sie
Pers.pron.
f. der 3. Person Sing.
und m. f. n. der 3. Person Plur.
Das Pers.pron. der 3. Person wird im
Germ.
allgemein mit dem Pronominalstamm
ie.
*ei-,
*i-
(s.
er,
es)
gebildet.
Daneben steht ein mit
s-
anlautender Stamm,
der in
got.
si
und
ahd.
sī̌
(Nominativ Sing. Fem.)
wie auch in einigen Formen des Demonstrativums
(s.
der,
die,
das,
dort auch Weiteres zur Verwandtschaft)
bzw. als zweiter Bestandteil des verstärkten Demonstrativums
(s.
dieser,
diese,
dieses)
vertreten ist.
Das Pers.pron. der 3. Person Sing.
entwickelt in Analogie zum einfachen Demonstrativum
(Nominativ Sing. Fem.
ahd.
asächs.
thiu,
Akkusativ Sing. Fem.
ahd.
asächs.
thia)
einen entsprechenden femininen Nominativ
ahd.
asächs.
siu
bzw. Akkusativ
ahd.
asächs.
sia.
Das dadurch mit den starken Adjektiven endungsgleiche Personalpronomen
bildet daraufhin diesen folgende Pluralformen
wie Nominativ und Akkusativ Mask.
ahd.
sie,
asächs.
sia,
sea,
Fem.
ahd.
sio,
asächs.
sia,
sea,
Neutr.
ahd.
siu,
asächs.
siu,
sia,
sea.
Bereits im
Ahd. werden die vollen Formen vereinfacht zu
sī,
sie
und
si,
die auch im
Mhd. gelten
(
mnd.
sē,
mnl.
si),
bis sich im
Nhd.
sie
(
nl.
zij)
an allen Stellen durchsetzt.
Die Anrede
Sie
f. Sing.
an eine weibliche Person
(17. Jh.),
anfänglich höflicher als
Ihr
(s.
ihr),
sinkt (18. Jh.) zur Anrede an sozial
Niedrigstehende herab.
Sie wird ersetzt
(in beiden Geschlechtern)
durch den Plural
Sie1
der zunächst
(Anfang 17. Jh.)
als Anrede einer fürstlichen Person
im Anschluß an pluralische Höflichkeitsformeln
(wie
Euer Gnaden
u. dgl.)
entsteht und bald als allgemeine Form der Anrede
(Ende 17. Jh.,
anfangs noch neben
Ihr)
üblich wird.
Substantiviert
Sie2
f.
‘Tierweibchen’,
besonders
‘Vogelweibchen’,
mhd.
sī,
sie
f.
‘Weib, Frau, Tierweibchen’.
Meist als Deminutivum mit den Suffixen
-lein,
-chen
(
nd.
-ke)
Sielein
n.
(16. Jh.),
spätmhd.
siel.
Siechen
n.
(um 1700),
nd.
Si(e)ke,
Sēke
n.
In der Jägersprache wird die Bezeichnung zum Femininum
Sieke,
Sicke
f.
(18. Jh.),
also nicht mehr als Deminutivum empfunden.
siezen
Vb.
‘jmdn. mit Sie anreden’
(17. Jh.);
s.
duzen,
ihrzen.