Seite
f.
‘Flanke, begrenzende Linie einer Fläche, Grenzfläche eines Körpers’,
ahd.
sīta
(9. Jh.),
mhd.
sīt(e),
asächs.
sīda,
mnd.
sīde,
sīt,
mnl.
sīde,
nl.
zijde,
afries.
aengl.
sīde,
engl.
side,
anord.
sīða,
schwed.
sida
(
germ.
*sīdōn)
sind als Substantivierungen eines in
ahd.
sīto
Adv.
‘schlaff’
(9. Jh.),
asächs.
sīd
‘weit’,
mnd.
sīt,
mnl.
sīde
‘niedrig, weit’,
aengl.
sīd
‘weit, breit, ausgedehnt, lang’,
anord.
sīðr
‘herabhängend, weit, groß’
belegten
germ. Adjektivs anzusehen.
Wenn dieses mit
kymr.
hyd
‘Länge, Fortdauer, Weile’,
air.
sīr
‘langdauernd, ewig’,
mir.
sith-
‘lang, andauernd’,
lit.
sietuvà
‘tiefe Stelle im Fluß’
und den unter
seit
(s. d.)
genannten Formen verbunden
und an die dort angeführte Wurzel
in ihrer abgeleiteten Bedeutung angeschlossen werden kann,
ist
Seite
als
‘das sich räumlich lang Hinziehende’
zu deuten,
zuerst in bezug auf die menschliche
(dann auch tierische)
Körperseite,
die sich vom Arm aus lang nach unten hinzieht.
Danach übertragen
‘begrenzende Gerade einer geometrischen Figur’
(15. Jh.),
‘Buchseite’
(Anfang 16. Jh.),
‘entgegenstehende Gruppierung, Partei’
(16. Jh.,
bereits
mhd. von gegeneinander kämpfenden Heeren).
-seits
mit sekundärem, adverbiellem
-s
versehenes Grundwort in Komposita,
denen akkusativische Verbindungen vorausgehen,
vgl.
andererseits
‘auf der anderen Seite’
(17. Jh.),
mhd.
andersīt;
diesseits
‘auf dieser Seite’
(14. Jh.),
mhd.
dissīt;
jenseits
‘auf der anderen Seite’
(16. Jh.),
mhd.
jensīt;
abseits
(s. d.).
Danach produktiv als Ableitungssilbe für Adverbien,
vgl.
mütterlicherseits,
väterlicherseits
(18. Jh.).
seitlich
Adj.
‘auf der Seite gelegen’
(19. Jh.),
danach auch Präp. mit Genitiv;
vgl. älteres
mhd.
sītelīchen
Adv.
‘nach der Seite hin’.
beseitigen
Vb.
‘(zur Seite) wegschaffen, entfernen, verschwinden lassen, töten’
(18. Jh.),
zu
frühnhd.
beseit
Adv.
‘zur Seite’,
mhd.
besīt,
besīte
(aus der Fügung
mhd.
bī sīt,
bī sīte).
seitens
Präp.
(19. Jh.)
für älteres
von seite(n)
(18. Jh.)
mit sekundärem, adverbiellem
-s.
Seitensprung
m.
‘Sprung in seitlicher Richtung’,
übertragen
‘Abweichung von einer festen Linie, von der Sache’
(18. Jh.),
dann auch
(zuerst
öst.)
in moralischer Hinsicht
(19. Jh.).