß, Alfred: Hellas. In: Propyläen Weltgeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1962], S. 3891]
Der blitzende Gott macht schwindlig, und vielleicht ist er nur ein Schwindel. [Die Zeit, 13.01.2000, Nr. 3]
Zitationshilfe
„Schwindel“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Schwindel#2>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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Wortverlaufskurve 1600−1999
Wortverlaufskurve ab 1946

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