prägnant formuliertes, kurzes, oft zweizeiliges Gedicht, häufig mit satirischem Beiklang und überraschender Pointe, Epigramm
Sinngedicht, das
eWDG
Bedeutung
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Sinn · sinnig · unsinnig · Unsinn · sinnlich · Sinnlichkeit · sinnlos · übersinnlich · Sinnbild · Sinngedicht · sinnreich · sinnvoll
Sinn
m.
‘Fähigkeit, Reize zu empfinden, Denken, Gedanken, Gesinnung, Gemüt, Verstand, geistiger Inhalt’,
ahd.
(9. Jh.),
mhd.
mnd.
mnl.
afries.
sin,
nl.
zin
stellt sich als Verbalsubstantiv zu dem unter
↗sinnen
(s. d.)
behandelten stark flektierenden Verb
und gehört mit den dort sowie den unter
↗Gesinde
und
↗senden
(s. d.)
angeführten Formen zu einer Wurzel
ie.
*sent-
‘eine Richtung nehmen, gehen’,
übertragen
‘empfinden, wahrnehmen’.
Die Übertragung der Bedeutung fällt bei
Sinn
bereits vollständig in vorgerm. Zeit
(anders als bei
↗sinnen,
s. d.).
Häufig in festen Wendungen wie
bei Sinnen (‘bei Verstand’) sein,
mhd.
bī sinne sīn;
von Sinnen (‘nicht bei Verstand’) sein,
vgl.
mhd.
von sinnen komen;
Sinn (‘Lust, Neigung’) für etw. haben
(18. Jh.),
im Sinn haben
‘beabsichtigen’
(Anfang 17. Jh.),
seine fünf Sinne beisammen haben
‘gesunden Menschenverstand besitzen’
(18. Jh.,
älter
seine fünf Sinne haben,
15. Jh.).
sinnig
Adj.
‘durchdacht, überlegt’,
ahd.
sinnīg
‘mit Sinnen, Vernunft begabt, verständig, erkennend, weise’
(um 1000),
mhd.
sinnec,
sinnic
‘verständig, besonnen, klug, sinnreich’.
unsinnig
Adj.
‘ohne Sinn, töricht, unvernünftig, absurd’,
ahd.
unsinnīg
(um 1000),
mhd.
unsinnec,
-sinnic
‘nicht bei Verstand, verrückt, sinnlos’.
Unsinn
m.
‘Albernheit, Nonsens’
(18. Jh.,
nach
engl.
nonsense),
älter
‘Torheit, Raserei, Wahnsinn, Bewußtlosigkeit’
(so bis ins 19. Jh.),
mhd.
unsin,
rückgebildet aus
unsinnec.
sinnlich
Adj.
‘mit den Sinnen wahrnehmbar, körperlich, sexuellen Dingen leicht zugänglich’,
vom Plur.
Sinne
ausgehend
(besonders seit dem 18. Jh. geläufig),
mhd.
sin(ne)lich
‘durch die Sinne geschehend’,
im Unterschied zu
mhd.
geistec
‘verständig, klug’;
dazu
Sinnlichkeit
f.
mhd.
sinnelīcheit.
sinnlos
Adj.
‘ohne Sinn und Verstand, zwecklos, ohne Zusammenhang’,
ahd.
sinnilōs
‘nicht mit Sinnen begabt, wahnsinnig’
(um 1000),
mhd.
sinnelōs,
auch
‘ohnmächtig, bewußtlos’.
übersinnlich
Adj.
‘mit den Sinnen nicht wahrnehmbar, übernatürlich’
(17. Jh.).
Sinnbild
n.
‘Symbol’
(17. Jh.),
Übersetzung für
↗Emblem
(s. d.),
zunächst für eine mit den Augen wahrnehmbare Darstellung allegorischen Inhalts,
seit dem 18. Jh. für
‘Symbol’.
Sinngedicht
n.
(Mitte 17. Jh.),
Übersetzung für
↗Epigramm
(s. d.).
sinnreich
Adj.
‘zweckentsprechend’,
mhd.
sinnerīche
‘verständig, klug, erfahren, scharfsinnig’.
sinnvoll
Adj.
‘gehaltvoll’
(18. Jh.),
‘zweckdienlich’.
Thesaurus
Synonymgruppe
↗Aufschrift
·
↗Epigramm
·
Sinngedicht
Synonymgruppe
↗Denkspruch
·
↗Gedankensplitter
·
Sinngedicht
●
↗Sinnspruch
Hauptform
·
↗Aphorismus
geh., bildungssprachlich
·
↗Apophthegma
fachspr.
·
↗Bonmot
geh.
·
↗Gnome
fachspr.
·
↗Priamel
fachspr.
·
↗Sentenz
geh.
Assoziationen |
|
Verwendungsbeispiele für ›Sinngedicht‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Die große Bilderfülle des Goetheschen Sinngedichtes läßt sich szenisch wohl kaum einfangen.
Die Zeit, 15.05.1958, Nr. 20
Auch sein Roman ist ein Design aus den coolen Reden der Szene, aus Herzschmerz und Sinngedicht.
Der Tagesspiegel, 21.08.2003
Andernfalls könnte er sich beispielsweise darüber belehren lassen, daß Lessings Sinngedicht von seinen Zitierern meist mißverstanden wird.
Süddeutsche Zeitung, 02.07.1999
Gottfried Keller, dem Kaiser das Konzept des erdichteten Lebens abgelesen hat, kehrt wieder in einer neuen Deutung des Sinngedichts.
Die Zeit, 11.02.2009, Nr. 08
Evident ist die Vitalität der Bildersprache, die Kraft der strophisch gebundenen Form und der Reichtum der Töne zwischen Sinngedicht, Gebet, Klage, Liebeslied und Verserzählung.
Süddeutsche Zeitung, 26.03.1994
Zitationshilfe
„Sinngedicht“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Sinngedicht>, abgerufen am 21.01.2021.
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