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Schwulst, der

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Schwulstes · Nominativ Plural: Schwülste
Aussprache 
Wortbildung  mit ›Schwulst‹ als Erstglied: Schwulstperiode · Schwulststil · Schwulstzeit
 ·  mit ›Schwulst‹ als Letztglied: Redeschwulst
eWDG

Bedeutung

abwertend übermäßige Verzierung, Überladenheit, Überschwänglichkeit
Beispiele:
prägnant und ohne Schwulst schreiben, reden, formulieren
ein Brief, eine Ansprache ist frei von Schwulst und Geschwätz
der mystische Schwulst einer Theaterinszenierung, eines Romans
der Schwulst des Spätbarocks
die Poesie von der Verwahrlosung und dem Schwulst zu befreien [ BecherPoet. Konfession141]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Schwulst · schwulstig · schwülstig
Schwulst m. ‘überschwengliche, hochtrabende Rede- und Schreibweise, überreicher Schmuck, Überladenheit’, ahd. swulst f. ‘Geschwulst’ (Hs. 12. Jh.), spätmhd. swulst f. ‘Schwiele, Schwellung, geschwollene Körperstelle’ ist (wie früher bezeugtes Geschwulst, s. d.) mit st-Suffix ablautend zu dem unter schwellen1 (s. d.) behandelten Verb gebildet. Es wird jedoch in dieser Bedeutung bereits von frühnhd. Zeit an durch Geschwulst verdrängt; Reste des alten Gebrauchs reichen kaum über das 18. Jh. hinaus. Dagegen ist Schwulst seit dem 18. Jh. in der übertragenen Bedeutung ‘Aufgeblähtheit, Überladenheit’ geläufig, zuerst bei Hagedorn (1757), dann bei Lessing, Wieland, Winckelmann, Schiller, Herder, die auch das heute in dieser Verwendung übliche maskuline Genus durchsetzen. – schwulstig Adj. ‘krankhaft geschwollen’ (16. Jh.). Daneben übertragener Gebrauch wie bei umgelautetem schwülstig (16. Jh., ab 18. Jh. in diesem Sinne allein üblich) ‘aufgeblasen, hochtönend, formal überladen, überreich verziert’.

Typische Verbindungen zu ›Schwulst‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Schwulst‹.

Verwendungsbeispiele für ›Schwulst‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Durch all die angelesene Soziologie, Psychologie, Philosophie schimmert der alte Schwulst. [Die Zeit, 29.03.1968, Nr. 13]
Es gibt nicht nur einen Schwulst in süßlicher, es gibt auch einen in wüster, in chaotischer Ausführung. [Die Zeit, 30.11.1962, Nr. 48]
Nur wissen die, daß heutzutage nichts mehr zu bekommen ist für derlei Schwulst. [Süddeutsche Zeitung, 01.08.1997]
Aber zu übersetzen sind sie kaum, es bleiben nur Leere und Schwulst. [Majumdar, A. K.: Indien im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. In: Propyläen Weltgeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1964], S. 1090]
Das Kunstlied ist aber auch ihnen eine Inspiration, zusammen mit allerlei verquer farbenprächtigem Schwulst. [Die Zeit, 22.05.2006, Nr. 21]
Zitationshilfe
„Schwulst“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Schwulst>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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Wortverlaufskurve 1600−1999
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