Sintflut
f.
Ahd.
sinfluot
(9. Jh.),
mit Gleitlaut
sintfluot
(11. Jh.),
mhd.
sinvluot,
seit dem 13. Jh. in der Regel
sintvluot
bezeichnet eine
‘große allgemeine Flut oder Überschwemmung’,
besonders aber nach biblischer Überlieferung
(1. Mos. 6, 17 ff.)
die als Strafe für die sündige Menschheit
von Gott bewirkte Überschwemmung der Erde
durch einen vierzigtägigen Regen.
Die Zusammensetzung enthält neben
ahd.
fluot,
mhd.
vluot
(s.
↗
Flut)
germ.
*sin-
(mit ursprünglichem Wurzelauslaut
*sim-)
‘in einem, immerwährend, groß’,
das in Komposita begegnet wie
ahd.
singruoni,
mhd.
singrüene,
aengl.
singrēne,
anord.
sīgrœnn
‘immergrün’
(s.
↗
Singrün),
asächs.
sinnahti,
aengl.
sinnihte
‘ewige Nacht’,
ahd.
sin(a)wel,
mhd.
sin(e)wel,
asächs.
sinuwell,
aengl.
sinewealt,
anord.
sīvalr
‘ganz rund, kugelig’,
got.
sinteins
‘täglich’,
aengl.
sinhere
‘großes Heer’.
Es gehört
(wie
got.
simlē
‘einst, vormals’,
ahd.
simb(a)les,
simb(u)lum,
asächs.
simbla,
simlun,
aengl.
simble(s)
‘immer, fortwährend’,
lat.
semper
‘immer’)
zu der unter
↗
samt
(s. d.)
genannten Wurzel
ie.
*sem-
‘ein(s), in eins zusammen, einheitlich, samt, mit’
(wozu auch
↗
-sam,
↗
sanft,
↗
sammeln,
s. d.).
Bereits vor 1500
wird dieses erste Glied volksetymologisch umgedeutet
und an
Sünde
angelehnt,
wodurch der alleinige Bezug
auf die in der Bibel beschriebene Überschwemmung hergestellt wird,
vgl.
(
obd.)
Sündfluß,
Süntfluß,
Sundfluß,
dann
Sündflut
f.
(1. Hälfte 16. Jh.).
Erst seit der sprachwissenschaftlichen Deutung des Wortes
im 19. Jh.
nimmt der Gebrauch der Form
Sintflut
wieder zu.
Die Verwendung von
-fluß
neben
-flut
vom 15. bis zum 17. Jh.
beruht auf der Synonymie von
mhd.
vluot
und
vluʒ
(s.
↗
Fluß).
vorsintflutlich
Adj.
‘völlig veraltet, modernen Anforderungen nicht entsprechend’
(19. Jh.),
eigentlich
‘(wie) vor der Sintflut’;
älter
vorsündflutisch
‘zeitlich vor der biblischen Flut’
(16. Jh.).